Samstag, 17. März 2007

Sola Fide

Allein der Glaube. Dieser Punkt ist eigentlich derjenige, der die Reformation 'ins Rollen' gebracht hat. Luther gelang es, anhand der Bibel eine grosse Anzahl seiner Studenten und Leser zu überzeugen, dass die römische Ablass-Lehre und damit das ganze Rechtfertigungsverständnis, das besagt, der Mensch trage mit seinen frommen Werken etwas zu seiner Rettung bei, falsch ist,

Sola Fide besagt, dass der Mensch allein durch das Vertrauen auf Christus und sein Erlösungswerk gerechtfertigt wird. Der Biblische Begriff 'Glauben' bedeutet, dass man sich auf etwas verlässt, abstützt.
Glauben, um gerechtfertigt zu werden, heisst, sich auf das zu verlassen, was Gott getan hat und wovon Er in seinem Wort verspricht, dass er es zu unserer vollkommenen Rettung verwendet.

Da 'Allein der Glaube' bedeutet, dass man sich zu seiner Rechtfertigung auf Christus verlässt, ist es unumgehbar, auch den Begriff 'Rechtfertigung' zu klären. Also, was bedeutet nach der Heiligen Schrift Rechtfertigung?

Gott ist gerecht und fordert Gerechtigkeit
Die Grundwahrheit, von der wir ausgehen müssen, ist Gottes absolute Gerechtigkeit und seine Forderung nach Gerechtigkeit bei jedem Menschen.
Wir sind von Gott geschaffen, damit wir als Geschöpfe sein Wesen, seine Heiligkeit widerspiegeln. Dazu ist es notwendig, dass wir ebenso wie Er heilig sind.
Was Gott im Gesetz zu den Israeliten sagt, gilt ursprünglich für alle Menschen:
Seid heilig, denn ich bin heilig (Lev 20,26)

Es ist von daher unmöglich, dass irgendjemand mit Gott Gemeinschaft haben kann, der nicht vollkommen heilig (gerecht) ist. Nur wer gerecht ist, kann in der Nähe Gottes bestehen.

Wir sind ungerecht
Das Problem des Menschen ist, dass keiner diese Gerechtigkeit hat. Durch die Sünde des ersten Menschen, Adam, ist die Ungerechtigkeit zu allen Menschen durchgedrungen (Rö 5,12) und niemand erfüllt mehr die Forderung Gottes nach Gerechtigkeit (als Illustration dazu siehe v.a. die ersten drei Kapitel des Römerbriefes, insbesondere Rö 3,12). Der Mensch ist der Ungerechtigkeit ausgeliefert und er kennt keinen Weg, wie er wieder gerecht werden könnte.

Diese Wahrheit ist, oberflächlich betrachtet, soweit bekannt. Aber dennoch wird die totale Verdorbenheit des Menschen oft nicht deutlich genug betont.
Es soll nicht darum gehen, dass wir das Schlechte und das Böse möglichst hervorheben, um die Menschen schlechter zu machen, als sie sind.
Es ist tatsächlich so, dass die meisten Menschen, auch Christen, besser vom Menschen denken, als er ist. Man will das 'Gute im Menschen' doch auch sehen.
Man spricht vom suchenden Menschen, der das Gute will. Jeder habe doch eine grundsätzlich gute Anlage in sich, die Gott in ihn hinein gelegt hat.

Man möchte wohl Gottes Liebe zu allen Menschen betonen und sie auch nachleben. Dabei kommt man zu der falschen Annahme, dass man, um zu lieben, etwas Liebenswertes im Andern braucht. Nach dem Motto: der Mensch verdient es, geliebt zu werden.

Diese Denkweise ist durch humanistisches Gedankengut, vielfach auf dem Weg über Erzieher und Lebensberater, z.B. sogenannte christliche Psychologen, die eine weltlich-humanistische Ausbildung genossen haben, in die Gemeinde hineingekommen.

