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Dienstag, 7. Dezember 2010

Nichts lieber als die Wahrheit...?

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange geniesst die Sympathie der Mehrheit, auch wenn er sich mit seinen Operationen zur Auffindung und Veröffentlichung brisanter Wahrheiten oft im grauen Bereich der Legalität bewegt.
In einer Umfrage der Website der (CH-) Tagesschau stimmten die Besucher darüber ab, wie sie zu den Aktionen von Wikileaks stehen.

Es waren drei Möglichkeiten zum Antworten gegeben:

a) Wir mögen, wenn David gegen Goliath kämpft
b) Wir lieben nichts mehr als die Wahrheit
c) Wir möchten, dass Aussenseiter bestraft werden

b) war eindeutig an der Spitze - 56% wählten diese Option. Das Resultat ist einerseits erstaunlich, andererseits nicht.

Nicht erstaunlich ist es, wenn wir hinter die direkte Aussage: "Wir lieben nichts mehr als die Wahrheit" schauen. Es war schon immer willkommen, wenn jemand die Machenschaften von irgendwelchen mächtigen Institutionen, denen wir uns z.T. ausgeliefert fühlen, oder die bedrohlich oder beängstigend wirken, ans Licht brachte. Darum sind Verschwörungstheorien beliebt, ob sie wahr sind oder nicht. Übermächtige Kirchen oder Sekten, die ihre Anhänger knechten, Staaten/Regierungen, die ihre Autorität missbrauchen, um ungehindert Unrecht zu tun, Mega-Konzerne, die mittels ihrer finanziellen Ressourcen das geltende Recht umschiffen, usw... Wenn diese Dinge ans Licht kommen, sind wir froh und fühlen uns sicherer, denn wer weiss denn, ob es nicht ihn auch einmal treffen kann, wenn er einem dieser Mächtigen in die Quere kommt?

Erstaunen tut die Aussage der Mehrheit, dass wir "nichts mehr lieben als die Wahrheit", wenn wir den Satz wörtlich nehmen und ihn auf jede Situation und auf jeden Menschen (auch uns selber) anwenden.
Lieben wir denn die Wahrheit, wenn sie für uns zum Nachteil wird?
Ja, wir verurteilen diejenigen, deren 'Wahrheit' durch Wikileaks ans Licht gezerrt wird. Wir verurteilen zu Recht, dass sie verhindern wollen, dass ihre dunklen Machenschaften an die Oberfläche kommen.
Aber wie sieht es aus, wenn jemand unsere geheimsten Dinge ans Licht zerren will? Wenn Dinge, die wir getan haben, für die wir uns eigentlich schämen (sollten), bekannt gemacht werden sollten?
Wenn z.B. bekannt werden sollte, dass ich meinen Mitarbeiter, dem ich Loyalität vorheuchle, eigentlich hasse... wenn herauskommen sollte, dass ich meine Frau, meinen Mann betrogen habe (vielleicht nur in Gedanken, oder durch Beschäftigung mit Pornografie, oder gar in der Tat)... wenn die Leute erfahren sollten, dass ich falsche Dinge über andere verbreitet habe, oder dass ich jemandem etwas gestohlen habe (und wenns nur die Zeit ist, die ich durch 'Blau machen' dem Chef gestohlen habe).... und so weiter.
All diese Dinge sehen wir vielleicht nicht als schlimm an. Wir können uns Rechtfertigungen dafür zurechtlegen. Aber wenn wir uns vorstellen, dass wir an die Öffentlichkeit gezogen und hingestellt würden und es heissen würde: "Das ist derjenige/diejenige, der das tut/getan hat."
Würden wir dann auch noch sagen, dass wir nichts mehr lieben als die Wahrheit?

Nein, das glaube ich nicht. Wir würden denjenigen, der diese Wahrheiten über uns ans Licht bringt, so hassen, wie die Klima-Lügner und die Amerikaner Julian Assange hassen!
Darum hassen die Menschen eigentlich die Wahrheit. Vor allem die Wahrheit, die Gott in der Bibel über sie veröffentlicht. Darum hassen sie Gott und seine Botschafter. Weil kaum jemand die Wahrheit liebt, die ihn in ein schlechtes Licht stellt - auch wenn es die volle Wahrheit ist.

Aber eigentlich sollten wir die Wahrheit wirklich lieben. Denn die Wahrheit, die Gott über uns in der Bibel veröffentlicht, dient nicht dazu, uns zu vernichten. Sondern sie will uns zur Umkehr rufen. Und sie will uns den zeigen, der kam, um alle die schändlichen Dinge, die wir gedacht, gewollt und getan haben, zu vergeben.
Es gibt ein göttliches Wikileaks, das nach unserem Ableben aufgeschaltet wird. Dann wird tatsächlich alles ans Licht kommen, was wir bis dahin im Verborgenen gehalten haben.

Wohl dem, der sich der unbequemen Wahrheit schon vorher stellt; zugibt, dass er (in allen Punkten) gegen Gottes Gesetz (nachzulesen in 2.Mose 20) verstossen hat und die angebotene General-Amnestie in Anspruch nimmt, die ihm angeboten wird, wenn er bekennt.
Die Bibel drückt das so aus:

Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. (1Jo 1:8-9)

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Freitag, 19. Juni 2009

Narzisstische Jugend

Zum XX. mal: Die säkulare Welt geht voraus, die evangelikale stolpert hinterher. In den 1980ern "erkannte" die Welt, dass die Jugend ein besonders grosses Problem hat; sie haben zuwenig "Selbstwert". Die psychologischen Gimmicks,die entwickelt wurden, um das Problem flächendeckend zu therapieren, wurden anschliessend von einer Chistenheit, die stets nach neuer Erkenntnis der "Fachleute" dürstet, dankbar übernommen und wo nötig die biblischen Aussagen zum Thema etwas umgedeutet.

