Der Wikileaks-Gründer Julian Assange geniesst die Sympathie der Mehrheit, auch wenn er sich mit seinen Operationen zur Auffindung und Veröffentlichung brisanter Wahrheiten oft im grauen Bereich der Legalität bewegt.
In einer Umfrage der Website der (CH-) Tagesschau stimmten die Besucher darüber ab, wie sie zu den Aktionen von Wikileaks stehen.
Es waren drei Möglichkeiten zum Antworten gegeben:
a) Wir mögen, wenn David gegen Goliath kämpft
b) Wir lieben nichts mehr als die Wahrheit
c) Wir möchten, dass Aussenseiter bestraft werden
b) war eindeutig an der Spitze - 56% wählten diese Option. Das Resultat ist einerseits erstaunlich, andererseits nicht.
Nicht erstaunlich ist es, wenn wir hinter die direkte Aussage: "Wir lieben nichts mehr als die Wahrheit" schauen. Es war schon immer willkommen, wenn jemand die Machenschaften von irgendwelchen mächtigen Institutionen, denen wir uns z.T. ausgeliefert fühlen, oder die bedrohlich oder beängstigend wirken, ans Licht brachte. Darum sind Verschwörungstheorien beliebt, ob sie wahr sind oder nicht. Übermächtige Kirchen oder Sekten, die ihre Anhänger knechten, Staaten/Regierungen, die ihre Autorität missbrauchen, um ungehindert Unrecht zu tun, Mega-Konzerne, die mittels ihrer finanziellen Ressourcen das geltende Recht umschiffen, usw... Wenn diese Dinge ans Licht kommen, sind wir froh und fühlen uns sicherer, denn wer weiss denn, ob es nicht ihn auch einmal treffen kann, wenn er einem dieser Mächtigen in die Quere kommt?
Erstaunen tut die Aussage der Mehrheit, dass wir "nichts mehr lieben als die Wahrheit", wenn wir den Satz wörtlich nehmen und ihn auf jede Situation und auf jeden Menschen (auch uns selber) anwenden.
Lieben wir denn die Wahrheit, wenn sie für uns zum Nachteil wird?
Ja, wir verurteilen diejenigen, deren 'Wahrheit' durch Wikileaks ans Licht gezerrt wird. Wir verurteilen zu Recht, dass sie verhindern wollen, dass ihre dunklen Machenschaften an die Oberfläche kommen.
Aber wie sieht es aus, wenn jemand unsere geheimsten Dinge ans Licht zerren will? Wenn Dinge, die wir getan haben, für die wir uns eigentlich schämen (sollten), bekannt gemacht werden sollten?
Wenn z.B. bekannt werden sollte, dass ich meinen Mitarbeiter, dem ich Loyalität vorheuchle, eigentlich hasse... wenn herauskommen sollte, dass ich meine Frau, meinen Mann betrogen habe (vielleicht nur in Gedanken, oder durch Beschäftigung mit Pornografie, oder gar in der Tat)... wenn die Leute erfahren sollten, dass ich falsche Dinge über andere verbreitet habe, oder dass ich jemandem etwas gestohlen habe (und wenns nur die Zeit ist, die ich durch 'Blau machen' dem Chef gestohlen habe).... und so weiter.
All diese Dinge sehen wir vielleicht nicht als schlimm an. Wir können uns Rechtfertigungen dafür zurechtlegen. Aber wenn wir uns vorstellen, dass wir an die Öffentlichkeit gezogen und hingestellt würden und es heissen würde: "Das ist derjenige/diejenige, der das tut/getan hat."
Würden wir dann auch noch sagen, dass wir nichts mehr lieben als die Wahrheit?
Nein, das glaube ich nicht. Wir würden denjenigen, der diese Wahrheiten über uns ans Licht bringt, so hassen, wie die Klima-Lügner und die Amerikaner Julian Assange hassen!
Darum hassen die Menschen eigentlich die Wahrheit. Vor allem die Wahrheit, die Gott in der Bibel über sie veröffentlicht. Darum hassen sie Gott und seine Botschafter. Weil kaum jemand die Wahrheit liebt, die ihn in ein schlechtes Licht stellt - auch wenn es die volle Wahrheit ist.
Aber eigentlich sollten wir die Wahrheit wirklich lieben. Denn die Wahrheit, die Gott über uns in der Bibel veröffentlicht, dient nicht dazu, uns zu vernichten. Sondern sie will uns zur Umkehr rufen. Und sie will uns den zeigen, der kam, um alle die schändlichen Dinge, die wir gedacht, gewollt und getan haben, zu vergeben.
Es gibt ein göttliches Wikileaks, das nach unserem Ableben aufgeschaltet wird. Dann wird tatsächlich alles ans Licht kommen, was wir bis dahin im Verborgenen gehalten haben.
Wohl dem, der sich der unbequemen Wahrheit schon vorher stellt; zugibt, dass er (in allen Punkten) gegen Gottes Gesetz (nachzulesen in 2.Mose 20) verstossen hat und die angebotene General-Amnestie in Anspruch nimmt, die ihm angeboten wird, wenn er bekennt.
Die Bibel drückt das so aus:
Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. (1Jo 1:8-9)
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Dienstag, 7. Dezember 2010
Dienstag, 28. September 2010
Missbrauch
Missbrauch ist ein Modewort.
