Die Bibel ist nicht mehr wirklich einzige Quelle und alleiniger Massstab für den Glauben, das Denken und Leben der Christen.
Die Reformation im 16. Jh. hat bewirkt, dass der 'Fluss' der christlichen Theologie von den allermeisten Verunreinigungen und von unnützem Treibgut gereinigt wurde.
In den Jahrhunderten danach bis heute - am stärksten wohl im 19. und 20. Jh. ist laufend und zunehmend wieder eine Menge an Gift und schädlichem Material hinzugeflossen. Das Christliche Gedankengut ist vermischt mit allerlei menschlichen Philosophien, liberaler Theologie, Humanismus, Psychologie, Feminismus, usw.
Die Bedeutung der Bibel für das ganze Christenleben, für die Theologie und die Gemeinde ist fast unmerklich herabgestuft worden. Das Wort Gottes wird meistesn nur noch gebraucht für die Erbauung der frommen Gefühle einer desorientierten Christenheit.
Probleme im persönlichen Leben und in Beziehungen in der Gemeinde werden versucht, mithilfe humanistisch-psychologischer Lehren zu lösen.
Probleme in Leitungsfragen der Gemeinde werden nach vermeintlichen 'Erkenntnissen' aus Politik, Management und Business angegangen.
In Mission und Evangelisation wird nach Marketing-Strategien gearbeitet.
Zusammengefasst könnte man sagen, dass man nach Mitteln und Lösungen sucht, die schnell funktionieren sollen.
Entgegen dem Genannten ist das Wort Gottes in all diesen Bereichen eher sehr langsam wirksam. Das bringt in unserer immer schnelllebigeren Welt gewisse Nachteile. Wir können es heute fast nicht mehr aushalten, wenn wir nicht innert kurzer Frist die Resultate unserer Bemühungen sehen können.
Was wir aber dabei so oft vergessen ist, dass das Wort Gottes genau die Resultate in genau der Zeit bringt, wie es Gott haben will.
Als Gemeinde Gottes, als sein Volk, sollten wir nicht nach Lösungen suchen, die uns und unsere Komfortgelüste, unser Gefühlsleben und unsere Vorstellungen von Effizienz befriedigen.
Daran ist Gott wahrscheinlich gar nicht interessiert.
Gott sucht seine Ehre, die offenbart wird, indem Er durch sein - selbstwirksames - Wort wirkt. Und diese Ehre sollten wir auch suchen. Überall, in unserem eigenen Leben, in unseren Gedanken, Empfindungen, Beziehungen, im Gemeindeleben, in der Welt.
Dieses Wort Gottes muss wieder normativ und formativ (das heisst: Mass-gebend - es ist die Norm für alles, was wir tun, und formend - es prägt das Wesen von allem, was wir tun) werden.
Ich glaube, der Grund dafür, dass die Schrift im Christenleben so an Bedeutung verloren hat, ist der mangelnde Glaube an ihre Kraft.
Wir glauben einfach mehr an unser eigenes Können und unsere eigene Klugheit als an Gottes lebenschaffendes und lebensveränderndes Wort.
Sich an den Grundsatz 'Sola Scriptura' zu halten, würde heissen, von allen menschlichen Bemühungen in sämtlichen Bereichen des Christenlebens abzulassen und allein auf diese Kraft des Wortes Gottes zu vertrauen.
Das fängt an mit dem Bekenntnis zur absoluten Autorität und Unfehlbarkeit der Schrift für jeden Lebensbereich. Aber beim Bekenntnis dürfen wir nicht stehenbleiben. Dem Bekenntnis muss das Wagnis folgen, sich uneingeschränkt und ohne Rückhalt auf die Anweisungen und Versprechen der Heiligen Schrift einzulassen. Ganz egal, ob die menschliche Vernunft, die politische Korrektheit oder irgend eine andere alte oder populäre Philosophie dem zustimmt.
Wenn wir wirklich an die uneingeschränkte Autorität und Kraft des Wortes Gottes glauben, dann können wir ganz getrost und unbeeindruckt vom ängstlich-pragmatischen Betrieb um uns herum eine Missions- und Evangelisationsarbeit ohne Hilfe von Marketigstrategien pflegen und glauben, dass das Reich Gottes wächst, indem wir einfach bezeugen, was Gottes Wort in unserem Leben bewirkt.
Diese Wirkung des Wortes allein können wir erleben, wenn wir Seelsorge und Lebensberatung machen, ohne die Ideen aus der humanistisch-psychologischen Beratung miteinzubauen, weil wir überzeugt sind, dass seelische Gesundheit heisst, dass bei einem Menschen die Frucht des Heiligen Geistes wächst. Diese wirkt der Geist ja durch das Wort.
Die Ausrichtung an der Heiligen Schrift allein würde in unseren Gemeinden auch bewirken, dass wir männliche Gemeindeleitungen haben. Auch wenn das allem entgegensteht, was in der Welt an Führungsstilen praktiziert wird.
Gott hat beschlossen, seine Gemeinde durch Männer zu führen, die Er dazu beruft. Wir brauchen uns nicht zu fragen, welche femininen Anteile dann vielleicht fehlen oder zu kurz kommen. Wenn Gottes Wort uns seinen Willen so offenbart, dann ist es so am besten für die Gemeinde.
Ich könnte unendlich weiterfahren. Es läuft immer auf dasselbe hinaus: Glauben wir wirklich, dass das Wort Gottes, die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, alles wirkt und alles verändert, was Gott wirken und verändern will?
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