Jetzt, anfangs 21. Jahrhundert, gibt es wiederum eine neue Erkenntnis; nämlich, dass die Jugend eine zu hohe Meinung von sich selbst hat. Die "Fachleute" kratzen sich am Kopf und geben eine Pressemeldung heraus (Assossiated Press NY, Feb 2008):

Die heutigen College-Schüler sind narzisstischer und selbstzentrierter als ihre Vorgänger. Das sagt eine umfassende neue Studie von fünf Psychologen, die befürchten, dass dieser Trend sich schädlich auf die persönlichen Beziehungen und die amerikanische Gesellschaft auswirken könnte.
"Wir müssen aufhören, endlos zu repetieren: 'Du bist speziell!' und es die Kinder wiederholen zu lassen." sagt die Leiterin der Studie, Prof. Jean Twenge von der San Diego State University, "die Kinder sind bereits genügend selsbtzentriert!"
Die Forscher beschreiben ihre Studie als die umfassendste, die bisher getätigt wurde, und sagen, dass die NPI-scores (Narcisstic Personality Inventory-Werte) stündig angestiegen sind, seit 1982 der Test eingeführt wurde. Um 2006 sei der Wert bei zwei Drittel der Schüler auf überdurchschnittlich angestiegen. Die Forscher führen das Phänomen auf die "Selbstwert-Bewegung" der frühen 80er Jahre zurück. Die Bemühungen, Selbstvertrauen zu bilden, seine zu weit gegangen....

Man fragt sich, was die "Fachleute" als Lösung für das Problem vorschlagen und ob der Evangeliquallismus sich wiederum anschliesst. Ich habe ehrlich gesagt wenig Hoffnung, dass ein konkretes Umdenken stattfinden wird.

In der Zwischenzeit lehren reformierte Verkündiger und Liebhaber der biblschen Wahrheit weiterhin die unpopuläre Doktrin von der totalen Verderbtheit des Menschen und der Göttlichen Gnade für verlorene Sünder. Und wer Ohren hat, der hört...
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Donnerstag, 11. Juni 2009

Calvinismus und Weltlichkeit - bzw. "richtig reformiert"?

Peter Masters hat in Sword and Trowel einen Artikel mit dem Titel The Merger of Calvinism with Worldliness verfasst. Dazu habe ich folgende Gedanken:

Dr. Masters hat den Mut, die Dinge zu sagen, wie er sie sieht, ohne Angst vor einer allfälligen 'political uncorrectness' zu haben.
Vieles, das er in diesem Artikel ankreidet, ist es wert, hinterfragt und korrigiert zu werden.
Dennoch beschleicht mich das ungute Gefühl, dass Dr. Masters hier dasselbe tut, das er (z.T. mit Recht) Mark Driscoll vorwirft. Dass er nämlich das Evangelium kulturell kontextualisiert. Nur dass er es nicht der Kultur der heutigen 'Welt' anpasst, sondern derjenigen vor unserer Zeit. Ist er damit nicht selbst ein Bisschen 'weltlich'? Manchmal habe ich den Eindruck, dass er wahres Christentum mit einer bestimmten 'christlichen Kultur' gleichsetzt, die ihm am meisten behagt.
Ich gebe aber dennoch zu, dass ich selber manchmal auch etwas Mühe habe mit den Bemühungen, alle möglichen geistlichen Bewegungen, die sich in einem schmalen Bereich an Calvinistische Überzeugungen anlehnen, gleich ins Refomierte Camp einzuordnen und zu umarmen. Manchmal ist es vielleicht weiser, wenn man etwas wartet, bevor man etwas preist... dennoch würde es Dr. Masters vielleicht gut anstehen, etwas mehr die Qualitäten eines C.J. Mahaney oder Mark Driscoll und einiger jüngerer Proponenten zu würdigen. Da gibt es doch einiges, was beachtenswert ist.

Diese Männer sind - wie die meisten von uns - nicht ihr Leben lang reformiert gewesen. Nach Dr. Masters' grossem Vorbild Charles Spurgeon werden wir ja alle als Arminianer geboren. Wir gingen einen Weg, bevor wir all die wichtigen biblischen Wahrheiten, die im Reformierten Glauben zusammengefasst sind, entdeckten und erkannten.
Wenn man nun einen Zaun um das "richtig reformiert", bzw. "richtig calvinistisch" macht, indem man alle anderen draussen hält, die nicht die eigene Sichtweise in Allem teilen, wird man niemanden mehr gewinnen. Aber genau das wollen wir doch. Wir wollen doch, dass die wunderbaren Lehren von der souveränen Gnade Gottes, von seinem Bund, von dem Gebrauch der Gnadenmittel, der Zentralität Christi, der Allgenugsamkeit des Wortes Gottes, usw., allen zugänglich werden.
Wir sollten uns freuen, wenn eine ganze Reihe Mittzwanziger sich für diese Wahrheiten öffnen, sie annehmen und sie sogar in ihren Kreisen (die dann eben vorerst noch nicht davon geprägt sind) propagieren. Denn die Lehren der souveränen Gnade haben eine Kraft, die reformiert. Auch bei den meisten von uns älteren Hasen hat sich das ja bewährt. Wir müssen den Leuten Zeit geben. Wenn sie sich wirklich für die alten refomierten Theologen öffnen, wird sich vieles in ihrer Theologie und Praxis ordnen. So dass sie dann irgendwann auch "richtig reformiert" sind. In der Zwischenzeit können wir uns selber ja immer wieder fragen, ob wir denn noch richtig reformiert sind. Ob wirklich unser ganzes Leben und Denken von der Schrift geprägt (re-formiert) wird.
Und wenn einige Zeit vergangen ist, dürfen wir vielleicht auch noch erleben, dass Peter Master ganz reformiert wird und die Taufe der Bundeskinder anerkennt ;-)
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Dienstag, 19. Mai 2009