Jedoch wird es wohl nicht so häufig in dem Zusammenhang gebraucht, der mir heute im Johannesevangelium begegnet ist:
Jener war die Fackel, die brennt und scheint; ihr aber wolltet nur eine kurze Zeit fröhlich sein in ihrem Licht (Joh 5:35).
Gemeint mit 'jener' ist Johannes der Täufer. Er ist der Vorläufer, der letzte Prophet, der Jesus Christus, den Retter ankündigte.
Johannes ist der Inbegriff des Verkündigers, der das Wort Gottes im Hinblick auf Christus auslegt. Er ist der Herold, der seinen Hörern zuruft: "Der König ist auf dem Weg, seine Herrschaft anzutreten! Kehrt von euren falschen Wegen, eurer falschen Religiosität, eurer Selbstzentriertheit, um und macht euch bereit, seine Herrschaft über euch anzunehmen!"
Das Wort von Johannes ist sowohl Gerichtswort als auch Ankündigung herrlicher Ereignisse.
In gewisser Weise repräsentiert er auch die Kirche, die Gottes Botschaft an die Welt ausrichtet.
Worin besteht nun der Missbrauch?
Der Missbrauch besteht darin, dass die Hörer seiner Botschaft nicht wirklich auf seine Botschaft eintreten wollen, sondern sich lediglich an seinem Schein ergötzen wollen.
Das heisst, sie wollen sich nicht unter die Herrschaft Christi stellen, wollen aber die angenehmen Seiten seines Kommens - d.h. des Christentums - geniessen.
Sie wollen die Früchte ernten und geniessen, ohne den Baum zu pflanzen.
Ist das möglich? Eigentlich nicht. Dennoch scheinen das sehr viele zu glauben...
Man will gute Nachrichten hören, d.h. 'gute Predigten' geniessen, denen man intellektuell vielleicht zustimmen kann. Aber man möchte eigentlich nicht so darauf eingehen, dass man sein Leben wirklich auf die christliche Botschaft ausrichtet.
Wenn wir so eine Haltung heute auch oft antreffen, so zeigt diese Aussage Jesu im Johannes-Evangelium, dass sie keineswegs neu ist.
Ich glaube, dass wir alle geneigt/gefährdet sind, Gottes Wort und seine Verkündigung in der Weise zu missbrauchen. Im besonderen haben auch die Puritaner das erkannt und verschiedentlich darüber geschrieben.
Eine gute Hilfe zur Selbstprüfung bietet z.B. John Owens 'Apostasy from the Gospel', das unter dem Namen "Die Gefahr des Abfallens" neu auf Deutsch herausgekommen ist (3L-Verlag).
In kurzer Form kann auch das Beherzigen der 160. Frage und Antwort des Westminster Larger Catechism hilfreich sein (vor Genuss der nächsten Predigt verinnerlichen):
Jedoch wird es wohl nicht so häufig in dem Zusammenhang gebraucht, der mir heute im Johannesevangelium begegnet ist:
Jener war die Fackel, die brennt und scheint; ihr aber wolltet nur eine kurze Zeit fröhlich sein in ihrem Licht (Joh 5:35).
Gemeint mit 'jener' ist Johannes der Täufer. Er ist der Vorläufer, der letzte Prophet, der Jesus Christus, den Retter ankündigte.
Johannes ist der Inbegriff des Verkündigers, der das Wort Gottes im Hinblick auf Christus auslegt. Er ist der Herold, der seinen Hörern zuruft: "Der König ist auf dem Weg, seine Herrschaft anzutreten! Kehrt von euren falschen Wegen, eurer falschen Religiosität, eurer Selbstzentriertheit, um und macht euch bereit, seine Herrschaft über euch anzunehmen!"
Das Wort von Johannes ist sowohl Gerichtswort als auch Ankündigung herrlicher Ereignisse.
In gewisser Weise repräsentiert er auch die Kirche, die Gottes Botschaft an die Welt ausrichtet.
Worin besteht nun der Missbrauch?
Der Missbrauch besteht darin, dass die Hörer seiner Botschaft nicht wirklich auf seine Botschaft eintreten wollen, sondern sich lediglich an seinem Schein ergötzen wollen.
Das heisst, sie wollen sich nicht unter die Herrschaft Christi stellen, wollen aber die angenehmen Seiten seines Kommens - d.h. des Christentums - geniessen.
Sie wollen die Früchte ernten und geniessen, ohne den Baum zu pflanzen.
Ist das möglich? Eigentlich nicht. Dennoch scheinen das sehr viele zu glauben...
Man will gute Nachrichten hören, d.h. 'gute Predigten' geniessen, denen man intellektuell vielleicht zustimmen kann. Aber man möchte eigentlich nicht so darauf eingehen, dass man sein Leben wirklich auf die christliche Botschaft ausrichtet.
Wenn wir so eine Haltung heute auch oft antreffen, so zeigt diese Aussage Jesu im Johannes-Evangelium, dass sie keineswegs neu ist.
Ich glaube, dass wir alle geneigt/gefährdet sind, Gottes Wort und seine Verkündigung in der Weise zu missbrauchen. Im besonderen haben auch die Puritaner das erkannt und verschiedentlich darüber geschrieben.
Eine gute Hilfe zur Selbstprüfung bietet z.B. John Owens 'Apostasy from the Gospel', das unter dem Namen "Die Gefahr des Abfallens" neu auf Deutsch herausgekommen ist (3L-Verlag).
