Von Shane Lems, Pastor der Covenant Presbyterian Church (OPC) in
Hammond, Wisconsin.
"Müssen wir heute
zur Kirche gehen?" Diese Worte bekamen meine Eltern öfter von mir zu
hören, als ich ein Junge war. Als Elfjähriger kannte ich Zeiten, in denen ich
lieber zu Hause geblieben wäre, um mit meinen Legosteinen zu spielen, als zum
Gottesdienst zu gehen.
Ich wusste, dass zur
Kirche zu gehen eine gute Sache ist, aber es schien mir, dass ein- oder zweimal
im Monat vollkommen genügen würde. Dies war meine Logik als Kind in einem
christlichen Zuhause.
Ein Problem im
christlichen Leben ist, dass manche Erwachsenen dieselbe Logik haben: Zur
Kirche gehen ist gut, aber ein- oder zweimal ist gut genug. Es ist eine Sache
für ein Kind, so zu denken. Etwas ganz anderes ist es aber, wenn Erwachsene so
eingestellt sind. Ich weiss, es gibt legitime Gründe, dass manche nicht
regelmässig den Gottesdienst besuchen können (Krankheit, Notfälle, usw.), aber
es gibt sehr wohl auch illegitime (Sport, Fernsehen, Video-Games, usw.). Ich
möchte anhand einiger Bibel-Passagen und biblischer Prinzipien folgende Frage
beantworten: "Was ist falsch daran, gewohnheitsmässig den Gottesdienst der
Gemeinde zu vernachlässigen?"
1.
Es
ist gegen Gottes Willen
In Heb 10:25 ermahnt
die Schrift ausdrücklich bestimmte Christen, die "die Versammlungen
vernachlässigen, wie es bei einigen Gewohnheit geworden ist..." Ohne dass
wir darüber debattieren, welche Anzahl von Gottesdiensten diese Leute
verpassten, können wir mit Bestimmtheit sagen, dass sich die frühe Kirche regelmässig traf, um Gottesdienst zu
feiern (siehe Apg 2:42). Aber später, als der Hebräerbrief geschrieben wurde,
begannen einige, das sehr unregelmässig zu tun, und sie wurden ausdrücklich
darauf angesprochen (vgl. grosser Westminster Katechismus 119). Es gefällt Gott
nicht, wenn sein Volk gewohnheitsmässig den öffentlichen Gottesdienst
vernachlässigt. Es bringt ihm keine Ehre, weil es gegen seinen ausdrücklichen Willen
ist.
2.
Es
ist schädlich für den Glauben des Christen
Gott hat versprochen,
dass er sein Volk durch sein Wort kraftvoll segnen will. Der Glaube an Christus
kommt durch das Hören seines Wortes (Röm 10:17), und dieser Glaube wird durch
dasselbe Wort gestärkt. Das Wort von Gottes Gnade ist wirksam, dich im Glauben zu
erbauen (Apg 20:32, s. auch Ps 119). Wir nennen die Predigt ein Mittel der Gnade,
weil sie einer der hauptsächlichen Wege ist, auf dem Gott sein Volk mit seiner
Gnade überschüttet (dasselbe kann von den Sakramenten gesagt werden). Und
Schauer von Gnade zu vernachlässigen, lässt die Saat des Glaubens verwelken,
anstatt dass sie in unseren Herzen wachsen kann. So bedenke: Gewohnheitsmässiges
Vernachlässigen des Gottesdienstes ist damit zu vergleichen, dass wir in einem
dürren Klima einen Garten vernachlässigen, anstatt ihn zu tränken und zu
düngen. Die Pflanzen werden nicht wachsen. In gleicher Weise wird auch unser
Glaube nicht wachsen, wenn er nicht regelmässig durch Wort und Sakramente genährt
wird.
3.