No, Mr President!

Dass John Piper die Unverfrorenheit besitzt, mächtigste Männer in der Weise anzusprechen, ist bekannt.
Die Worte, die er an Obama richtet, betreffen uns nicht so direkt. Sehr wohl geht aber die Botschaft uns und unsere Regierung etwas an!
Ob in unserem Land ein Verkündiger den Mut hat, so zu reden....?
Oder wir alle, die Freunde und einen guten Ruf zu verlieren haben...?

Freitag, 6. März 2009

Das Christliche der Christen

Ich schaute mir eben Clint Eastwoods neuesten Film "Gran Torino" an. Der Film ist unbedingt sehenswert - der aufmerksame Betrachter wird einen (beträchtlichen) Rest an christlicher Ethik ausmachen, auch wenn diese wie üblich im humanistischen Gewand daherkommt.
Ich möchte hier aber keine Filmkritik betreiben.

Mir ist beim anschauen etwas erneut aufgefallen, das immer wieder in solchen Filmen vorkommt: fast immer wenn irgendwie das Thema Christentum oder Kirche eine Rolle mitspielt, z.B. wenn jemand heiratet oder ein Beerdigung vorkommt, oder es sonst einen Berührungspunkt mit dem Christlichen gibt, dann kommt die (römisch-) Katholische Kirche vor. Wenn das Innere eines Kirchengebäudes gezeigt wird, ist es in der Regel eine Römische Kirche.

Das macht mich als Reformierten natürlich etwas eifersüchtig.
Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Gerade in Amerika ist ja der Evangelikalismus recht stark vertreten. Auch wäre bei den Evangelikalen sicher die Offenheit da, ein Filmteam in ein Kirchengebäude zu lassen...
Warum zeigen sie aber immer römisch-katholische Gottesdienste oder Handlungen?

Ich habe eigentlich nur eine Erklärung. Für die breite Bevölkerung, die sich die Filme anschaut, ist leichter erkennbar, dass sich hier etwas 'Christliches' abspielt. Im Zeremoniell, im äusseren Gebaren und im Baulichen und Gegenständlichen der römischen Kirche ist das, was landläufig als 'christlich' bekannt ist, deutlicher abgebildet.
Da ist es sinnvoll, wenn man im Film 'das Christliche' ins Spiel bringen will, dass man das dann leicht und schnell erkennbar macht.

Aber ist das denn nur im Film so?
Wäre es nicht auch überhaupt sinnvoll, wenn wir 'das Christliche' ins Spiel bringen wollen, dass wir das dann gleich deutlich erkennbar machen?
Ich denke, JA! Unbedingt!
Ich glaube, es sind fast immer nur die Christen, die 'das Christliche' eher verbergen wollen. Die nicht fromm sein wollen, nicht zu kirchlich erscheinen, sondern wie die Welt um sie herum aussehen und gesehen werden wollen.

Die Welt braucht hier unsere Klarheit.
Die Leute erwarten von uns gar nicht, dass wir nicht als Christen auffallen. Dass 'das Christliche' an uns nicht erkennbar sein soll.
Das ganze Getue um "Kontextualisierung" und "kulturelle Relevanz" geht meines Erachtens in die falsche Richtung. Die der Welt angepassten, eventorientierten 'Gottesdienste' ziehen nur die gelangweilten Christen an, die von ihrem eigenen Kraft-entleerten Christentum nicht mehr vom Hocker gerissen werden.

Aber wenn wir uns schon zu fragen angefangen haben, was denn die Welt von uns möchte, dann wäre es vielleicht gar nicht so dumm, einmal zu erkennen, dass die Welt von uns Christen eigentlich nicht das bekommen will, was sie schon selber hat, sondern eben 'das Christliche' in seiner ureigenen Form.
Wir sollten den Mut haben, wieder ganz unverblümt Kirche zu sein, mit allem was dazugehört. Gottesdienste, in denen das Wort Gottes ausgelegt wird, die Sakramente ausgeteilt werden, wo gebetet wird, Lieder mit biblisch-theologischem Inhalt (anstatt Jesus-is-my-boyfriend-lovesongs) gesungen werden.

Ich bin überzeugt, dass wir keinen Nicht-Christen vor den Kopf stossen, wenn wir ihn nach einem oder mehreren Gesprächen über das Evangelium in einen Gottesdienst einladen, wenn er dann auch einen richtigen Gottesdienst antrifft, in dem 'das Christliche' deutlich erkennbar ist.
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Montag, 12. Mai 2008

Theologiefeindlichkeit

Immer wieder wird mir in Gesprächen gesagt, dass es besser wäre, man würde mehr auf die praktischen Dinge im Leben achten, als dass man sich mit Theologie beschäftigt und die theologischen Fragen so genau nimmt. Die Leute würde in ihrem alltäglichen Leben andere Dinge beschäftigen als theologische Fragen und es sei eher störend für dieses alltägliche Glaubensleben, wenn man systematisch theologisch denkt und arbeitet.