In kurzer Form kann auch das Beherzigen der 160. Frage und Antwort des Westminster Larger Catechism hilfreich sein (vor Genuss der nächsten Predigt verinnerlichen):
Was wird von denen gefordert, welche die Predigt des Wortes hören?
Antwort: Von denen, welche die Predigt des Wortes hören, wird gefordert, dass sie mit Fleiss, Vorbereitung und Gebet darauf Acht geben, das Gehörte nach der Schrift prüfen, die Wahrheit mit Glauben, Liebe, sanftmütig und ganz willig als das Wort Gottes aufnehmen, darüber nachdenken und sich besprechen, es in ihrem Herzen behalten und daraus Frucht bringen in ihrem Leben.
.Donnerstag, 10. Juni 2010
VerkündigerINNEN und die Theologie des Selbst
Ach, mein Volk, seine Antreiber sind Mutwillige, und Frauen beherrschen es. Mein Volk, deine Führer sind Verführer, und den Weg, den du gehen sollst, verwirren sie. (Jesaja 3:12)
Ich muss im Rahmen meiner Tätigkeit immer wieder Predigten lesen, die von Frauen gehalten wurden. Dabei fällt mir regelmässig etwas auf, das in mir den Verdacht aufkommen lässt, dass sich heute wieder das abspielt, was Jesaja schon beklagte.
Ich halte es für biblisch nicht haltbar, dass Frauen ein gemeindeleitendes Amt innehaben oder auch einer gemischt-geschlechtlicher Gemeinde predigen. Diese Überzeugung kommt nicht daher, dass ich meinte, Frauen könnten die Bibel nicht genügend gut verstehen (sie lesen sie einfach nicht aufmerksam genug, denn sonst würden sie nicht predigen wollen) oder dass sie nicht so gut wie Männer predigen könnten. Diese Überzeugung habe ich aus den entsprechenden Anweisungen des Apostels in den Pastoralbriefen.
Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die predigenden Frauen doch auf ganz bestimmte Themen abfahren, die sie auf unbiblische Weise darlegen und damit das Volk Gottes (diejenigen davon, die sich das gefallen lassen) in die Irre führen.
Eines der Themen, das immer wieder in weiblichen Predigten (ein Oxymoron) auftaucht, ist die Begriffsgruppe "Selbstliebe, Selbstvertrauen, Selbstwert" etc. - Die Lehre, dass wir Christen ein besseres Bild von uns selbst bekommen dürften/sollten, ist eine Plage im Evangelikalismus, die kaum totzukriegen ist. Dass dabei die Ehre Gottes vermindert wird und Gott zu einem Diener unserer Bedürfnisse degradiert wird, bemerkt kaum einer.
Die christlichen Männer - wenn es denn noch ein paar übrig hat - sollten dringend aufstehen und ihren verkündigenden Frauen das Handwerk legen. Gemeindeleiter sollten der Unsitte, ihren Schwestern die falschen Plätze zu überlassen, ein Ende bereiten und wieder selber biblisch leiten. Pfarrer und Pastoren sollten das biblische Wort verkündigen, so wie es Gott uns anvertraut hat - mit allen Ecken und Kanten. Anstatt dass sie sich der Feminisierung der Kirche immer weiter beugen, nur aus Angst wegen politischer Inkorrektheit ins Schmuddel-Eggli verbannt zu werden.
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Ich muss im Rahmen meiner Tätigkeit immer wieder Predigten lesen, die von Frauen gehalten wurden. Dabei fällt mir regelmässig etwas auf, das in mir den Verdacht aufkommen lässt, dass sich heute wieder das abspielt, was Jesaja schon beklagte.
Ich halte es für biblisch nicht haltbar, dass Frauen ein gemeindeleitendes Amt innehaben oder auch einer gemischt-geschlechtlicher Gemeinde predigen. Diese Überzeugung kommt nicht daher, dass ich meinte, Frauen könnten die Bibel nicht genügend gut verstehen (sie lesen sie einfach nicht aufmerksam genug, denn sonst würden sie nicht predigen wollen) oder dass sie nicht so gut wie Männer predigen könnten. Diese Überzeugung habe ich aus den entsprechenden Anweisungen des Apostels in den Pastoralbriefen.
Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die predigenden Frauen doch auf ganz bestimmte Themen abfahren, die sie auf unbiblische Weise darlegen und damit das Volk Gottes (diejenigen davon, die sich das gefallen lassen) in die Irre führen.
Eines der Themen, das immer wieder in weiblichen Predigten (ein Oxymoron) auftaucht, ist die Begriffsgruppe "Selbstliebe, Selbstvertrauen, Selbstwert" etc. - Die Lehre, dass wir Christen ein besseres Bild von uns selbst bekommen dürften/sollten, ist eine Plage im Evangelikalismus, die kaum totzukriegen ist. Dass dabei die Ehre Gottes vermindert wird und Gott zu einem Diener unserer Bedürfnisse degradiert wird, bemerkt kaum einer.
