Montag, 12. Mai 2008

Theologiefeindlichkeit

Immer wieder wird mir in Gesprächen gesagt, dass es besser wäre, man würde mehr auf die praktischen Dinge im Leben achten, als dass man sich mit Theologie beschäftigt und die theologischen Fragen so genau nimmt. Die Leute würde in ihrem alltäglichen Leben andere Dinge beschäftigen als theologische Fragen und es sei eher störend für dieses alltägliche Glaubensleben, wenn man systematisch theologisch denkt und arbeitet.

Ich denke, dass Leute, die so argumentieren, in eine Falle des Teufels getreten sind.
Sie sind der List des Teufels auf den Leim gegangen, der das alltägliche Leben der Christen von ihren (nährenden, erhaltenden und schützenden) geistlichen Grundlagen abtrennen will. Wenn er es schafft, den Baum von seinen Wurzeln zu trennen, dann hat er bald sein Ziel erreicht, dass nämlich der Baum vertrocknet und dadurch auch keine oder vorerst nur noch faule Frucht entsteht.

Leute, die so argumentieren, sind geblendet. Sie würden sich im physischen Leben nie nach solchen Gedanken ausrichten wollen. Sie würden ihr Brot nie von einem Bäcker kaufen, der sagt: "Es kommt nich so drauf an, ob ich etwas Sand in den Teig mische, oder ob der Teig Cyanid-Spuren enthält. Hauptsache, die Leute haben Brot auf dem Tisch, das ihnen einigermassen schmeckt."
Sie würden nie bei einem Metzger Fleisch kaufen, der seine Würste oder Hackfleisch produziert, indem er das Fleisch mitsamt Knochen zerkleinert. Oder der in seiner Vitrine auch Rattenfleisch anbietet, es aber nicht deklariert, sondern sagt: "Das ist einfach Fleisch, was soll das Getue mit der Genauigkeit!"
Sie würden nie zu einem Arzt oder Chirurgen gehen, der sagt: "Wozu brauche ich eine Ausbildung? Wozu soll ich mich weiterbilden? Wozu soll ich das so genau nehmen? Jeder weiss doch ungefähr, wo die Därme, das Herz und die Leber sind. Und es gibt ja gute Schmerzmittel, die man nehmen kann, wenn irgendwo wehtut. Hauptsache, ich habe es gut mit meinen Patienten und wir lieben einander..."

Die Theologie ist bemüht, die viel wichtigeren Fragen des ewigen Lebens genau zu beantworten.
In diesen Fragen können wir es uns noch viel weniger leisten, ungenau zu sein. Schliesslich geht es darum, wie man als Sünder vor dem heiligen Gott bestehen kann, wie man vor seinem gerechten Zorn gerettet werden kann, wie man gerettet bleiben kann, wie man sein Leben zur Ehre Gottes lebt.
Es gibt natürlich auch kleinere Nebenfragen, über die man sich streiten kann. Aber auch die kleineren Nebenfragen haben eine Beziehung zu den Hauptfragen.

Wie kann jemand sagen: "Es ist doch besser, wenn man das nicht zu wichtig nimmt," wenn er gleichzeitig die Fragen des irdischen Lebens sehr wohl wichtig nimmt und das auch von anderen fordert (zum Beispiel wenn sein Arbeitgeber oder sein Kunde gewisse vertraglich festgelegte finanzielle Verpflichtungen nicht so tierisch ernst nimmt...)?

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