Ich denke, dass Leute, die so argumentieren, in eine Falle des Teufels getreten sind.
Sie sind der List des Teufels auf den Leim gegangen, der das alltägliche Leben der Christen von ihren (nährenden, erhaltenden und schützenden) geistlichen Grundlagen abtrennen will. Wenn er es schafft, den Baum von seinen Wurzeln zu trennen, dann hat er bald sein Ziel erreicht, dass nämlich der Baum vertrocknet und dadurch auch keine oder vorerst nur noch faule Frucht entsteht.

Leute, die so argumentieren, sind geblendet. Sie würden sich im physischen Leben nie nach solchen Gedanken ausrichten wollen. Sie würden ihr Brot nie von einem Bäcker kaufen, der sagt: "Es kommt nich so drauf an, ob ich etwas Sand in den Teig mische, oder ob der Teig Cyanid-Spuren enthält. Hauptsache, die Leute haben Brot auf dem Tisch, das ihnen einigermassen schmeckt."
Sie würden nie bei einem Metzger Fleisch kaufen, der seine Würste oder Hackfleisch produziert, indem er das Fleisch mitsamt Knochen zerkleinert. Oder der in seiner Vitrine auch Rattenfleisch anbietet, es aber nicht deklariert, sondern sagt: "Das ist einfach Fleisch, was soll das Getue mit der Genauigkeit!"
Sie würden nie zu einem Arzt oder Chirurgen gehen, der sagt: "Wozu brauche ich eine Ausbildung? Wozu soll ich mich weiterbilden? Wozu soll ich das so genau nehmen? Jeder weiss doch ungefähr, wo die Därme, das Herz und die Leber sind. Und es gibt ja gute Schmerzmittel, die man nehmen kann, wenn irgendwo wehtut. Hauptsache, ich habe es gut mit meinen Patienten und wir lieben einander..."

Die Theologie ist bemüht, die viel wichtigeren Fragen des ewigen Lebens genau zu beantworten.
In diesen Fragen können wir es uns noch viel weniger leisten, ungenau zu sein. Schliesslich geht es darum, wie man als Sünder vor dem heiligen Gott bestehen kann, wie man vor seinem gerechten Zorn gerettet werden kann, wie man gerettet bleiben kann, wie man sein Leben zur Ehre Gottes lebt.
Es gibt natürlich auch kleinere Nebenfragen, über die man sich streiten kann. Aber auch die kleineren Nebenfragen haben eine Beziehung zu den Hauptfragen.

Wie kann jemand sagen: "Es ist doch besser, wenn man das nicht zu wichtig nimmt," wenn er gleichzeitig die Fragen des irdischen Lebens sehr wohl wichtig nimmt und das auch von anderen fordert (zum Beispiel wenn sein Arbeitgeber oder sein Kunde gewisse vertraglich festgelegte finanzielle Verpflichtungen nicht so tierisch ernst nimmt...)?

Dienstag, 22. April 2008

Together for the Gospel






Zum zweiten Mal fand vom 15.-17. April in Louisville, KY, die "Together for the Gospel" Konferenz statt. Al Mohler, Mark Dever, Lig Duncan und C.J. Mahaney, vier evangelikale Leiter mit einer distinguiert reformiert-theologischen Ausrichtung - zu ihnen gesellten sich R.C. Sproul, John MacArthur, John Piper und Thabiti Anyabwile - sprachen zu über 5'000 Pastoren und Gemeindemitarbeitern über die Kernthemen, die das Evangelium betreffen.

Sämtliche Vorträge waren ein (im Evangeliklalismus ungewohntes) Highlight an geistlichem Gewicht und für alle, die im geistlichen Dienst stehen, eine grosse Ermutigung, dranzubleiben in der unerschütterlichen Betonung des biblischen Evangeliums, der Botschaft vom Kreuz, der stellvertretenden Sühne Christi mit all ihren Implikationen.

Lig Duncan betonte die Wichtigkeit einer Verkündigung, die es nicht scheut, (gesunde) theologische Lehre zu beinhalten.
Al Mohlers Vortrag über die verschiedensten Angriffe auf das Evangelium im Laufe der Geschichte zeigte, wie ernst die Lage tatsächlich ist - wie in jeder Generation das Evangelium neu verteidigt werden musste (und auch heute muss!).
In ähnlicher Weise behandelte Mark Dever diverse aktuelle Abweichungen vom biblischen Evangelium.
C.J. Mahaney verzichtete verdankenswerterweise einmal auf die m.E. überflüssigen Spässe und Zusatzbemerkungen über Football, usw. und glänzte durch geheiligte Ernsthaftigkeit.
Die beiden besten Referate kamen meines Erachtens von zwei der Gastreferenten, nämlich R.C. Sproul und John MacArthur.
R.C. Sproul übertraf sich selbst mit seiner Darbietung über das Thema "The Curse Motive of the Atonement". Obwohl er eigentlich aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigung im Sitzen predigen musste, hatte man den Eindruck, er sei lediglich auf dem Stuhl angebunden worden - sonst wäre er wohl zu sehr abgehoben. 
MacArthur hielt einen der besten und klarsten Vorträge, die ich bisher hörte über die totale Unfähigkeit des Menschen im Bezug auf seine Errettung und die damit zusammenhängende Lehre der Erwählung.
John Piper war feurig wie immer, sein Thema kam jedoch erst in der anschliessenden Diskussion so richtig konkret zum Ausdruck. An diesem Punkt wurde er absolut hilfreich.
Thabiti Anyabwile, ehemaliger eifrig-missionarischer Black Muslim, widmete sein Referat dem Problem des Rassismus und den vereinenden Implikationen des Evangeliums.