Die christlichen Männer - wenn es denn noch ein paar übrig hat - sollten dringend aufstehen und ihren verkündigenden Frauen das Handwerk legen. Gemeindeleiter sollten der Unsitte, ihren Schwestern die falschen Plätze zu überlassen, ein Ende bereiten und wieder selber biblisch leiten. Pfarrer und Pastoren sollten das biblische Wort verkündigen, so wie es Gott uns anvertraut hat - mit allen Ecken und Kanten. Anstatt dass sie sich der Feminisierung der Kirche immer weiter beugen, nur aus Angst wegen politischer Inkorrektheit ins Schmuddel-Eggli verbannt zu werden.
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Verkündigung
Sonntag, 16. Mai 2010
Sonntags-Club oder Abbild des Himmlischen...?
Wenn das Evangelium unseren Gottesdienst prägt....
(Audio-file zu diesem Vortrag kann hier geladen werden)
Das Thema Gottesdienstgestaltung ist heiss diskutiert und umstritten. Es ist nicht nur so, dass wir heute die verschiedensten Formen von gottesdienstlichen Veranstaltungen vorfinden. Die Frage, wie die Gottesdienste gefeiert werden sollen, wird auch recht verschieden beantwortet – meistens je nach dem, von welchem kirchlichen Hintergrund jemand kommt.
Es gibt in manchen Kreisen einen regelrechten Kampf um die Gottesdienstgestaltung.
Dieser Kampf ist – und das möchte ich bewusst auch an unsere eigene Adresse richten – leider vorwiegend von Präferenzen bestimmt. Das heisst: die beiden oder mehreren Lager, die sich um das Thema streiten, sind vorwiegend bemüht, ihre eigene Sicht durchzusetzen.
Die einen finden, es ist wichtig und richtig, dass wir mit unseren Veranstaltungen das Publikum ansprechen, das wir gewinnen wollen. Die anderen finden: Nein, es muss vor allem uns selber wohl sein dabei, wie wir die ein, zwei Stunden gestalten. Und oft befinden sich konservative Christen einfach in dem zweiten Lager. Der 'konservative Stil' befriedigt einfach ihren Geschmack am besten. Wir singen z.B. nicht die 'popigen' Lieder, die dem heutigen Kirchenkonsumenten gefallen, sondern wir singen die alten Lieder, die uns gefallen.
So ist dann der Kampf um die Gottesdienstgestaltung ein Kampf um Geschmacksfragen. Nicht mehr. Das darf nicht sein. Wenn wir nur für unsere bevorzugte Ansicht kämpfen, dann haben wir den Kampf bereits verloren. Wir sind dann eigentlich den Korinthern ähnlich, denen Paulus in Bezug auf ihren Gottesdienst schrieb (1Kor 11:17): Wenn ich aber folgendes vorschreibe, so lobe ich nicht, dass ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkommt.
Die Gemeinde in Korinth war eine gespaltene Gemeinde. Es wurde um persönliche Präferenzen gekämpft. Genau deshalb hatten sie sündhafte Spaltungen und genau deshalb wies Paulus sie zurecht. Es geht in den Kapiteln 11-14 des 1.Korintherbriefes zu einem beträchtlichen Teil um die Gottesdienstgestaltung. Es geht um die Durchführung des Abendmahls, um Bekleidung im Gottesdienst, um die Reihenfolge der Dinge, usw.
Paulus schreibt dieser Gemeinde aber nicht einfach: "Diejenigen, die dies oder das sagen, sind im Recht, die anderen im Unrecht", sondern er sagt eigentlich: "Ihr seid alle im Unrecht, weil ihr einfach die falsche Haltung habt."
Und diese Haltung sollten wir bei uns selbst auf jeden Fall zuerst prüfen, bevor wir uns fragen: "Wer hat das richtige Modell für den Gottesdienst?" Wir sollten uns fragen: "Was wollen wir überhaupt mit unserem Gottesdienst?" oder: "Was müssen wir wollen? Was will Gott, dass wir tun? Wollen wir Gott anbeten, ihm die Ehre geben – und damit unsere eigenen Geschmacksrichtungen zurückstellen, uns selbst verleugnen – oder wollen wir einfach auf unsere – postmodernen oder konservativen – Kosten kommen?"
Wenn wir unsere Haltung geklärt haben, dürfen, ja müssen wir uns wieder fragen: "gibt es eine Gottesdienstform, die Gottes Willen entspricht?"
Begründungen für einen geordneten Gottesdienst
Man könnte einwenden: Wir finden in der Bibel keine Vorlage oder keine Muster-Liturgie, nach der der Christliche Gottesdienst gestaltet sein muss. Das stimmt. Gibt es denn dann überhaupt eine Form des Gottesdienstes, die Gott bevorzugt? Ja, das gibt es ganz bestimmt!
Gott hat – nachdem er sein Volk aus Ägyptern geführt hatte – festgelegt, wie er von diesem Volk angebetet werden will, wie der Gottesdienst gestaltet werden soll.
Gottesdienst (nach Gottes festgelegtem Muster) war die Absicht der Befreiung aus Ägypten.
Exo 3:12 Ich werde mit dir sein, und dies sei dir das Zeichen, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr an diesem Berg Gott dienen.
Exo 5:1,3 Danach gingen Mose und Aaron hinein und sprachen zum Pharao: So spricht der HERR, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit sie mir in der Wüste ein Fest feiern. … Da sprachen sie: Der Gott der Hebräer ist uns begegnet. Drei Tagereisen weit wollen wir in die Wüste gehen und dem HERRN, unserem Gott, opfern, damit er uns nicht schlägt mit Pest oder Schwert.