Es
behindert die christliche Gemeinschaft
Hebräer 10:24-25 spricht
nicht nur von der Teilnahme an Gottesdiensten, sondern redet im gleichen Satz auch
von christlicher Gemeinschaft. Gleichzeitig mit der Ermahnung, die
Versammlungen nicht zu vernachlässigen, fordert der Schreiber seine Leser auch
dazu auf, einander "zur Liebe und zu guten Werken anzureizen", und
einander im Glauben zu ermutigen, während wir auf die Wiederkunft des Herrn
warten. Gottesdienstliche Versammlung, Ermutigung, Liebe und gute Werke gehen
Hand in Hand. Diese töten unsere selbst-zentrierte, individualistische Haltung
und helfen uns, auf eine mehr bundesgemässe, gemeinschaftliche Weise zu denken
und zu leben. Schliesslich ist das Christsein nicht ein Ein-Mann-Unternehmen,
und es passt auch nicht mit dem Individualismus unserer Kultur zusammen. Jesus
sagt: "Daran werden die Menschen erkennen, dass ihr meine Jünger seid,
wenn ihr Liebe untereinander habt" (Joh 13:35). Ein wahrer Christ sagt
nicht: "Ich liebe Jesus, aber nicht die Kirche." Wenn jemand
regelmässig den Gottesdienst versäumt, dann stellt er die Wichtigkeit der
Gemeinschaft mit und Liebe zu Gottes Volk in Frage (siehe auch Westminster
Bekenntnis 26.2).
4.
Es
vermindert den Lobpreis Gottes
Die Bibel ist voll von
Beispielen davon, wie Gottes Volk öffentlich Loblieder singt und gemeinsam Gottes
Namen ehrt. Zum Beispiel sagt Ps 34:4: "Erhebt den HERRN mit mir, lasst
uns miteinander erhöhen seinen Namen!" (vgl. Ps 95:1-2.6, Offb 19:7). Wenn
wir selten zusammen mit seinem Volk Gott Loblieder singen, dann wird sein
Lobpreis verringert – Lobpreis, den wir ihm gern bringen sollten, gemeinsam mit
seinem Volk: "Ich freute mich, wenn sie zu mir sagten: 'lasst uns gehen
zum Haus des Herrn!'" (Ps 122:1). Gewohnheitsmässig Gottesdienste zu
verpassen, bedeutet, gewohnheitsmässig den gemeinsamen Lobpreis Gottes zu
vernachlässigen. Das ergibt auch ein schlechtes Beispiel gegenüber Nichtchristen,
die dann denken mögen, dass man ein Christ sein kann, ohne den Gottesdienst zu
besuchen. Tatsächlich ist es widersprüchlich, sich als Christ zu bezeichnen und
sich aber nicht darum zu scheren, dass man gemeinsam mit anderen Christen Gott lobt.
5.
Es
verwirrt andere Christen
Christen wurden oft
auch Kirchgänger genannt, und das ist in der Tat eine biblische Art zu denken.
Wenn ein Christ regelässig den Gottesdienst auslässt, dann mögen andere
Christen anfangen, sich zu fragen, warum er nicht zur Kirche geht. Oder wenn
ein Kind einer christlichen Familie bemerkt, dass eine bestimmte andere Familie
selten oder nie zum Gottesdienst kommt, mag das Kind sich wundern, warum diese
Familie Gott nicht anbetet. Die Bibel lehrt, dass wenn jemand wirklich ein
Christ ist, dass er dann mit den anderen Christen zusammenbleibt (1Joh 2:19).
Mit anderen Worten: Wenn ein Christ regelmässig den Gottesdienst ausfallen
lässt, dann ergibt er ein armseliges Beispiel für andere Christen und schafft
Verwirrung unter ihnen (anstatt dass er sie erbaut, wie er sollte). Vielleicht
sollten Christen, die öfter Gottesdienste auslassen, darüber nachdenken, wie
sie damit anderen Christen schaden. Gewohnheitsmässiges Vernachlässigen des
Gottesdienstes ist schändlich für das Bekenntnis eines Christen und kann andere
Christen zum Straucheln veranlassen.
6.
Es
hindert wahre Frömmigkeit
In der Liturgie der
Kirche lernt Gottes Volk den Rhythmus des christlichen Lebens: Lobpreis,
Bekenntnis der Sünde, Vergebung der Sünde, Gebet, Hören von Gottes Wort und
lernen für ihn zu leben. Diese Elemente des Gottesdienstes helfen, die
Orientierung unseres christlichen Lebens in der richtigen Richtung zu halten.
Liturgie ist wie christliche "Re-Kalibrierung" (Nacheichung).
Regelmässiges Vernachlässigen des Gottesdienstes lässt uns mit der Zeit
vergessen, was die rechte Art ist, als Jünger zu leben, bringt Verwirrung in
unsere Moral, bringt unser Gewissen durcheinander, macht uns anfällig für Scham
und Schuld und vernebelt die Realitäten von Gott und seiner Gnade. Wie mich ein
Freund kürzlich erinnerte, wurde die Verwirrung des Psalmisten bezüglich der
geistlichen Realität geklärt, als er in das Heiligtum Gottes ging (Ps 73).