Den meisten Referaten folgten Podiums-Diskussionen, die eine unschätzbar hilfreiche Vertiefung und Konkretisierung der Themen brachten. Leider sind diese Diskussionen noch nicht als Audios vorhanden. Aber die Vorträge selbst können hier gehört oder heruntergeladen werden. Sie sind ein "must"!

Ausserdem gibt es eine Art Nachbesprechung der vier Initianten der Konferenz auf Al Mohlers Radio Program

Es wäre wünschenswert, dass Konferenzen solcher Art im deutschsprachigen Raum stattfinden könnten. Erleben wir doch hier einen mindestens so alarmierenden Niedergang und eine Vernachlässigung des biblischen Evangeliums.
Wo sind die deutschsprachigen Mohlers, Devers, Duncans und Mahaneys?

Samstag, 12. Januar 2008

Eine Folge von buchstäblicher Schriftauslegung?

In Idaho nahm ein Mann die Bibel sehr wörtlich.
Er trennte sich mit einer Kreissäge eine Hand ab, kochte sie anschliessend in seinem Microwellen-Ofen und rief danach 911 an. Der Polizei erklärte er, dass er auf seiner Hand das Zeichen des Antichristen gesehen hätte. Deshalb hat er dann wohl Matthäus 5,30 ebenso wörtlich genommen wie Offenbarung 13,16.

Der Mann ist wohl geistig nicht gesund, sonst hätte er wohl nicht so gehandelt.
Man kann sich aber auch fragen, ob seine mentale Entgleisung nicht doch sehr stark von dem allgegenwärtigen (und falschen) literalistischen Verständnis biblischer Aussagen noch gefördert worden ist.
Nach diesem Verständnis hat er ja folgerichtig gehandelt.
Wenn man überzeugt ist, dass man dieses Zeichen auf der Hand hat, das einen laut Offenbarung schliesslich in die Hölle bringt, dann kann man sich ja wirklich nur vor der Hölle retten, wenn man sich von der entsprechenden Hand trennt.

Die Vorteile der amillennialistischen Position liegen hier klar auf der Hand...

Sonntag, 16. Dezember 2007

Evangeliquallismus

Die Apostel haben diese Tierchen wohl nicht gekannt. Sonst hätten sie sicher auch von den Evangeli-Quallen gesprochen, die in der Endzeit auftauchen werden.

Diese Tiere sind sehr beweglich, flexibel, weil sie kein Rückgrat haben.
Sie sind transparent, dadurch sind sie kaum sichtbar, sie verschmelzen sozusagen mit ihrer Umgebung.
Sie halten sich vorzugsweise in seichten Gewässern auf. Deshalb können sie leicht gefangen werden oder an den Strand gespült werden, wo sie dann vertrocknen.

Sie sind aber nicht so harmlos, wie sie aussehen. Die Berührung mit ihnen kann äusserst unangenehm werden. Sie können ziemlich giftig sein.
Also, nehmt euch in Acht, dass ihr nicht zu einer Evangeliqualle werdet!

Dienstag, 4. Dezember 2007

Sinneswandel bei Willow Creek?

Schön wärs!!
Als ich zuerst hörte, dass es bei Bill Hybels und Willow Creek einen Sinneswandel gegeben haben soll, dachte ich: "Super!"
Ich hatte ein paar kurze Meldungen gelesen, wonach den Willow Creekern bewusst geworden sein soll, dass sie mit ihrem consumer-oriented service doch nicht das erreicht hätten, was sie sich eigentlich gedacht hätten.
Hybels selbst sagte, dass sie diverse Prioritäten falsch gesetzt hätten. Zum Teil nicht da, wo sie Gott setzt (hab ich im Originalton selber gehört).

So ein 'Bekenntnis' weckt Hoffnungen bei denen, die dem Programm von Willow Creek kritisch gegenüber standen. Doch die Hoffnung, dass es eine wirklich Einsicht und darauf folgend eine Umkehr gibt, müssen wir uns wohl abschminken.

In seinen Erklärungen äusserte sich Bill Hybels folgendermassen:
"Viele unserer langjährigen Mitglieder sagten uns, dass immer zu kurz gekommen seien, dass sie sich mehr geistliche Nahrung und mehr Tiefgang gewünscht hätten. Da habe ich mir gedacht, ob ich ihnen einen alten Seminar-Dozenten besorgen soll, der sie durchfüttert, bis sie kotzen."
(Er hat wirklich das umgangssprachliche Wort 'barf' gebraucht!)
Seiner wohl humorvoll gedachten Äusserung folgte ein Riesen Gelächter.