Gott hatte auch eine klare Vorstellung davon, wie dieser Gottesdienst gestaltet sein sollte. Er würde nicht seinem Volk, das eine so starke Neigung zum Götzendienst hat, überlassen, auf welche Weise sie ihn anbeten wollen.
Er zeigte Mose auf dem Berg ganz genau, wie alle Gegenstände hergestellt werden müssen und wie sie dann gebraucht werden sollen. In seinem zweiten Gebot sagte er, wie es nicht geschehen darf: "Du sollst Dir kein Abbild von etwas Himmlischem machen, um es anzubeten."
Gottes zornige Reaktion auf das Fest mit dem goldenen Kalb oder auf Nadab und Abihu, die fremdes Feuer auf den Altar brachten, oder auf Usa, der die Bundeslade anfasste, nachdem sie nicht nach der Anweisung Gottes transportiert worden war - all das zeigt sehr deutlich, dass es Gott darauf ankommt, in welcher Weise der Gottesdienst geschieht.
Schauen wir ins Neue Testament: Jesus führt ein evangelistisches Gespräch mit einer samaritischen Frau. Dabei kommt die Frage nach dem richtigen Gottesdienst auf:
Joh 4:19-24 Die Frau sagt zu ihm: Herr, ich sehe, du bist ein Prophet. Unsere Väter haben auf diesem Berg gebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man beten soll. Jesus sagt zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem zum Vater beten werdet. Ihr betet zu dem, was ihr nicht kennt; wir beten zu dem, was wir kennen - denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist jetzt da, in der die wahren Beter in Geist und Wahrheit zum Vater beten werden, denn auch der Vater sucht solche, die auf diese Weise zu ihm beten. Gott ist Geist, und die zu ihm beten, müssen in Geist und Wahrheit beten.
Etwas wird bei der Besprechung dieses Texts oft übersehen: Jesus sagt nicht nur, dass es kein bestimmtes Gebäude (Tempel) mehr braucht für den Gottesdienst! Er sagt auch, dass es eine falsche und eine richtige Weise des Gottesdienstes gibt. Die der Samariter ist gut gemeint, aber mangelhaft: "ihr betet an, was ihr nicht kennt… das Heil kommt von den Juden"
Jesus sagt hier, dass der jüdische Ansatz (bis dahin) der richtige war. Sie haben Gott gemäss der Offenbarung, die er ihnen gab, angebetet. Diese Offenbarung kam von Mose, den Propheten und den Schriften (nicht nur aus den 5 Mosebüchern, wie die bei den Samaritern der Fall war).
Natürlich geht Jesus weiter. Er sagt, dass mit ihm die Zeit begonnen hat, dass man nicht mehr durch das Opfersystem im Tempel anbeten soll. Man soll im Geist und in der Wahrheit anbeten. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Offenbarung des Geistes, die geoffenbarte Wahrheit Gottes uns darin leiten muss, wie wir Gottesdienst halten.
Beachten wir: Dieses Gespräch findet am Übergang von Alttestamentlicher zu Neutestamentlicher Offenbarung statt. Jesus sagt der Frau: der Tempel wird wegfallen. Jesus selbst ist der neue Tempel und sein Leib, also die Gemeinde Christi, ist der neue Tempel.
Was aber nicht wegfallen wird, ist die Offenbarung Gottes in Bezug darauf, wie er angebetet werden will – auch im Gottesdienst der versammelten lokalen Körperschaften dieser Gemeinde.
Anbetung Gottes, auch durch gottesdienstliche Versammlungen, muss immer gemäss der göttlichen Offenbarung geschehen.
Wir sehen das dann auch in den hinteren Kapiteln des 1.Korintherbriefes. Besonders in 1.Kor 14 weist Paulus diese Gemeinde an, ihre Versammlungen geordnet abzuhalten. Die Priorität dieser Ordnung soll nach der Wichtigkeit der Elemente bestehen. Prophezeiungen stuft er höher ein als Sprachenrede. Und wenn Propheten reden, dann sollen die anderen das Gesagte prüfen. Woran können sie es prüfen? Natürlich an dem bis hierher geoffenbarten Wort Gottes. Dies hat höchste Priorität.
"Alles geschehe in Frieden und in Ordnung, denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens" Paulus macht den Ablauf der gottesdienstlichen Versammlung an Gottes geoffenbartem Charakter fest. Gottesdienst muss Gottes Offenbarung entsprechen. Seiner Offenbarung über sich selbst und über seinen Heilsweg.
Was ist die richtige Form?
Wenn wir uns nun fragen: Was ist die richtige Gottesdienstform, dann haben wir dafür bereits einen Ansatz erkannt. Gott hat sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament Anweisungen für die Anbetung gegeben. Inhaltlich soll der Gottesdienst erkennen lassen, was Gott von sich und seinem Heil offenbart hat.
Diese Offenbarung ist geschichtlich und kontinuierlich. Gott begann vom Anfang des Alten Testaments bis hin zum letzten Propheten, sein Heil in Christus zu offenbaren. Im Alten Testament tat er das in Form von Zeremonien und Typen, Vorbildern, die auf den kommenden Christus hinweisen. Im Neuen Testament wird die Alttestamentliche Offenbarung erläutert, konkretisiert und verdeutlicht. Der Christus ist gekommen. Es wird klar: er ist das Ziel der Anbetung Gottes! Er muss das Zentrum und der Inhalt des ganzen Gottesdienstes sein.
