Peter Masters hat in Sword and Trowel einen Artikel mit dem Titel The Merger of Calvinism with Worldliness verfasst. Dazu habe ich folgende Gedanken:
Dr. Masters hat den Mut, die Dinge zu sagen, wie er sie sieht, ohne Angst vor einer allfälligen 'political uncorrectness' zu haben.
Vieles, das er in diesem Artikel ankreidet, ist es wert, hinterfragt und korrigiert zu werden.
Dennoch beschleicht mich das ungute Gefühl, dass Dr. Masters hier dasselbe tut, das er (z.T. mit Recht) Mark Driscoll vorwirft. Dass er nämlich das Evangelium kulturell kontextualisiert. Nur dass er es nicht der Kultur der heutigen 'Welt' anpasst, sondern derjenigen vor unserer Zeit. Ist er damit nicht selbst ein Bisschen 'weltlich'? Manchmal habe ich den Eindruck, dass er wahres Christentum mit einer bestimmten 'christlichen Kultur' gleichsetzt, die ihm am meisten behagt.
Ich gebe aber dennoch zu, dass ich selber manchmal auch etwas Mühe habe mit den Bemühungen, alle möglichen geistlichen Bewegungen, die sich in einem schmalen Bereich an Calvinistische Überzeugungen anlehnen, gleich ins Refomierte Camp einzuordnen und zu umarmen. Manchmal ist es vielleicht weiser, wenn man etwas wartet, bevor man etwas preist... dennoch würde es Dr. Masters vielleicht gut anstehen, etwas mehr die Qualitäten eines C.J. Mahaney oder Mark Driscoll und einiger jüngerer Proponenten zu würdigen. Da gibt es doch einiges, was beachtenswert ist.
Diese Männer sind - wie die meisten von uns - nicht ihr Leben lang reformiert gewesen. Nach Dr. Masters' grossem Vorbild Charles Spurgeon werden wir ja alle als Arminianer geboren. Wir gingen einen Weg, bevor wir all die wichtigen biblischen Wahrheiten, die im Reformierten Glauben zusammengefasst sind, entdeckten und erkannten.
Wenn man nun einen Zaun um das "richtig reformiert", bzw. "richtig calvinistisch" macht, indem man alle anderen draussen hält, die nicht die eigene Sichtweise in Allem teilen, wird man niemanden mehr gewinnen. Aber genau das wollen wir doch. Wir wollen doch, dass die wunderbaren Lehren von der souveränen Gnade Gottes, von seinem Bund, von dem Gebrauch der Gnadenmittel, der Zentralität Christi, der Allgenugsamkeit des Wortes Gottes, usw., allen zugänglich werden.
Wir sollten uns freuen, wenn eine ganze Reihe Mittzwanziger sich für diese Wahrheiten öffnen, sie annehmen und sie sogar in ihren Kreisen (die dann eben vorerst noch nicht davon geprägt sind) propagieren. Denn die Lehren der souveränen Gnade haben eine Kraft, die reformiert. Auch bei den meisten von uns älteren Hasen hat sich das ja bewährt. Wir müssen den Leuten Zeit geben. Wenn sie sich wirklich für die alten refomierten Theologen öffnen, wird sich vieles in ihrer Theologie und Praxis ordnen. So dass sie dann irgendwann auch "richtig reformiert" sind. In der Zwischenzeit können wir uns selber ja immer wieder fragen, ob wir denn noch richtig reformiert sind. Ob wirklich unser ganzes Leben und Denken von der Schrift geprägt (re-formiert) wird.
Und wenn einige Zeit vergangen ist, dürfen wir vielleicht auch noch erleben, dass Peter Master ganz reformiert wird und die Taufe der Bundeskinder anerkennt ;-)
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Das Problem ist ja aber gerade, dass man meint sich nicht verändern zu müssen (auch wenn das wohl jeder von sich denkt). Man denkt eben es passe zueinander "reformiert" und "charismatisch" zu sein, dabei ist doch gerade das charismatische Bild vom heiligen Geist und seinem Wirken arg verschoben! Wenn einem dann aber noch verständlich gemacht wird, dass das gut so wäre, dann wird es problematisch.
AntwortenLöschenDabei bin ich auch froh über den Verlauf, der Dinge, das reformierte, sprich biblische, Grundlagen mehr und mehr Raum im Denken der Menschen finden. Gerade die gemeinsame Treue zur völligen Irrtumslosigkeit des Wort Gottes, wie sie durch die Koalition "Together for the gospel" vertreten und verteidigt wird ist sehr erfreulich. Man muss sich trotzdem in Acht nehmen, sich nicht mit dem "kleinsten gemeinsamen Nenner" zufrieden zu geben, denn das kann in die verkehrte Richtung führen.
Herzliche Grüße
Raphael Schuster
Großartiger Arikel. Vielen Dank!
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