Ich bin tatsächlich erschrocken. Der "Erkenntnis", dass es den Schafen an guter Nahrung mangelt, folgt eine solch arrogante Bemerkung und die Feststellung, dass sie sich eben ihre Nahrung irgendwie besorgen müssen.
Nur: die Hirten ihrer eigenen Gemeinde sind nicht bereit, ihre Schafe zu füttern.
Sie möchten lieber die Böcke gut unterhalten!

Mich erinnert diese Haltung an die vielen falschen Propheten, die - als ihre Prophezeiungen nicht eingetroffen sind - einfach mit einem Schulterzucken eine neue Vorhersage rauslassen und zur Tagesordnung übergehen.
Ich finde das zum...[siehe oben im Hybels-Zitat]

Samstag, 16. Juni 2007

Ein Atheist im Gottesdienst

Matt Slick ist ein cleverer Bursche. Er unterhält ein apologetisches Radio-Programm. Die Sendungen beinhalten Gespräche und Debatten mit Atheisten, Mormonen, Zeugen Jehovas, aber auch Diskussionen und Frage-Runden mit Christen.
In einem Interview befragte er den Atheisten Hemant Mehta, der durch sein Buch "I sold my soul on e-bay" bekannt wurde, über seine Eindrücke, die er über Christen und Gemeinden gesammelt hat.

Hemant Mehta ist auch ein cleverer Bursche. Nicht so clever wie Matt Slick, sonst wäre er ja auch kein Atheist, sondern ein Calvinist wie Matt.
Er nennt sich "Friendly Atheist" (=freundlicher Gottloser), was meines Erachtens ein Oxymoron ist. Er widerspricht damit seiner eigenen Weltanschauung. Sobald er das erkennt, wird er kein Atheist mehr sein.
Dies weiter auszuführen und zu begründen, betrachte ich aber hier nicht als meine Aufgabe. Dafür gibt es andere Instanzen wie das Verax Institut oder eben Matt Slicks CARM, die ich beide wärmstens empfehle.

Worum es mir jetzt geht, sind einige Eindrücke, die Mehta in dem Interview wiedergibt. Er hat eine Reihe von Gottesdiensten christlicher Gemeinden besucht - kleine, konservativere, liberalere, grössere, Megachurches, usw. - um sich ein Bild zu machen von den Christen (er selbst hat keinerlei christlichen Hintergrund, sondern ist im Jainismus aufgewachsen und hat sich mit 14 Jahren davon gelöst und ein materialistisches Weltbild angenommen).

Einige der Dinge, die ihm aufgefallen sind bei diesen Besuchen, haben mir zu denken gegeben.
Z.B. hat es ihn verwirrt, dass viele der Christen während den Predigten oft so umherschauten oder auf die Uhr guckten oder sich sonst so verhielten, als ob sie gezwungen wären, da zu sein und zuzuhören. Dabei würde es doch in den Predigten darum gehen, weswegen sie hergekommen waren...
Weiter kam es ihm eigenartig vor, dass die Leute, die ja hier mit Gleichgesinnten zusammen seien, sozusagen als Einzelne und Familien in ihrer Gross-Familie, sich so plazierten, als wollten sie überhaupt nicht nahe zusammen sein, sondern eher Abstand voneinander haben.
Ein Weiteres, das er nannte, kann ich nur mit Vorsicht wiedergeben, weil ich dadurch sicher einem gewissen Klischee-Denken Vorschub leiste und ein Stück weit meine eigenen Vorurteile bestätige: Er war auch in Bill Hybels Willow Creek Community Church. Da seien ihm die Predigten so angenehm gewesen, es sei ihm richtig wohl gewesen (als Atheist).

Seine grundsätzliche Kritik an den christlichen Gottesdiensten und Predigten ist, dass die Leute nicht richtig denken würden. Dass sie sich nicht qualifiziert mit ihrem Glauben und den Gegenpositionen auseinandersetzen würden.
Es ginge in den Gottesdiensten und Predigten immer nur darum, dass es behaglich sei, dass es den Leuten wohl ist oder dass sie herausfänden, wie sie dieses oder jenes Problem lösen könnten.

Der Mann sagt, er hätte erwartet, dass mal jemand gegen seinen Atheismus predigen würde, dass ihm jemand sagen würde, warum seine Sicht falsch sei.
Das betrifft offenbar auch die Kommentare von Christen auf seiner Website oder per e-mail. Er bekomme gesagt: "Jesus liebt dich" oder "wir beten für dich". Aber niemand würde sich wirklich mit seiner Weltanschauung auseinandersetzen.

Das alles gibt mir ziemlich zu denken.
Da sitzt ein Atheist im Gottesdienst und es kommt ihm vor, als würden sich die Christen dort langweilen. Und als würden sie sich nicht besonders lieben. Und als würden sie nur um ihre Wellness besorgt sein.
UND: Er wird nicht durch das Evangelium herausgefordert! Obwohl der Mann ja eigentlich darauf wartet!

Das wirft Fragen auf, denen wir uns stellen müssen - auch wenn wir nicht auf Atheisten hören und nicht sie fragen sollen, wie wir unser Christenleben gestalten sollen.
Dennoch bleiben die folgenden Fragen stehen und sollten uns herausfordern:

- Haben wir selbst noch Hunger nach Gottes Wort?
- Warum besuchen wir sonst den Gottesdienst?
- Haben wir ein Klima der Liebe in unserer Gemeinde?
- Ist Christus das Zentrum unseres Gottesdienstes und ist das erkennbar?
- Können wir unseren Glauben einem Aussenstehenden verstehbar bezeugen?
- Sind wir in der Lage, unseren Glauben gegen falsche Weltanschauungen zu verteidigen? Oder verstecken wir uns nur in unserer "christlichen" Tradition?