Die Stiftshütte, der Tempel, die Opfer, die Gegenstände, die Priesterkleidung, die Feste – alle Bestandteile des von Gott angeordneten Gottesdienstes sprachen von Christus. Jetzt haben wir Christus selbst, also wurden diese Vorschattungen überflüssig. Aber Christus selbst, sein Wesen, sein Heil, seine Hingabe an uns – dies darf nicht weggelassen werden, sondern muss unseren Gottesdienst bestimmen.
Mose war auf dem Berg. Dort wurde ihm von Gott gezeigt, wie er die Bestandteile für den Gottesdienst gestalten soll. Gott sagte zu ihm (2.Mose 26:30): "Gestalte alles so, wie es dir auf dem Berg gezeigt wurde!" Viele Jahrhunderte später war Mose wieder auf dem Berg. Dort wurde ihm gezeigt, wer das ist, auf den alle die Dinge hinwiesen, die ihm früher auf dem Berg gezeigt wurden.
Wenn Jesus sagt, unser Gottesdienst muss im Geist und in der Wahrheit geschehen, dann heisst das gerade das, dass wir ihn selbst – der Gottes geoffenbarte Wahrheit ist, der der Tempel ist, der das Opfer ist, der der Hohepriester ist – durch unseren gesamten Gottesdienst ehren und anbeten sollen. Wir sprechen als solche, die sich bibeltreue Christen nennen, oft davon, dass unsere Verkündigung, unsere Predigten, Christus-zentriert sein sollen. Aber sehen wir auch, dass unsere ganzen Gottesdienste ebenso Christus im Zentrum haben sollen?
Unsere Gottesdienste sollen ein Abbild des Himmlischen sein. Sind sie vielleicht manchmal nur ein "Sonntags-Club", weil einfach eine Anzahl Christen zusammen sitzen und entweder eine irgendwie "erbauliche" Zeit miteinander verbringen oder vielleicht weil sie lediglich ihre Rechtgläubigkeit feiern? Wenn der Mensch und seine Interessen – seien sie postmodern oder konservativ – im Mittelpunkt stehen, dann sind diese "Gottesdienste" mehr ein Sonntags-Club.
Wenn Christus, seine Person und sein Heil im Zentrum ist, dann sind sie Abbild des Himmlischen.
Das historische Vorbild
Wenn wir die Formen der Gottesdienste durch die Geschichte der Kirche hindurch vergleichen, können wir erkennen, dass die Kirche Christi ihre Gottesdienstform eigentlich nie in grossem Stil verändert hat. Sogar infolge der Reformation, wo das Verständnis des Heils in Christus vollkommen neu anhand der Schrift ausgerichtet wurde, gab es in der Liturgie nicht so grosse formale Veränderungen.
Die Liturgie, die Gottesdienstordnung, die den Ablauf, die Reihenfolge der Bestandteile des Gottesdienstes bestimmt, war schon seit der alten Kirche in den ersten Jahrhunderten vom Verständnis des Evangeliums geprägt. (Natürlich kam in der römischen Kirche deren falsches Verständnis zum Ausdruck, was dann von den Reformatoren in ihrer Liturgie wieder angepasst wurde).
Erst – wahrscheinlich beeinflusst durch enthusiastische und sogenannt erweckliche Bewegungen in der neueren Zeit – kam die Idee auf, die Zusammenkünfte sollten weniger organisiert, mehr spontan sein. Je spontaner desto geistlicher, so scheint mir, dachte und denkt man. Hinter dieser Haltung steht sicher auch ein ehrliches Streben nach einer echten Frömmigkeit, die nicht durch das unbeteiligte Herunterleiern von Zeremonien und vorformulierten Gebeten kaputt gemacht werden soll.
Nur hat man hier wohl das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Man kann sicher mit einem gewissen Recht behaupten: "starre Formen können Leben zerstören." Aber man muss auch anerkennen, dass ohne Form auch kein Leben bestehen bleiben kann. Die Praxis zeigt ausserdem, dass dort, wo man erst auf eine geordnete Gottesdienstform verzichten will, sich mit der Zeit wie von Geisterhand selbst eine solche bildet.
Zum Beispiel gibt es viele freien Gemeinden, die bewusst kein "Unser-Vater" beten wollen, weil es immer gleich 'aufgesagt' wird. Man kann aber in diesen Gemeinden sehr gut beobachten, dass die 'freien' Gebete ihrer Mitglieder meistens genauso gleichförmig wiederholt werden und dazu noch sehr viel inhaltsloser sind als das Unser-Vater, das ja immerhin aus Gottes inspiriertem Wort stammt.
Das Evangelium als 'Raster' für den Gottesdienst
Unsere Gottesdienste müssen Christus-zentriert, oder Evangeliums-zentriert sein. Ein Gottesdienst, der Gott gefällt, der seinem Willen entspricht, ist ein Gottesdienst, der nicht nur in der Predigt, sondern als ganze Veranstaltung das Evangelium verkündet, indem er es abbildet.
Sicher: unser ganzes Leben soll ein Gottesdienst, ein Abbild des Evangeliums, sein. Aber unser sonntäglicher Gottesdienst soll auch ein (kompaktes) Abbild davon sein, was der Gottesdienst unseres Lebens während der Woche ist.
