Mittwoch, 8. Juni 2011

Die Bedeutung des kirchlichen Amtes im gewöhnlichen Dienst

Das Folgende ist eine Übersetzung des Artikels "The Importance of Church Office in the Ordinary Ministry" von Michael Horton:
(mit der freundlichen Erlaubnis von Modern Reformation Magazine)

In der Schrift wird das gesamte Volk Gottes als Priester, die als lebendige Steine in das Heiligtum eingebaut sind, verstanden. Doch nicht alle aus dem gesamten Bundesvolk sind offizielle Diener. Alle sind Schafe, aber nicht alle sind Hirten unter dem grossen Hirten (wie Paulus besonders in 1Kor 11 und 12 argumentiert). Es gibt verschiedene Gaben und verschiedene Berufungen in dem einen Leib. Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen (Tit 2:5), aber er hat "die Apostel, die Propheten, die Evangelisten, die Hirten und Lehrer" seinem Leib gegeben, damit er erbaut werde (Eph 4:5-16). Diese unterschiedlichen Gaben ergeben spezielle Ämter des Dienstes und der Aufsicht. Solche Gnadengaben sind jedoch nicht sakramental in die Empfänger des Amtes eingegossene Qualitäten (oder nach Römisch-katholischer Terminologie 'unauslöschliche Charakteristiken'), so dass sie vom Wesen her über die Laien erhoben würden. Sie sind einfach Gaben für bestimmte Ämter, die ihnen gegeben sind, um dem Rest des Leibes zu dienen. Wie Christus versprochen hat, hat er uns nicht als Waisen zurückgelassen, sondern ist anwesend durch den Geist im Dienst des Wortes.

Zugegeben, das Folgende ist eine nicht einfach belegbare Interpretation, besonders da unsere modernen Übersetzungen (im Kontrast zu älteren) Epheser 4:11-12 folgendermassen wiedergeben: "Die Gaben, die er gab, waren so dass er einige als Apostel, einige Propheten, einige Evangelisten, einige Hirten und Lehrer gab, damit sie die Heiligen für das Werk des Dienstes ausrüsten." [sinngemäss aus dem Engl. nach NRSV oder ESV]. Es gibt jedoch gute Gründe, die älteren Übersetzungen (z.B. 'King James') zu bevorzugen, die den Vers so wiedergeben: "Und er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Evangelisten und einige als Hirten und Lehrer, um die Heiligen zu vollenden, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi."

Wenn man die Konstruktion des Griechischen reflektiert, kann man sehen, dass die ältere Übersetzung drei Linien der Absicht für die Ämter zieht, die neuere Übersetzungen verbergen. Dieselben Ämter die für die Vollendung (nicht Ausrüstung) der Heiligen gegeben sind, sind auch für das Werk des Dienstes und für die Erbauung des Leibes gegeben. Nach dieser Lesart hat Christus die Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer für den Dienst des Wortes gegeben, der den ganzen Leib zur Einheit, Reife und Vollkommenheit in der Wahrheit bringt. Das heisst nicht, dass der Leib durch die Dienst dieser Ämter allein zur Vollkommenheit kommt. Denn es sind andernorts andere Gaben genannt (bes. Röm 12 u. 1Kor 12). Der Fokus ist hier jedoch beschränkt darauf, den Leib durch gesunde Lehre zu Einheit und Reife zu bringen. Indem er diese Interpretation von Eph 4 favorisiert, bemerkt Andrew Lincoln: "Eine aktive Rolle für alle Gläubigen ist durch die Verse 7 und 16 gewährleistet, aber der primäre Kontext hier in Vers 12 ist die direkte, einfache Bedeutung, die nicht die Ergänzung durch einen weiteren Satz erfordert, und es ist wahrscheinlicher, dass sich 'diakonia' (Dienst) auf die eben genannten Diener bezieht. So ist es schwierig, den Verdacht abzuweisen, dass die andere Sicht zu oft motiviert ist durch einen Eifer, Klerikalismus zu vermeiden und ein demokratisches Modell für die Kirche zu unterstützen.