Freitag, 8. Juni 2007

"Zurück"(?) nach Rom # 2

Die Entscheidung Frank Beckwith's, in die römisch-katholische Kirche zurückzukehren, hat einige Entrüstung bei evangelikalen Christen ausgelöst. Warum?
Wohl vor allem deshalb, weil er einer der führenden "evangelikalen Theologen" war, bis im März sogar der amtierende Präsident der ETS (Evangelical Theological Society).
Man fragt sich: "Wie kann so etwas passieren? Wie kann ein Mann in dieser Position einen solchen Schritt machen?"

Die Antwort auf diese Frage scheint mir nicht so schwierig zu sein.
Beckwith verkörpert etwas, das im breiten Evangelikalismus gang und gäbe ist.
Er ist ziemlich sicher nie weit entfernt gewesen von der Theologie der Kirche, in die er zurück kehrte (er ist in der römischen Kirche aufgewachsen und später "evangelisch" geworden).

Was in der Evangelikalen Szene als "evangelisch" gilt, ist in Wirklichkeit gar nicht so evangelisch im Sinne des Erfinders, d.h. auf der Grundlage der geistlichen Erneuerung der Reformation.
Was im evangelikalen Lager z.B. unter Gnade verstanden wird, ist näher an der römischen Lehre als am reformatorischen Sola Gratia.
Das Schriftverständnis der meisten Evangelikalen ist in Wirklichkeit nicht mehr das Sola Scriptura der Reformation, sondern näher am römischen "Schrift plus Tradition" (wobei die Tradition nicht unbedingt dieselbe wie die der römischen Kirche ist - aber auf jeden Fall hat Pelagius ein grosses Wort mitzureden).
Auch das Christus-Verständnis ist nicht mehr das Solus Christus der Reformation, sondern es ist näher am römischen "Christus und..."

Beckwith hat in seinen Studien (die er als "Evangelikaler" betrieben hat), offenbar festgestellt, dass die Artikel des Tridentinischen Konzils grundsätzlich mit der evangelikalen Auffassung überseinstimmen und dass sie von einem Grossteil der Protestanten missrepresentiert worden seien. Dies sagt er jedenfalls in einem Interview, das hier nachzulesen ist.

Dass die Tridentinischen Artikel vom Protestantismus missrepresentiert wurden, ist einfach lächerlich. Man nehme sich nur einmal die Artikel 830ff (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, S. 515f) vor. Hier wird die evangelische Lehre der Rechtfertigung frontal angegriffen und verflucht.
Dass aber die evangelikale Welt in Wirklichkeit näher am Tridentinum ist, als sie weiss, und dass die genannten Artikel der evangelikalen Auffassung nicht sehr stark widersprechen, damit hat Beckwith wohl nicht Unrecht.

Deshalb konnte er es so lange aushalten als katholizistischer Evangelikaler, bevor er in den Schoss seiner Alma Mater zurückkehrte.
Deshalb konnte er am Ende seiner Stellungnahme auf dem Blog "Right Reason" (hier) auch sagen: "ETS’s tenacious defense and practice of Christian orthodoxy is what has sustained and nourished so many of us who have found our way back to the Church of our youth."
[Übersetzung: Die beharrliche Verteidigung und Praxis Christlicher Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) ist es, was so viele von uns erhielt und nährte, die wir unseren Weg zurück in die Kirche unserer Jugend gefunden haben.]

So wurde also seine eigentlich katholische Theologie im evangelikalen Lager gepflegt und genährt. Das soll uns herausfordern, genau nachzuprüfen, worauf wir unser "evanglisch" aufbauen. Und hatnäckig immer wieder die reformatorischen Grundlagen der Schriftauslegung zu betonen.

Mittwoch, 10. Januar 2007

Saddam Hussein und der souveräne Gott

Ich habe mir das Video von Saddam Husseins Hinrichtung mehrmals angeschaut. Ich habe mir dabei vor Allem sein Gesicht angesehen. Ehrlich gesagt empfand ich dabei eher Mitleid als Abscheu. Hätte ich nicht gewusst, was dieser Mann in den Jahren als Iraks Diktator angerichtet hat, würde ich ausgerufen haben: "Lasst den armen Mann gehen!" Es ging mir schon während der Zeit der Irak-Kriege so. Ich fand immer, dass Hussein ein sympathisches Gesicht hat. Dass man ihm irgendwie gar nicht ansieht, wer er ist.

Ich bin gar nicht der Meinung von Micheline Calmy-Rey, dass man Hussein nicht hätte hinrichten dürfen. Ich glaube, dass die Todesstrafe in solchen und in vielen anderen Fällen durchaus gerechtfertigt ist. Nach Gen 9:5-6 hat dieser Mann das Recht auf Leben verwirkt. Gott selbst hat die Todesstrafe eingerichtet und fordert das Leben von jedem, der willkürlich Menschenblut vergiesst.

Hussein hat seine gerechte Strafe bekommen. Dennoch schauderte mich der Gedanke daran, wohin der Strick den Mann beförderte. Nämlich dorthin, wo wir gerechterweise alle landen sollten. In der ewigen Finsternis und Gottesferne. Gottes heilige Gerechtigkeit fordert dies ebenso wie den Tod des Mörders. In Gottes Augen stehen wir tatsächlich nicht besser da als Saddam Hussein. Der Unterschied ist, dass in meinem Fall jemand diese Strafe auf sich genommen hat. Ohne Vorbedingung und ohne mein Verdienst.

