Freitag, 13. Februar 2009
Reformatorisches Erbe?
Riddlebarger beantwortet die Frage ohne Umschweife: "Nein, der Evangelikalismus hat kein reformatorisches Erbe verlassen, weil er ein solches Erbe nie hatte."
Das Interview geht dann bald in die Richtung, dass das reformierte mit dem modernen evangelikalen Verständnis von Kirche und Gottesdienst verglichen und diskutiert wird.
Eine Stunde, die du dir gönnen solltest.
Um die Sendung zu hören, klicke hier!
.
Mittwoch, 11. Februar 2009
Das alte und das neue Evangelium
"Zuflucht ist bei dem alten Gott" (5.Mose 33,27).
Dazu kam mir ein alter Text von James Packer aus dem Jahre 1958 wieder in den Sinn. Es ist erstaunlich, wie Packer dies vor 50 Jahren formulieren konnte, bzw. dass dieses Problem damals schon so aktuell war. Es hat nichts an Aktualität verloren.
Hier ist der Textabschnitt (aus der Einführung zu John Owens "The Death of Death in the Death of Christ"):
Wir haben das biblische Evangelium aus dem Blick verloren. Ohne es zu merken, haben wir während des letzten Jahrhunderts dieses Evangelium für ein Ersatzprodukt eingetauscht, das, wenn es auch in Einzelheiten sehr ähnlich aussieht, dennoch in seiner Gesamtheit etwas völlig anderes ist.
Daher stammen unsere Probleme; denn das Ersatzprodukt ist untauglich hinsichtlich der Ziele, für die sich das echte Evangelium in vergangenen Zeiten als so mächtig erwiesen hat. Das neue Evangelium versäumt es auf bemerkenswerte Weise, tiefe Ehrfurcht und Reue, echte Demut, einen Geist der Anbetung und herzliche Anteilnahme am Wohl der Gemeinde hervorzubringen. Und warum?
Ich behaupte, die Ursache hierfür liegt in seinem eigentlichen Wesen und Inhalt. Es kann die Menschen nicht dazu bringen, dass sie Gott im Mittelpunkt ihres Denkens und die Furcht Gottes in ihren Herzen haben. Das ist auch gar nicht sein eigentliches Anliegen. Man kann sagen, es unterscheidet sich von dem alten Evangelium dadurch, dass es ausschließlich darum bemüht ist, dem Menschen "dienlich" zu sein -- ihm Frieden, Trost, Freude und Erfüllung zu bringen -- und zu wenig daran interessiert ist, Gott zu verherrlichen. Das alte Evangelium war auch dem Menschen "dienlich" -- ja, mehr noch als das neue --, doch sozusagen eher beiläufig, denn sein primäres Anliegen war es, Gott Ehre zu bringen.
Es war immer und wesentlich eine Verkündigung göttlicher Souveränität -- in der Barmherzigkeit und im Gericht; ein Aufruf, sich zu beugen und den mächtigen Herrn anzubeten, von dem der Mensch in allen Dingen abhängig ist, sei es in der natürlichen Versorgung oder in der Gnade. Sein eindeutiger Bezugspunkt war Gott. Aber in dem neuen Evangelium ist der Bezugspunkt der Mensch. Das alte Evangelium war auf eine Weise religiös, wie es das neue Evangelium nicht ist.
Während es das Hauptziel des alten war, die Menschen Gottes Wege zu lehren, so scheint das Anliegen des neuen darauf beschränkt zu sein, ihr Wohlbefinden zu fördern. Das Thema des alten Evangeliums waren Gott und seine Wege mit den Menschen; das Thema des neuen sind der Mensch und die Hilfe, die Gott ihm gibt. Das ist ein großer Unterschied. Ausblick und Schwerpunkt der Evangeliumspredigt haben sich grundlegend gewandelt.
Aus dieser Wandlung in der Zielsetzung ist eine Wandlung im Inhalt erwachsen, denn das neue Evangelium hat die biblische Botschaft effektiv im vermeintlichen Interesse der "Dienlichkeit" umformuliert.
Samstag, 7. Februar 2009
Frau am Steuer
Dennoch: um nach der Veröffentlichung dieses Clips nicht als Sexist verschrien zu werden, will ich doch erwähnen, dass die meisten Frauen, die ich kenne, besser mit dem Auto umgehen können, als die Folgenden hier:
...und ich will auch noch erwähnen, dass Frauen nicht deshalb keine leitenden Ämter oder Funktionen in der Gemeinde übernehmen sollen, weil sie etwa dumm wären oder das nicht könnten (manchmal vielleicht sogar besser als manche Männer), sondern weil es Gott in seiner Weisheit nicht so vorgesehen hat und es darum in seinem Wort ausdrücklich verbietet.
.
Mittwoch, 4. Februar 2009
Kirche ohne Kinder?
Bei einem Vergleich der beiden grossen reformierten Bekenntnissen, dem Westminster Bekenntnis (1647) und dem 2. Londoner Bekenntnis (Baptisitisches Bekenntnis) von 1689 machte ich eine Entdeckung, die mir - obwohl mir dies vorher faktisch schon bekannt war - zu denken gab.
Die Autoren des 1689er Bekenntnisses haben im Grossen und Ganzen das Westminster Bekenntnis übernommen und lediglich einige Passagen geändert, die sich mit ihrem Taufverständnis nicht deckten.
Dabei ist nun etwas passiert, worüber man wirklich eingehender nachdenken sollte. Die Baptisten haben offensichtlich festgestellt, dass man nicht einfach die Stelle mit der Kindertaufe im Westminster Bekenntnis herausnehmen oder abändern kann und dann ein Baptistisches Bekenntnis hat. Man muss dann auch über die Bedeutung des Bundes nachdenken - was sie getanund deshalb auch das Kapitel über den Bund abgeändert haben - was wiederum dazu führt, dass man sich erklären muss, wie man die Kirche versteht.
Auch hier haben sie dann kräftig umgestellt. Das Resultat ist nicht eigentlich falsch. Die Theologen, die das Westminster Bekenntnis verfasst haben und diejenigen, die es bekennen, würden den Aussagen grundsätzlich auch zustimmen können.
Nur - etwas ganz Entscheidendes ist meines Erachtens fatal herausgekommen: In der Kirche nach dem baptistischen Verständnis fehlen die Kinder!
Die Verfasser beider Bekenntnisse sehen die sichtbare Kirche als die Versammlung derer, die Christus bekennen und ihn anbeten. Aber im Westminster Bekenntnis heisst es "und ihre Kinder" und im Baptistischen: "ohne ihre Kinder". Das steht nicht ausdrücklich so da, sondern die Kinder fehlen einfach.
Viele Baptisten, vielleicht die meisten, würden das nicht ausdrücklich sagen: "meine Kinder gehören nicht zu meiner Gemeinde" - aber implizit sagen sie das.
Zum Glück handeln die meisten Baptisten ebenso inkonsequent. Sie behandeln ihre Kinder nicht als Heiden. Sie behandeln sie ebenso als Mitglieder der sichtbaren Kirche. Aber weil sie dem nicht mit dem Siegel des Neuen Bundes, der Taufe, Ausdruck geben wollen, können sie in ihrem Bekenntnis die Kinder nicht mit in die Kirche einschliessen.
Meine Kinder sind keine Heiden. Ich habe sie von Anfang an im Glauben erzogen und sie angehalten, mit uns Gott anzubeten. Sogar als (damals noch) bekennender Baptist. Darin war ich inkonsequent - mein Bekenntnis und meine Praxis widersprachen sich. Zum Glück!