Vernachlässigung des Gottesdienstes verhindert wahre christliche Frömmigkeit.
7.
Es
erschwert die Arbeit der Pfarrer und Ältesten
Gott hat die Pfarrer
und Ältesten einer lokalen Gemeinde dazu berufen, für die Herde zu sorgen, auf
sie achtzuhaben, sie zu lieben, ein gutes Beispiel für sie zu sein, für sie zu
beten, usw. (Apg 20:28-31, 1Tim 3:4, 1Pet 5:1-3). Die Leiter der Kirche sind
vor Gott dafür verantwortlich, wie sie die Herde leiten und für sie sorgen (Heb
13:17). Wenn jemand gewohnheitsmässig den Gottesdienstbesuch vernachlässigt,
kann der Pfarrer nicht zu dieser Person predigen und die Ältesten beginnen sich
über ihr Leben und ihren Glauben Sorgen zu machen. Sicher sollten Pfarrer und
Älteste ihren Dienst auch ausserhalb des öffentlichen Gottesdienstes tun, aber
es ist sehr schwierig für sie, ihre Arbeit als Hirten gut zu tun, wenn jemand
ständig die Gottesdienste auslässt. Schliesslich sagt der Hebräerbrief, dass
Christen ihren Leitern gehorchen sollen, dass sie sich ihnen unterordnen und
ihren Glauben nachahmen sollen (Heb 13:7.17). Wenn ein Christ ständig den
Gottesdiensten ausweicht, zu denen die Ältesten die Gemeinde rufen, gehorcht er
nicht und ordnet sich ihnen nicht unter. Damit erweist er ihnen nicht die Ehre,
die Gott fordert (denke hier auch an das fünfte Gebot!). Entgegen der Tatsache,
dass die meisten Bewohner der westlichen Welt keine Autoritäten mögen, ist die
Bibel hier unmissverständlich klar: wir haben die Pfarrer und Ältesten zu
ehren, die Gott als Autoritäten über uns gesetzt hat. Den Gottesdienstbesuch zu
vernachlässigen macht die Aufgabe der Ältesten und Pfarrer schwierig.
8.
Es
nimmt die Mitgliedschaftsverpflichtung nicht ernst
Obwohl einige Kirchen sich
heutzutage wenig um verbindliche Mitgliedschaft kümmern, haben historisch
reformierte Kirchen Mitgliederverpflichtungen, die verschiedenen Stellen der Heiligen
Schrift entnommen sind (z.B. 5Mo 6:13, Esra 10:5, Ps 50:14, 116:14). Wenn ein
Christ sich einer der Kirchen Christi anschliesst, macht er bestimmte
bundesgemässe öffentliche Versprechungen. Er verspricht gewöhnlich – unter
anderem – dass er treu an den gottesdienstlichen Veranstaltungen der Kirche
teilnimmt und sich dem Herrn und seiner Leitung unterordnet. Wenn jemand
öffentlich ein solches Versprechen macht und dann davon zurückweicht, dann hält
er ganz einfach die Versprechen nicht, die er gemacht hat. Hier kommt das
neunte Gebot ins Spiel (siehe auch Westminster Bekenntnis 22.5).
9.
Es
ist ein Zeichen der Apathie im Glauben
Wenn ein Mensch den
Herrn eifrig liebt, sein Wort leidenschaftlich liebt, und auch andere Christen
liebt, dann wird er Christus auch mit anderen zusammen anbeten wollen (Ps
122:1). Ich weiss von keinem Christen, der Christus eifrig liebt, aber nie
seinen Lobpreis singt und keine Lust hat, mit anderen zusammen zu seinen Füssen
zu sitzen und sein Wort zu hören. Ich weiss jedoch von Christen, die im Glauben
nachlässig geworden sind und lieber ein Fussballspiel sehen oder im Sofa
relaxen, als mit anderen Christen Jesus Loblieder zu singen. John Newton
schrieb einen Brief an seine Gemeinde zu genau dieser Sache. Unter anderen
Dingen schrieb er: "Die meisten von euch sind mit mir einig, dass die
Bibel Gottes Offenbarung ist. Aber verhalten sich nicht einige von euch im
Widerspruch zu euren anerkannten Prinzipien? Eure Geschäfte und Unterhaltung
machen euch unpässlich für den treuen Besuch des Gottesdienstes. Ihr habt
andere Dinge zu tun, so verpasst ihr viele Predigten... Viele Leute vermögen
ihre volle Aufmerksamkeit für einige Stunden ihrer Unterhaltung zu widmen, ohne
müde zu werden. Aber ihre Geduld ist schnell erschöpft, während in einer Predigt
die Prinzipien der Schrift an ihre Gewissen angewandt werden.