Die Bibel kennt diese Gedanken nicht. Nach ihrem Zeugnis ist der Mensch vollkommen verdorben und all 'seine Gerechtigkeit' ist nichts als lauter schmutzige Lumpen.
Wie aber können wir denn nun trotzdem vom Biblischen Zeugnis der Liebe Gottes zu den Menschen sprechen? Wie kann es geschehen, dass der gerechte Gott nicht trotzdem alle Menschen verwirft?

Christus wird Stellvertreter
Das biblische Konzept der Stellvertretung hilft uns, diese Frage zu beantworten.
Der Sohn Gottes, so sagt uns der Apostel Paulus, wurde von Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm (2Kor 5,21).
Die Stellvertretung Jesu Christi umfasst zwei Aspekte: Christus lebte ein vollkommen gerechtes Menschenleben und Er wurde für unsere Ungerechtigkeit bestraft.

Sein Leben auf dieser Erde ist das einzige Menschenleben, das jemals in Gottes Augen gut – gerecht – war. Der Herr Jesus erfüllte die von Gott geforderte Gerechtigkeit vollkommen. Er hat weder in Gedanken, noch in Worten oder Taten jemals gesündigt.

Nur deshalb konnte Er auch den zweiten Aspekt erfüllten; Er wurde ein vollkommenes Opfer für unsere Sünde. Erst Er konnte erfüllen, was durch Tieropfer niemals vollbracht werden konnte, nämlich Sünde austilgen (Heb 10,4f).

Christus macht gerecht
Auf diese Weise hat nun Christus uns – seinem Volk – die geforderte vollkommene Gerechtigkeit erworben. Gott hat sich ein Volk erwählt und Christus hat es durch sein Leben und seinen Kreuzestod erworben (Tit 2,14; 1Pet 2,9; Eph 5,25-27).
Damit ist gesagt, dass nichts auf der Seite des Menschen getan werden konnte, um ihn in die rechte Stellung vor Gott zu bringen, sondern Gott allein ist der Initiant unseres Heils, in jeder Hinsicht.
Es ist der rechtfertigende Gott, der uns durch Christus gerecht macht. Dabei müssen wir festhalten, dass wir eigentlich nicht von einem 'gerecht machen', sondern von einem 'gerecht sprechen' reden müssen.
Gerechtfertigt zu werden, heisst nicht, dass man danach gerecht 'ist', sondern, dass man als gerecht 'erklärt wird.

Der Begriff 'Rechtfertigung' in der Bibel stammt aus der Sprache der Justiz. Er bedeutet soviel wie ein Freispruch. Der Richter erklärt, dass der Angeklagte von seiner Schuld freigesprochen ist. Normalerweise sollte das natürlich nur geschehen, wenn der Angeklagte tatsächlich unschuldig ist. In unserem Fall ist es aber nicht so; wir sind eindeutig schuldig, werden aber freigesprochen. Warum kann das sein? Verzichtet Gott auf seine Gerechtigkeit?

Nein! Sondern Er rechnet uns die Gerechtigkeit seines Sohnes an. Weil Er alle Gerechtigkeit erfüllt hat und gleichzeitig unsere Schuld gesühnt hat, kann das geschehen.
Wir werden niemals eine eigene Gerechtigkeit haben, auf Grund der uns Gott annehmen kann, sondern es ist eine fremde Gerechtigkeit, die uns zugesprochen, angerechnet wird.
Und zwar wird uns die Gerechtigkeit Christi in dem Moment angerechnet, wo wir – weil wir unsere eigene Ungerechtigkeit erkennen – auf das Werk Christi für uns vertrauen (Rö 4,5).

Die Lehre der Rechtfertigung kann nicht isoliert betrachtet werden
Wenn wir die Rechtfertigungslehre der Bibel verstehen, dann werden wir immer deutlicher erkennen, dass diese nicht eine Sache für sich ist. Sie kann nicht isoliert betrachtet werden. Obwohl wir ganz deutlich zwischen den beiden trennen müssen, ist es dennoch wichtig zu sehen, dass die Rechtfertigung ganz eng mit der Heiligung zusammenhängt.
Wir sind gerechtfertigt, damit wir von da an nach Gottes Willen leben können.

