Vor ziemlich genau 20 Jahren konnte ich einen Mitarbeiter davon abhalten, sich umzubringen. Ein Gespräch über seine persönliche Situation wollte er aber entschieden nicht. Er wurde zuerst in die Psychiatrie gebracht. Einige Monate später (!) erhielt er eine staatliche Stelle als Leiter eines Wohnheimes zur Wiedereingliederung psychisch Kranker. Danach verlor ich seine Spur aus den Augen.
Bis ich einige Jahre später durch die Zeitung erfuhr, dass er - vor unserem besagten Zusammentreffen - zwei Knaben missbraucht und ermordet hatte. Er wurde gefasst, weil er einen weiteren jungen Mann schwer verletzt hatte. Jetzt gings ins Gefängnis.
Dort hat man wohl unter anderem versucht - wie das so üblich ist in schweizer Gefängnissen - ihm psychologisch zu helfen. Scheinbar hat das alles - die Strafe und die allfälligen Hilfsversuche - nichts gebracht, denn heute lese ich in der Zeitung, dass er im Gefängnis (!) einen Mitgefangenen sexuell genötigt und ermordet hat.
Dieses erneute Aufkommen der Geschichte in meiner Erinnerung hat mich dazu bewegt, wieder über die Todesstrafe nachzudenken.
In einigen Ländern auf dieser Welt hätte den Mann dieses Urteil getroffen. Z.B. in einigen Staaten der USA, wo nach und nach - zuletzt in New Jersey - die Todesstrafe abgeschafft wird.
Die Bibel berichtet, dass Gott ziemlich am Anfang der Menschheitsgeschichte sagte:
"Wer das Blut eines Menschen vergiesst, dessen Blut soll durch Menschenhand vergossen werden." (Gen 9)
Der Apostel Paulus erklärt, dass die staatliche Obrigkeit nach Gottes Willen das Schwert trägt, um das Böse zu begrenzen.
Meines Erachtens wäre die Todesstrafe für einen Mörder vom Format meines Bekannten die richtige Reaktion, auch in der heutigen Zeit.
Es wäre der (äusserlichen, irdischen) Gerechtigkeit Genüge getan.
Der Mensch hat durch seine Ebenbildlichkeit Gottes höchste Würde. Diese Würde muss geschützt werden, gegebenenfalls von der Obrigkeit unter Gottes Mandat gerächt werden.
(Wir sollen uns nicht selber rächen, weil Gott dafür die Obrigkeit eingesetzt hat).
Dazu glaube ich allen Unkenrufen zum Trotz, dass die Todesstrafe auch eine abschreckende Wirkung hat.
Und last but not least wäre dem Delinquenten eine letzte - eindringliche, aufrüttelnde - Gelegenheit gegeben, jetzt mit seinem Schöpfer in Ordnung zu kommen.
Eine solche Justiz hätte sicher die grössere Wirksamkeit und wäre erst noch barmherziger als die Bestehende, wo man die Mörder als Kranke behandelt und sie somit der Verhärtung ihres Herzens überlassen bleiben, anstatt dass sie mit der Tragweite ihrer Sünde konfrontiert werden.
Was denkt ihr dazu? Haltet ihr die Todesstrafe für sinnvoll oder sollte sie wirklich abgeschafft werden, weil die Gefahr des Justizirrtums zu gross ist?
Bitte benutzt den Kommentarteil um über die Frage zu diskutieren.
7 Kommentare:
hello curts
Hier bin ich mit Dir voll und ganz einverstanden!
Lass mich kurz ergänzen:
Weil wir alle so oder so unter dem leiblichen Todesurteil stehen (entweder natürlicher oder gewaltsamer Hinschied),
greift eine Hinrichtung nur ein bisschen vor - und gegenüber der Käfighaltung erst noch kostensparend. Diese Einsparnis könnte man verwenden für die Hinterbliebenenhilfe.
Ja, so ein Mensch gehört unter die Erde (als Asche oder als Leichnam ist mir hier egal) und nicht ins Gefängnis!
