Samstag, 6. Oktober 2007

Mind the Gap

Was haben Evolutionstheorie und Dispensationalismus gemeinsam?
Etwas ganz Entscheidendes. Es ist die Gap-Theorie! [engl. 'gap' = Lücke, Zwischenraum]
Die Evolutionisten haben die langen Zeiträume erfunden, um die Entwicklung von einem zum anderen Lebenwesen irgendwie plausibel zu machen. Wenn nur genügend Zeit zwischen Affe und Mensch geschoben werden kann, soviel Zeit, dass es keine überlebenden Zeugen mehr geben kann, dann wird man das irgendwie glauben, dass aus dem Einen das Andere geworden ist.

Die Dispensationalisten sind ebenfalls gut darin, Lücken oder Zwischenräume zu erfinden, um ihre Theorien zu rechtfertigen. Die früheste Lücke haben sie zwischen 1. Mose 1,1 und 1,2 platziert.
Sie haben sich gedacht, dass das doch nicht sein könne, dass Gott eine Erde schuf, die wüst und leer ist. Also fügten sie einen Zwischenraum ein. Dort haben sie den Fall Satans positioniert. Dieser habe bewirkt, dass die Erde dann wüst und leer war. Aus dem 'war wüst und leer' haben sie dann ein 'wurde wüst und leer' gemacht.
(Ich habe einmal eine noch fantasievollere Theorie gehört, dass nämlich in diesem Zwischenraum der Satan auch noch die Dinosaurier geschaffen habe. Gott könne nicht solche schrecklichen Tiere gemacht haben, die seien vom Satan.)

Das Spiel mit den Zwischenräumen ist aber viel umfassender.
Da man im Dispensationalismus die Biblische Prophetie wenn immer möglich mit der Tageszeitung auslegen will und nicht verstehen will, dass sich die AT-Prophetien in Christus und seinem geistlichen Königreich erfüllen, hat man wieder die Zwischenräume zu Hilfe genommen.

Da ist zum Beispiel die Verheissung der Rückkehr Israels aus dem Exil und die anschliessende Ausgiessung des Heiligen Geistes auf die Erwählten Israels in Hes 36-37.
Man sieht die Erfüllung an Pfingsten nicht, sondern will sie in unserem Jahrhundert in der Staatsgründung und im national-ethnischen Israel sehen, deshalb muss man den Zwischenraum des Zeitalters der Gemeinde einfügen.

Die Dispensationalisten wollen auch um jeden Preis (auch um den einer manipulierten Hermeneutik) denjenigen, der laut Daniel 9,27 die Opfer aufhören lässt, als den Antichristen sehen, der einen in unserem Jahrhundert wiederaufgebauten Tempel einnimmt und dann die Opfer aufhören lässt. Sie sehen nicht, dass Christus derjenige ist, der durch sein endgültiges Opfer alle bisherigen Opfer überflüssig macht.
Deshalb brauchen sie auch hier wieder eine Lücke zwischen Daniels 69. und 70. Jahrwoche.

Eine weitere Lücke wird zwischen 1Kor 15,23-24 kreiert. Dort gibt es zwischen Ver 23 und 24 dummerweise kein tausendjähriges Reich. Also muss wieder eine Lücke her.
So geht das Spiel immer weiter. Es werden die abstrusesten Ideen entwickelt. Sobald ein Problem für das System auftaucht, wird es umgebaut und die Zwischenräume werden eingefügt.

Mein Problem damit ist, dass ich diese Lücken im Text der Schrift nicht sehen kann. Sie werden 'hineingeheimnist'. So wird man ziemlich unglaubwürdig. Wo die Dispensationalisten als Verfechter der göttlichen Inspiration der Bibel den Evolutionisten mit gutem Recht widersprechen, machen sie es in der Konstruktion ihrer Eschatologie genau gleich.
Wer kann eine solche Bastelei ernst nehmen?