Das heisst konkret: Wenn wir auch nicht eine Form der historischen Liturgien übernehmen wollen, so müssen doch bestimmte Bestandteile, die in diesen Liturgien vorkommen, da sein.
Der Gottesdienst als öffentliche organisierte Veranstaltung wird immer wiederspiegeln, was wir von Gott und seinem Handeln glauben! Der sonntägliche Gottesdienst ist ein Spiegel dessen, was wir auch sonst unter der Woche glauben. Es wäre gut für uns, wenn dies das Evangelium ist!
Das Evangelium spricht davon, wie wir in die Gegenwart Gottes kommen können.
Wenn das Evangelium den Gottesdienst prägt, dann wird dieser in etwa ähnlich ablaufen, wie die Geschichte eines Menschen, der durch das Evangelium zu Gott kommt. Die folgenden 'Elemente' sollten also in einer Liturgie (Gottesdienstablauf) vorhanden sein und die Versammlung prägen:
Heiligkeit Gottes erkennen
Wer sich Gott nähern will, ihm begegnet, wird zuerst von seiner Grösse und Heiligkeit überwältigt sein. Er wird erkennen, wie gross Gott ist und wie klein er selbst daneben ist.
Der Beginn des Gottesdienstes müsste diese Tatsache irgendwie darstellen.
So kann man meines Erachtens nicht in den Raum schlendern, sich nach hinten lehnen und gemütlich in einem Sessel einen 'Latte' schlürfen und paar Popsongs reinziehen, wenn man sich bewusst ist, dass dies ein besonderer Moment der Begegnung mit dem heiligen Gott ist.
Sünde erkennen
Gotteserkenntnis bewirkt Selbsterkenntnis. Wer sich selbst im Licht Gottes erkennt, wird sich seine Sünde bewusst. Er sucht Vergebung. Gottes Mittel, die Sünde bewusst zu machen, ist das Gesetz. Die Lesung von Gesetzestexten (aus dem Alten und Neuen Testament) an dieser Stelle im Gottesdienst ist daher sinnvoll.
Vergebung/Zuspruch derselben
Wo die Sünde aufgezeigt und erkannt wird, da wird uns unsere Erlösungsbedürftigkeit bewusst.
Wo im Alttestamentlichen Gottesdienst Opfer gebracht wurden, können und sollen wir heute auf das ein für allemal geschehene Opfer Christi hinweisen.
Der Zuspruch der Vergebung an die Bussfertigen an dieser Stelle lässt die Freude der Erlösten aufkommen. Das Bewusstsein, was es heisst, vor Gott kommen zu dürfen und in seiner Gegenwart bestehen zu können, weil Christus dies für uns erwirkt hat, prägt die Gemeinschaft des Gottesdienstes.
Dank/Anbetung
Der Zuspruch und die Freude der Vergebung werden sich in Dankbarkeit gegenüber Gott, gegenüber Christus, äussern. Dieser Dank wird in verschiedenen Arten zum Ausdruck kommen; in verbaler Anbetung (gesprochenen Gebeten oder Liedern) oder auch in der Feier des Abendmahls. Eine weitere Form des Dankes kann auch das Geben sein. Es ist daher sinnvoll, in der Liturgie auch einen Moment für das Geben vorzusehen.
Lehre/Anweisungen/Auftrag
Wenn ein Mensch Gottes Heiligkeit und seine Sündhaftigkeit erkannt hat, Busse getan und Vergebung zugesprochen bekommen hat, wird er Gott nicht nur verbal danken wollen, sondern auch mit seinem ganzen Leben. Ein Leben, das Gott im Gehorsam hingegeben ist, ist die richtige Art, ihm für seine Erlösung zu danken. Für ein solches Leben brauchen wir Anleitung in Form von Belehrung, Ermahnung und auch Beauftragung. Dies geschieht durch die Verkündigung des Wortes.
Segen/Sendung
Der Segen am Ende des Gottesdienstes sollte nicht nur ein Akt sein, der den Schluss der Veranstaltung markiert. Es sollte vielmehr ein Moment sein, wo die Teilnehmer sich bewusst sind/werden, dass sie beauftragt werden, das Gelernte nun umzusetzen und dass sie aus eigener Kraft dazu nicht in der Lage sind. Sie brauchen Gottes begleitenden Segen und seine Kraft und Führung dazu. Dies sollte ihnen auch zugesprochen werden.
Ob diese genannten Elemente in Form einer festen (vorgegebenen) Liturgie genordnet sind oder nicht; auf alle Fälle sollte das, worauf wir unseren alltäglichen Gottesdienst gründen – das Evangelium – auch in unseren gottesdienstlichen Versammlungen, die ja einen offiziellen (darstellenden) Charakter haben, das Geschehen bestimmen.
Der Gottesdienst als sonntägliche Veranstaltung wird immer das widerspiegeln, was wir über den alltäglichen Gottesdienst glauben. Darüber sollten wir nachdenken, wenn wir die Ordnung unserer Gottesdienste planen.
(Audio-file zu diesem Vortrag kann hier geladen werden)
Das Thema Gottesdienstgestaltung ist heiss diskutiert und umstritten. Es ist nicht nur so, dass wir heute die verschiedensten Formen von gottesdienstlichen Veranstaltungen vorfinden. Die Frage, wie die Gottesdienste gefeiert werden sollen, wird auch recht verschieden beantwortet – meistens je nach dem, von welchem kirchlichen Hintergrund jemand kommt.