Das Gerichtsurteil müsste speditiv abgewickelt werden; jahrelang in eine Todeszelle zu sperren, macht auch keinen Sinn.
Über die Art der Todesstrafe kann man sicherlich diskutieren. Meine Anforderung: Sie soll schnell, effektiv sowie möglichst schmerz- und pannenfrei sein.
Der Scheiterhaufen käme also nicht in Frage. Aber warum nicht zu der guten alten Guillotine zurückkehren?
Die Bibel fordert übrigens nicht nur die Todesstrafe bei Mördern, nein so auch bei vollzogenem Ehebruch, Ungehorsamkeit gegen die Eltern, Götzendienst, Zauberei (nicht zu verwechseln mit Fingerfertigkeit!) und einiges mehr.
Wenn wir also die Todesstrafe konsequent wieder einführen und einhalten würden, würde die Menschheit bedeutend weniger rasch wachsen. Auch das Schweizer Volk.
Stell Dir vor: Keine Verkehrsstaus mehr, keine Wohnungsknappheit mehr, keine Hungersnot mehr, keine Arbeitslosigkeit mehr, keine Ausländereinwanderung mehr, keine mehr, keine mehr, keine mehr. Und leider gäbe es auch mich längst nicht mehr.
So grüsse ich, so lange ich noch kann ganz herzlich
guerrino
Guerrino hat mit seinem sarkastischen Kommentar eine wichtige Frage aufgeworfen. Wenn man sich aus biblischer Überzeugung für die Todesstrafe ausspricht, dann muss man sich zunächst fragen, wann sollte sie ausgeübt werden? Schon bei den von Guerrino genannten Straftaten? Oder nur bei vorsätzlichem und bewiesenem Mord?
Ich gehe davon aus, dass wir heute - da wir uns nicht in der Theokratie Israels befinden, die lediglich eine typologische Vorschattung des geistlichen Gottesreiches ist - nur die Todesstrafe durchführen sollten, die vor dem mosaischen Gesetz eingesetzt wurde (s. die erwähnte Stelle in Gen 9).
Beschränken würde ich ebenfalls auf absichtliches Töten - "mit erhobener Hand" - und nur bei bewiesenem Tatbestand.
Lieber elch-ana
Da bist Du wohl etwas zuviel ins Schleudern geraten: Ich sehe Dein Problem nicht. Die Bibel regelt das in 4M 35,16b-33 genau. Alles klar? Wenn nicht, dann melde Dich bitte. Tel. 061 722 18 55
Du hast Recht, Kurt:
Röm 13,4 Denn sie (=die staatliche Obrigkeit) ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut.
Das NT lässt die Todesstrafe zu, der Staat darf zu diesem Mittel greifen.
Ich sehe höchstens da ein Problem, wo die Todesstrafe missbräuchlich angewandt wird, z.B. da, wo man damit missliebige politische oder religiöse Ansichten ausrotten will.
Aber für Verbrechen, wie vorsätzlicher Mord, Vergewaltigung, Pädophilie etc. erachte ich sie als durchaus angebracht.
Gruss Christoph
Beim Thema "Todesstrafe" reagieren die Menschen erstaunlicherweise sehr gespalten: einerseits kocht das bürgerliche Empfinden hoch, und nicht wenige würden ihren gesamten Freundeskreis verlieren, wenn sie offen für die Todesstrafe plädierten. Andererseits empfindet jeder nur dann Genugtuung am Ende eines Filmes, wenn der Bösewicht getötet wurde und niemand kann ehrlich froh über ein Urteil sein, dass einem Mörder (und die Latte für dieses Urteil ist hoch!) heute kaum noch 20 Jahre Gefängnis aufgebrummt werden - über deren Sinn man ernsthaft nachdenken sollte.
Ich finde es daher sehr gut, dass du dieses Thema aufgebracht hast.
Wenn die Bibel die Todesstrafe befürwortet, sollten wir Christen denn dann aktiv werden und uns politisch dafür engagieren? Wenn nein, warum nicht?
Kommentar veröffentlichen