Es ist bezeichnend, dass die Gaben, die in Röm 12:3-8 und 1Kor 12:4-28 genannt werden, Gastfreundschaft, Geben, Administration und andere Werke des Dienens beinhalten, wobei Epheser 4 nur Christi Gabe der Ämter für die Reife des ganzen Leibes durch gesunde Lehre erwähnt. Also ist der Punkt, dass Christus nach seiner Himmelfahrt seinem Volk den Dienst des Wortes als eine Gabe gegeben hat. Das bedeutet nicht, dass diejenigen, die nicht Diener (im Sinn von Inhaber eines kirchlichen Amtes) sind, nicht begabt und berufen sind, einander zu lieben und zu dienen, aber dies kommt später in V. 17 bis zum Ende des Kapitels 5. Bevor sie dienen, werden sie bedient. Das unterstreicht noch einmal die bemerkenswerte Grosszügigkeit des siegreichen Hauptes der Kirche, dass er sein Volk zuerst zu Empfängern, dann erst – als Resultat – zu aktiven Gebern macht. Während jedes Glied und jede Gabe gebraucht wird, damit der Leib voll funktionsfähig ist, hängt das Leben des Leibes von der treuen Aufrechterhaltung des Dienstes des Wortes und der Sakramente ab. Nicht alle Glieder des Leibes können sich ausschliesslich dem Wort und Gebet widmen, wie Petrus feststellte (Apg 6:2-7), aber wenn einige dies nicht tun (besonders aus eines fehlgeleiteten Annahme, dass jedes Glied ein Diener [Inhaber eines Amtes] sei), dann werden die Schafe nicht ernährt und der Leib wird nicht aufgebaut in Christus. In der Tat: als die Apostel durch die Einsetzung von Diakonen für dieses Werk freigestellt wurden – lesen wir: "wuchs das Wort des Herrn weiter" (Apg 6:7). Wenn Petrus für dieses Werk freigestellt werden musste, dann müssen erst recht gewöhnliche Diener des Wortes soviel als möglich von säkularen Aufgaben und auch den nötigen und wichtigen Details der kirchlichen Administration freigehalten werden.

Durch diesen Dienst sind wir alle Empfänger der Einheit des Glaubens, der Erkenntnis des Sohnes Gottes und der Reife in Christus. Deshalb wird das, was wir in Christus bereits besitzen (Ein Gott und Vater, ein Geist, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe) von Christus durch von Generation zu Generation bewahrt. Auf der Grundlage dieser Gabe von Botschaftern empfangen die anderen Glieder des Leibes was sie brauchen, damit sie "nicht länger wandeln wie die Nationen in der Nichtigkeit ihres Sinnes" (Eph 4:17), sondern ihre Berufung in der Welt leben (V. 18-24). Sie haben auch Teil am Gottesdienst, nicht nur als Empfänger, sondern auch als Aktive, indem sie "einander in Psalmen und Hymnen und dem Herrn in ihren Herzen geistliche Lieder singen und spielen und allezeit für alles dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus sie sich einander unterordnen aus Ehrfurcht vor Christus" (Eph 5:15-21). Für all das ist ein formeller kirchlicher Dienst unentbehrlich.

Nicht nur als Gemeinschaft, sondern als Kirche ist der Leib durch hörbare und sichtbare Bande mit seinem Haupt verbunden. Zum Beispiel deklariert das Westminster Bekenntnis:

"Jesus, der Herr, hat als König und Haupt seiner Kirche in dieser eine Regierung in der Hand von Amtsträgern der Kirchen eingesetzt, die sich von der bürgerlichen Obrigkeit unterscheidet.

Diesen Amtsträgern sind die Schlüssel des Himmelreichs übergeben worden, kraft derer sie die Vollmacht haben, Sünden je nachdem zu behalten oder zu vergeben, dieses Reich vor den Unbussfertigen sowohl durch das Wort als auch durch die Kirchenzucht zu verschliessen und es den bussfertigen Sündern durch das Amt des Evangeliums und durch die Lossprechung von der Kirchenzucht aufzuschliessen, wie die Situation es erfordert."