Die Rechtfertigungslehre hängt auch mit der Lehre von der Erwählung zusammen.
Gott hat sich ein Volk erwählt, für das Christus der Stellvertreter geworden ist, indem Er für es gelebt hat und gestorben ist und auch jetzt für es lebt.
Dann hängt die Lehre der Rechtfertigung auch mit derjenigen von der Sicherheit unseres Heils zusammen. Derjenige, der gerecht gesprochen ist, für den Christus am Kreuz gestorben ist, wird nicht mehr für seine Sünde zur Rechenschaft gezogen werden.
.

Freitag, 2. März 2007

Solus Christus

Christus allein rettet von der Sünde und der gerechten Strafe Gottes. Es hilft kein menschliches Zutun, noch ist solches von Gott gefordert, resp. erlaubt.

Die Person Jesus Christus kann als die Notwendigkeit hinter den Formulierungen sola gratia und sola fide bezeichnet werden. 'Allein der Glaube' bedeutet allein der Glaube an Christus, 'allein die Gnade' meint die Gnade Gottes, die uns allein in Christus gewährt wird.
Weiter könnten wir noch sagen, dass auch der Begriff 'allein die Schrift' aussagt, dass die Heilige Schrift uns im Endeffekt nichts anderes als Christus als den einzigen Heilsweg offenbart, und dass auch nur das, was in Christus geglaubt, gedacht und getan wird, Gott Ehre macht (soli Deo gloria).

Der Terminus 'Solus Christus' ist in der Abgrenzung der Lehre der römischen Kirche formuliert worden. Die römische Kirche lehrte und tut das bis heute, dass das Opfer Christi nicht genügt, um das Heil vollkommen zu bewirken, sondern durch seinen Tod am Kreuz wird das Heil lediglich zugänglich gemacht.
Der Mensch, der das Heil begehrt, vollendet es im Prinzip selber, indem er die dazu notwendigen religiösen Riten der Kirche einhält und dazu gute Werke tut, die ihm angerechnet werden. Was dann noch zuwenig ist, kann ihm aus dem grossen Pool der überschüssigen guten Werke der Heiliggesprochenen zugesprochen werden, wenn er entsprechend sich um Ablass bemüht.

Nicht nur die römische Kirche bestritt die Lehre, dass Christus allein der Anfänger und Vollender unseres Heils ist. Sie hatte viele Nachfolger darin, die bis in die heutige Zeit selbst im evangelikalen Sektor einen grossen Einfluss haben.
Sie sogenannte synergistische Sicht vom Heil ist sogar die am weitesten Verbreitete. Es ist die Sicht, dass Christus zwar das Heil möglich gemacht hat, dass aber der Mensch 'seinen' Glauben hinzufügt und sich durch gute Werke die Bewahrung seines Glaubens selbst bewirkt.

Die meisten Evangelikalen lehnen das reformierte Verständnis ab, dass Christus wirklich das ganze Heil durch sein Leben und Sterben bewirkt hat - es eben nicht nur ermöglicht hat, sondern tatsächlich vollbracht hat, so dass derjenige, für den Er stellvertretend gestorben ist, wirklich zum Glauben kommt, weil sein Widerstand durch den Heiligen Geist überwunden wird und ihm der nötige Glaube geschenkt wird, und dass Er auch im Glauben bleibt, weil das Werk Christi auch die Vollendung der Heiligung garantiert.

'Solus Christus' beinhaltet aber, dass eben diese Tatsachen anerkannt werden und dass nichts von menschlicher Seite hinzugefügt wird, das unsere Rettung begünstigen oder sichern könnte.
Es bedeutet auch, dass wir auf jede Form von Frömmigkeit oder Kirchenordnung verzichten, wenn sie uns als etwas präsentiert werden, das notwendig zu unserer Rettung und Bewahrung beachtet werden muss.
Solches müsste als 'Gerechtigkeit nach dem Gesetz' denunziert werden und gehört letztlich in die Kategorie der Dinge, die uns von Christus trennen.

Gal 5,4
Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.
.