Somit unterscheidet sich meine Situation von derjenigen Husseins auch noch darin, dass ich mir ebenso ruhig wie er den Strick um den Hals legen lassen könnte. Von wem? Vielleicht von denselben Leuten, die ihn Hussein umlegten. Denn eben diese militante islamische Richtung geht ja in diversen Ländern gegen Christen vor und verurteilt sie zum Tod, weil sie den Islam beleidigen.

Warum macht mich das nicht nervös? Weil der Gott, der dem Regime Husseins ein Ende machte und die Länge seines Lebens festgesetzt hat, auch mein Leben bestimmt. Und Er steht über allen; über Husseins Richtern, über den Amis, die in den Irak eindrangen, über den Schiiten und übrigen Islamisten, die Christen verfolgen…

Er bestimmt den Lauf der Welt. Er setzt Könige ein und wieder ab. Warum also sollte ich Menschen fürchten? Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben vermag in der Hölle! (Mt 10,28)

Wer spricht denn da?

Kürzlich wurde ich an Bileams Esel erinnert. Weil der Prophet den Durchblick in Bezug auf seinen eigentlichen Auftrag vollkommen verloren hatte, wurde er von einer Seite angesprochen, von der er es nie erwartet hätte, von seinem Esel.

Ähnlich scheint es der Kirche gehen zu müssen, dachte ich, als ich in der Weltwoche (Nr. 49/06) unter der Rubrik "Namen", wo normalerweise irgendwelche Kuriositäten prominenter Persönlichkeiten abgehandelt werden, einen Namen las, den ich dort noch nie sah: Jesus. "Was hat diese Zeitung, die jeweils nicht sehr freundlich mit Christlichen Inhalten umgeht, nun wieder über unseren Herrn zu mokieren?" dachte ich. Ich war höchst erstaunt. Folgendes ist da zu lesen:

Die Aktion "Kick off" der freikirchlich zentrierten Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) hat zum Ziel, dass die Fussball-Europameisterschafts-Spiele 2008 auch in den Kirchen auf Grossleinwand zu sehen sind. 500 Gemeinden im Land will sie motivieren, verschiedene Zeitungen berichteten letzte Woche über das Unterfangen, dem einige reformierte Gemeinden bereits stattgegeben haben. Die Kirche dürfe keine Berührungsängste zu solchen Veranstaltungen haben, da auch Jesus den diesseitigen Freuden positiv gegenübergestanden sei, argumentiert ein SEA-Sprecher: "Er hat die Sünder, Zöllner und Huren besucht und war wohl auch einem Glas Wein nicht abgeneigt." Mag sein. Andererseits geben wir zu bedenken, dass Jesus die Kleinviehverkäufer, Taubenzüchter, Geldwechsler samt ihrem Zubehör aus dem Tempel verjagte, den diese mit ihrem weltlichen Tun entwürdigten: "Traget das von hier weg; machet nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhause!" (Johannes-Evangelium, 2,16) (tow)

Was die Kirche nicht mehr zu merken scheint, wird ihr nun von einem weltlichen Blatt mitgeteilt. Die Welt scheint den Unterschied zwischen Profanem und Gottesdienst nocht besser zu kennen als die Kirche.

Es ist ja nicht so, dass man sich nicht ein Fussballspiel anschauen dürfte. Und: Sicher hat Jesus mit Sündern und Huren gegessen. Wenn Er die Nähe von Sündern nicht wollte, dann könnte niemand von den unterdessen "Frommen" mit Ihm Gemeinschaft haben. Die Frage ist vielmehr - das hat der Esel Bileams meiner Meinung nach richtig erkannt - ob wir, nur um vielleicht ein paar Aussenstehende in unsere Kirchen hineinzubringen, tatsächlich profane Veranstaltungen anbieten dürfen.

Ich denke, dass die Antwort ganz klar 'Nein' heisst. Und: was machen wir, wenn die Aussenstehenden dann da sind, und entsprechend unserem Vorgehen denken, unsere Botschaft habe irgendwie etwas mit Fussball oder zumindest mit Unterhaltung zu tun? Und wenn sie dann nach mehr verlangen? Wie bringen wir ihnen in wahrhaft christlicher Gesinnung bei, dass die Unterhaltung nur der Köder war, und dass jetzt der Haken des Evangeliums noch kommen muss? Viele der Kirchen, die nach diesem Muster 'evangelisieren', haben konsequenterweise den 'Haken' weggelassen. Oder sie haben ihn zumindest stark verkleinert oder abgerundet, die scharfen Kanten abgeschliffen.

Der kurze Weltwoche-Artikel zeigt mir, dass die Welt eigentlich noch weiss, was unsere Botschaft wäre, oder was sie zumindest nicht ist. Warum sagen wir sie nicht einfach? Warum versuchen wir nicht, die Welt mit dem zu gewinnen, wofür wir sie gewinnen wollen? Wer Unterhaltung zum Köder für die Evangelisation macht, hat meines Erachtens das Evangelium gar nicht verstanden. Er hält den Köder für attraktiver als das Evangelium. Dabei gibt es gar nichts auf der Welt, das für Sünder attraktiver ist als das Evangelium von Gottes rettender Gnade in Jesus Christus.