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich hätte da noch eine Lücke: In der Predigt des Petrus zu Pfingsten zitiert er Joel 3:1-5. Da spricht er von der Ausgießung des Geistes und auch von den Zeichen am Himmel und auf der Erde, (Blut, Feuer, Rauchdampf und an Sonne und Mond). Das ist sicher auch so eine Erfindung der Dispensationalisten in Bezug auf das zweite Kommen Jesu. Denn jeder weiß ja, dass das alles unmittelbar zu Pfingsten passierte. Alle haben damals gesehen, wie sich die Sonne verfinsterte und der Mond blutrot wurde.
Enstschuldigen Sie bitte meine Polemik, aber wie man in den Wald hineinruft...
Was ist eigentlich er Grund, dass sie hier ein Feindbild aufbauen Namens Dispensationalismus, wo sie doch wissen müssen, dass es den Dispensationalismus gar nicht gibt. Sind sie nicht in der Lage zu differenzieren? Einiges auf Ihrer Website hätte mir fast gefallen, aber da ich erkannt habe, dass sie nicht fair sind, will ich mich nicht mehr weiter damit auseinandersetzen, sie werden auf anderen Gebieten auch nicht sorgfältiger arbeiten und daher sind Ihre Informationen wertlos.
Mit freundlichem Gruß
Johann Schoor

Kurt Vetterli hat gesagt…

Fair oder nicht fair ist hier nicht die Frage. Es geht um die richtige Hermeneutik. Da glaube ich allerdings differenzieren zu können. Ihre emotionale Reaktion scheint anzuzeigen, dass ich einen Dispy auf dem falschen Fuss erwischt habe. Es ist schade, dass Sie so schnell ein abschliessendes Urteil fällen, anstatt sich einer sachlichen Diskussion zu stellen.

Zu Apg 2/Joel 3:
Petrus sagt zu dem was an Pfingsten geschieht: "DIES ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist..." und dann zitiert er den Abschnitt mitsamt "Blut und Feuer und Rauchdampf".
Wenn der Apostel sagt, dass sich dies eben erfüllt, dann gehe ich davon aus, dass "Blut, Feuer und Rauchdampf" Bilder von etwas sind, das man nicht direkt so sieht. Viele der prophetischen Bilder des AT erfüllen sich nicht in sichtbar-materieller Form, sondern geistlich. Das wird in diversen Bestätigungen der Apostel evident.
Das Problem der dispensationalistischen Hermeneutik ist, dass man die AT-Prophetie nicht gemäss dem Vorbild der Apostel auslegt, resp. das AT nicht im Licht des NT auslegt, sondern man überstülpt dem NT ein voreingestelltes Verständnis des AT. Das ist der Grund meiner Kritik in dem Beitrag.

Elkana hat gesagt…

Hallo Küde

Hast du gewusst, dass auch Thomas Chalmers die Gap-Theorie gelehrt hat? Er war meines Wissens kein Diespensationalist.

Gruss, Elkana

P.S.: Herrn Schoor möchte ich sagen, dass es sich lohnt, sich hinterfragen zu lassen. Auch ich habe jahrelang nicht gewagt, Bücher zu lesen, die mein dispensationlistisches Endzeitverständnis hinterfragen. Trauen Sie also ihrem Gewissen, das ihnen sagt, hier gibt es Wahrheit.

Anonym hat gesagt…

James M. Boice übrigens auch...der war aber auch Prämillenialist.
Könnte es sein, dass das vielleicht ein Problem der Prämillenialisten insgesamt ist? (Ich weiß allerdings nicht welche Endzeitsicht Chalmers hatte)

Anonym hat gesagt…

Guten Tag,

grundsätzlich teile ich Ihre Kritik am Dispensationalismus.

Ich sehe aber das Hauptproblem darin, dass versucht wird, der Bibel mit menschlicher Ratio auf die Schliche zu kommen.

Dem liegt die Grundüberlegung zugrunde, dass die Bibel von Gott so gewollt und durch inspirierte Menschen so geschrieben sei, dass man sie rational verstehen kann.

Dieses rationale Verstehen mündet dann eben in systematischer Theologie. Ähnliches finden Sie im Calvinismus und teilweise auxh in der spätmittelalterlichen Scholastik.

Nun sind aber Jesu Worte Geist und Leben und nicht Ratio und Buchstabe. Es kann nur geistlich verstanden werden. Alles andere führt in die Irre.