Zusätzlich zur lokalen Gemeinde gibt es breitere Versammlungen der Kirche. "Deren Anordnungen und Entscheidungen sollen, sofern sie mit dem Wort Gottes übereinstimmen, mit Ehrerbietung und Unterordnung angenommen werden, jedoch nicht allein, weil sie mit dem Wort übereinstimmen, sondern auch aufgrund der Vollmacht, aufgrund derer sie gefällt werden, weil es sich um eine Ordnung Gottes handelt, die zu diesem Zweck in seinem Wort eingesetzt wurde."

Sonntag, 8. Mai 2011

The Church and Evangelism

Anlässlich der Synode der ERKWB am 6.&7. Mai in Riehen/Basel hielt Prof. Anthony Curto (Greenville Presbyterian Theological Seminary) eine Reihe von Referaten über die Kirche und Evangelisation.

Die Referate 2 und 3 wurden aufgenommen und können hier Teil 2 und hier Teil 3 angehört werden.

Siehe auch hier für eine Predigt von Tony Curto in der ERKWB Basel am 8.5.2011
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Dienstag, 22. März 2011

Edwards Biografie

Warum man diese Biografie lesen sollte....
Es ist nicht aussergewöhnlich, dass die wirklich guten Bücher nicht oder erst sehr spät übersetzt werden. Es ist wohl nicht so, dass lesende Menschen einfach deshalb, weil sie lesen, schon kluge Menschen sind... oberflächlicher und leicht eingängiger Lesestoff lässt sich auch unter christlichen Lesern viel leichter verkaufen... Umso erfreulicher ist es, wenn ab und zu wieder einmal ein richtiges Buch herauskommt, das sein Salz wert ist. Iain Murray's Biografie über Jonathan Edwards gibt es schon fast 25 Jahre. Aber erst seit ein paar Wochen auf Deutsch. Man sollte es sich unbedingt gönnen.
Warum?
Murray's Edwards-Biografie ist nicht einfach eine Heldenverehrung. Obwohl man Edwards sehr wohl unter seinen Helden einordnen darf. Aber das Buch bietet eine Menge mehr. Murray setzt sich neben der Lebensbeschreibung des Mannes sehr ausführlich mit seinem Ringen um die Frömmigkeit der Christen seiner Zeit auseinander. Er gibt ausserdem einen sehr guten Einblick in die Geschichte der geistlichen Ereignisse seiner Zeit.
Auch setzt er sich auseinander mit theologischen Fragen im Zusammenhang der Erweckung, wie z.B. die enthusiastisch-schwärmerischen Tendenzen, die jeden geistlichen Aufbruch zu begleiten scheinen. Dazu gibt es viel über Evangelisation, Kirchenleitung und Verkündigung zu lernen.
Das Buch ist wirklich eine Schatzkammer, die nicht nur für biografisch interessierte Leser geeignet ist, sondern vor allem für Pastoren und Gemeindeleiter sehr hilfreich ist.
Zu all dem kommt, dass dieses fast 600 Seiten starke Werk sehr günstig erhältlich ist. Also nicht wie los und eins gekauft! zum Beispiel hier

Sonntag, 16. Januar 2011

Was ein Komma ausmacht

A panda walks into a café. He orders a sandwich, eats it, then draws a gun and fires two shots in the air. "Why?" asks the confused waiter, as the panda makes toward the exit. The panda produces a badly punctuated wildlife manual and tosses it over his shoulder. "I'm a panda," he says at the door. "Look it up." The waiter turns to the relevant entry and, sure enough, finds an explanation. "Panda. Large black and white bear-like mammal, native to China. Eats, shoots and leaves."

Sonntag, 9. Januar 2011

Die Bedeutung der Kirche Christi

Tony Curto, Professor für praktische Theologie und Apologetik am Greenville Presbyterian Seminary, hielt zwei hervorragende Vorträge über die Bedeutung und Wichtigkeit der Kirche an einem gemeinsamen Anlass der ERKWB Österreich und Schweiz. Beide Referate wurden ins Deutsche übersetzt und können hier Teil 1 und hier Teil 2 gehört werden.