Mittwoch, 28. November 2007

Doch nicht ganz allmächtig?

Kürzlich empfahl mir ein befreundeter Pastor, den Film 'Bruce Allmighty' zu sehen. Dieser Film zeige gut, dass Gott alles könne - ausser: jemanden dazu bringen, Ihn zu lieben.
Diese Aussage war natürlich (mehr oder weniger bewusst) gegen die reformierte Lehre der 'unwiderstehbaren Gnade' gerichtet. Die Meinung - von der semipelagianischen Sicht geprägt - Gott könne zwar um den Menschen werben, aber dessen Liebe zu Ihm könne Er nicht wecken, das liege allein in der Entscheidung des Menschen.

Abgesehen davon, dass diese Sicht gleich mehreren biblischen Lehren gleichzeitig widerspricht (Allmacht Gottes: Gott wirkt alles, was Er will Jes 46,10, Eph 1,11; Erweckung allein durch Gottes Initiative: Hes 11,19; 36,26f, Jer 31; Erwählung ohne Vorbedingung: Deut 9,5; Tit 3,5; Eph 2, 2Tim 1,9, usw.) wirft sie konkret die Frage auf: Wenn nicht Gott die Liebe zu Ihm in einem Menschen hervorbringen kann, wer kann es dann?

Es gibt nicht viele Alternativen.
Es sollte wohl geglaubt werden, dass es der Mensch selber ist.
Damit er das aber tun kann, muss der Mensch gewissermassen in einer neutralen Position stehen.
Er muss - von Gott darum gebeten, Ihn doch zu lieben - in der Lage sein, auf diese Bitte in freier Wahl zu antworten. Er muss diese Liebe also bereits in sich haben, die er dann auf Gott ausrichten kann.

Das bedeutet, dass trotz Sündenfall und vererbter Sündhaftigkeit ein bestimmter Teil des Menschen unversehrt geblieben sein müsste.
Der Apostel Paulus hätte nicht Recht, wenn er sagt, dass in ihm nichts Gutes wohnt. Es gäbe mindestens doch etwas Gutes, nämlich die Liebe. Die ist irgendwie intakt geblieben. Wow!
Paulus hätte an dieser und an vielen anderen Stellen nur seine Demut mit einer Hyperbel zum Ausdruck gebracht. Er hätte es nicht wirklich so gemeint, wie er es gesagt hat.

Ich könnte lange so weiterfahren. An der Ablehnung der Lehren der Gnade hängt ein fast endloser Rattenschwanz an Verleugnungen und Abschwächungen biblischer Aussagen, so dass wir uns am Ende fragen müssen, ob wir überhaupt ernsthafte Bibelleser sein und gleichzeitig das reformatorische Verständnis des Heils ablehnen können.
Ich denke, wie können es nicht.
Für C. Van Til war es klar, dass 'Verteidigung des Christlichen Glaubens' die Verteidigung des reformierten Glaubens bedeutet. Dazu kann ich nur 'Amen' sagen.

R.C. Sproul brachte es noch etwas stärker auf den Punkt, als er kürzlich eine Gruppe von ca. 100 Zuhörern (Studenten und Gäste) befragte, ob sie glauben, dass Gott alles, was in der Welt passiert, vorher angeordnet hat (Zitat aus dem Westminster Bekenntnis). 70 antworteten mit Ja, 30 mit Nein.
Anschliessend fragte R.C., wie viele unter ihnen Atheisten seien. Keiner meldete sich. Daraufhin meinte er, das sei aber sehr erstaunlich, dass unter denen, die nicht an Gottes Vorsehung glaubten, keiner sich als Atheist bezeichnet.

Ich kann mir die langen Gesichter vorstellen. Aber ich gebe ihm Recht. Niemand, der behauptet, dass er der Bibel glaubt bezüglich ihrer Offenbarung Gottes, kann die Lehren der Allmacht Gottes und die Lehren, die mit Seinem erwählenden Handeln zusammenhängen, einfach verleugnen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Gemeinde, die so stark vom Calvinismus ausgeht, wird früher oder später aussterben...

Kurt Vetterli hat gesagt…

Ein Kommentator, der solch gewagte Aussagen macht, sollte sich nicht bedeckt halten (sprich: anonym bleiben), sonst erweckt er den Eindruck, dass er sich nicht einer Diskussion stellen möchte.

Offenbar hat der Kommentator noch kein allzu ausführlliches Studium der Kirchengeschichte hinter sich.
Denn sonst würde er eines besseren belehrt werden.

Nur ein Beispiel:
Charles Spurgeon, der Calvinist, kam 1854 als Prediger in die Gemeinde, die heute noch unter dem Namen 'Metropolitan Tabernacle' in Süd-London bekannt ist. Diese Gemeinde wird seit 1970 wieder von einem Calvinisten Namens Peter Masters geleitet und wächst stetig. 1970, als er anfing, war die Gemeinde etwa 40 Personen stark. Heute sind da über 1000 Gottesdienstbesucher. Die Gemeinde hat eine florierende evangelistische Kinderarbeit, die von rund 500 Kindern besucht wird. Es sind ca. 100 Kinder- und Jugendmitarbeiter aktiv.
Zu Spurgeons Zeit war die Besucherzahl bei ca. 6000. Als Spurgeon starb, übernahmen "Nicht-Calvinisten" die Gemeinde. Sie schrumpfte zusammen. In der Zwischenzeit bis 1970 ging es immer wieder mal bergauf und bergab. Aber niemals wuchs die Gemeinde wieder so wie dann, als der Calvinist Masters sie übernahm.

Andere Calvinisten, die die jüngere Kirchen- und Missionsgeschite massgeblich prägten (nur eine kleine Auswahl):
George Whitefield, William Carey, Johnathan Edwards, Martyn-Lloyd-Jones...

Heute lebende Calvinisten mit einer stetig wachsenden Gemeinde mit mehreren 1000 Mitgliedern:
John MacArthur (seit 40 Jahren!), John Piper (seit 20 Jahren).

Also vorsicht mit solchen vollmundigen Pauschalurteilen!

Anonym hat gesagt…

Dann muss Ihre Gemeinde ja wachsen, überströmen und täglich nach neuen Räumen Ausschau halten...

Peter hat gesagt…

Was sollen diese bissigen Bemerkungen? Ich glaub nicht an Calvin und nicht an Luther, an JESUS glaub ich und Bruder Vetterli kennt die Schrift und weiß dass die Lehren der Gnade biblisch ist.

Alles muss in Liebe geschehen...