10.
Es
lädt die Versuchungen Satans ein
Ich sah einmal eine
Dokumentation über das Verhalten von Hyänen und wie sie ihr Essen besorgen. Sie
suchen und jagen gewöhnlich eine Antilope, die etwas entfernt von der Herde
ist. Denn ihr Schutz besteht in der Menge. Ähnlich attackieren der Satan und seine
Dämonen Christen an ihrem verletzlichen Punkt: wenn sie allein stehen, nicht
verantwortlich gegenüber jemandem. Wenn sie nicht regelmässig Gottes Wort hören
und nicht von der christlichen Stärke der Gemeinde profitieren. Der Satan ist
kein Dummkopf – er kennt die beste Zeit zum Angriff. Es ist kein Zufall, dass
Petrus sagt, dass der Satan wie ein hungriger Löwe umherschleicht und sucht,
wen er verschlingen kann (1Pet 5:8). Die Kirche ist die Herde Christi, und von
der Herde wegstreunen ist geistlich gefährlich. Sich von der Versammlung zu
entfernen, heisst, sich Satans Attacken auszusetzen und seine Pfeile der
Versuchung einzuladen.
11.
Es
ist ein Schritt auf dem Weg des Abfalls
Was wir gewöhnlich bei
'vom Glauben Abgefallenen' sehen können, ist dass sie eine Zeit lang
regelmässig zur Kirche gehen, dann weniger regelmässig, dann gar nicht mehr.
Hebräer 10 fordert uns nicht nur auf, regelmässig zusammen mit der Gemeinde
anzubeten; wir werden auch gewarnt vor der höllischen Strafe für die, die
Christus verlassen und verleugnen. Wenn jemand wirklich ein Christ ist, wird er
die Herde nicht verlassen. Diejenigen jedoch, die die Gemeinde verliessen
"waren nicht wirklich von uns, denn wenn sie von uns gewesen wären, wären
sie nicht weggegangen" (1Joh 2:19).
William Lane schrieb
folgendes zu Heb 10:24-25:
Der
Schreiber betrachtete das Verlassen der gemeindlichen Versammlungen als
äusserst schwerwiegend. Es bedrohte das gemeinsame Leben der Gemeinde und war
fast sicher ein Vorbote des Abfalls auf Seiten derer, die sich von der
Versammlung entfernten. Die Vernachlässigung des Gottesdienstes und der
Gemeinschaft war symptomatisch für ein katastrophales Versagen, die Wichtigkeit
des priesterlichen Dienstes Christi und den Zugang zu Gott, den dieser
ermöglichte, wertzuschätzen.
Ich bin mir bewusst,
dass noch viel mehr zu diesem Thema gesagt werden könnte. Ich weiss auch, dass
viele von uns sehr beschäftigt sind und es ihnen schwerfällt, ihre Zeit
einzuteilen. Es braucht Verpflichtung, Entschluss, Pflichtbewusstsein und
Selbstdisziplin, regelmässig mit Gottes Volk anzubeten. Dies ist etwas, worüber
wir alle beten und Gott um Gnade bitten sollten, dass er uns die nötige Hilfe
dazu gewährt. Gott sei Dank, dass wir, wenn wir zur Kirche gehen, das
Evangelium von Christus hören und erfrischt und erneuert werden in unserem
christlichen Glauben!
Da meine Liste oben
eigentlich eine negative ist, möchte ich nun gern mit einer positiven Note
enden. Indem wir die gleichen Punkte wie oben gebrauchen, können wir in
positiver Weise sagen, dass regelmässiger Gottesdienstbesuch (1) Gottes Wille
für dich ist, (2) deine Gemeinschaft mit anderen Heiligen stärkt, (3) dir
hilft, Gott besser zu lobpreisen, (4) stärkend ist für deinen Glauben, (5)
andere Christen erbaut, (6) dir hilft, Satans Attacken auf Distanz zu halten,
(7) dich davor bewahrt, vom Weg abzukommen, (8) wahre Frömmigkeit entfacht, (9)
die Arbeit des Pfarrers und der Ältesten erleichtert und erfreulicher macht,
(10) dir hilft, deine Mitgliedschaftsversprechen zu halten, und (11) ein
Zeichen eines starken Glaubens ist.
Wir sehen uns am
Sonntag!