Es gibt in manchen Kreisen einen regelrechten Kampf um die Gottesdienstgestaltung.
Dieser Kampf ist – und das möchte ich bewusst auch an unsere eigene Adresse richten – leider vorwiegend von Präferenzen bestimmt. Das heisst: die beiden oder mehreren Lager, die sich um das Thema streiten, sind vorwiegend bemüht, ihre eigene Sicht durchzusetzen.
Die einen finden, es ist wichtig und richtig, dass wir mit unseren Veranstaltungen das Publikum ansprechen, das wir gewinnen wollen. Die anderen finden: Nein, es muss vor allem uns selber wohl sein dabei, wie wir die ein, zwei Stunden gestalten. Und oft befinden sich konservative Christen einfach in dem zweiten Lager. Der 'konservative Stil' befriedigt einfach ihren Geschmack am besten. Wir singen z.B. nicht die 'popigen' Lieder, die dem heutigen Kirchenkonsumenten gefallen, sondern wir singen die alten Lieder, die uns gefallen.
So ist dann der Kampf um die Gottesdienstgestaltung ein Kampf um Geschmacksfragen. Nicht mehr. Das darf nicht sein. Wenn wir nur für unsere bevorzugte Ansicht kämpfen, dann haben wir den Kampf bereits verloren. Wir sind dann eigentlich den Korinthern ähnlich, denen Paulus in Bezug auf ihren Gottesdienst schrieb (1Kor 11:17): Wenn ich aber folgendes vorschreibe, so lobe ich nicht, dass ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkommt.
Die Gemeinde in Korinth war eine gespaltene Gemeinde. Es wurde um persönliche Präferenzen gekämpft. Genau deshalb hatten sie sündhafte Spaltungen und genau deshalb wies Paulus sie zurecht. Es geht in den Kapiteln 11-14 des 1.Korintherbriefes zu einem beträchtlichen Teil um die Gottesdienstgestaltung. Es geht um die Durchführung des Abendmahls, um Bekleidung im Gottesdienst, um die Reihenfolge der Dinge, usw.
Paulus schreibt dieser Gemeinde aber nicht einfach: "Diejenigen, die dies oder das sagen, sind im Recht, die anderen im Unrecht", sondern er sagt eigentlich: "Ihr seid alle im Unrecht, weil ihr einfach die falsche Haltung habt."
Und diese Haltung sollten wir bei uns selbst auf jeden Fall zuerst prüfen, bevor wir uns fragen: "Wer hat das richtige Modell für den Gottesdienst?" Wir sollten uns fragen: "Was wollen wir überhaupt mit unserem Gottesdienst?" oder: "Was müssen wir wollen? Was will Gott, dass wir tun? Wollen wir Gott anbeten, ihm die Ehre geben – und damit unsere eigenen Geschmacksrichtungen zurückstellen, uns selbst verleugnen – oder wollen wir einfach auf unsere – postmodernen oder konservativen – Kosten kommen?"
Wenn wir unsere Haltung geklärt haben, dürfen, ja müssen wir uns wieder fragen: "gibt es eine Gottesdienstform, die Gottes Willen entspricht?"
Begründungen für einen geordneten Gottesdienst
Man könnte einwenden: Wir finden in der Bibel keine Vorlage oder keine Muster-Liturgie, nach der der Christliche Gottesdienst gestaltet sein muss. Das stimmt. Gibt es denn dann überhaupt eine Form des Gottesdienstes, die Gott bevorzugt? Ja, das gibt es ganz bestimmt!
Gott hat – nachdem er sein Volk aus Ägyptern geführt hatte – festgelegt, wie er von diesem Volk angebetet werden will, wie der Gottesdienst gestaltet werden soll.
Gottesdienst (nach Gottes festgelegtem Muster) war die Absicht der Befreiung aus Ägypten.
Exo 3:12 Ich werde mit dir sein, und dies sei dir das Zeichen, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr an diesem Berg Gott dienen.
Exo 5:1,3 Danach gingen Mose und Aaron hinein und sprachen zum Pharao: So spricht der HERR, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit sie mir in der Wüste ein Fest feiern. … Da sprachen sie: Der Gott der Hebräer ist uns begegnet. Drei Tagereisen weit wollen wir in die Wüste gehen und dem HERRN, unserem Gott, opfern, damit er uns nicht schlägt mit Pest oder Schwert.
Gott hatte auch eine klare Vorstellung davon, wie dieser Gottesdienst gestaltet sein sollte. Er würde nicht seinem Volk, das eine so starke Neigung zum Götzendienst hat, überlassen, auf welche Weise sie ihn anbeten wollen.
Er zeigte Mose auf dem Berg ganz genau, wie alle Gegenstände hergestellt werden müssen und wie sie dann gebraucht werden sollen. In seinem zweiten Gebot sagte er, wie es nicht geschehen darf: "Du sollst Dir kein Abbild von etwas Himmlischem machen, um es anzubeten."
Gottes zornige Reaktion auf das Fest mit dem goldenen Kalb oder auf Nadab und Abihu, die fremdes Feuer auf den Altar brachten, oder auf Usa, der die Bundeslade anfasste, nachdem sie nicht nach der Anweisung Gottes transportiert worden war - all das zeigt sehr deutlich, dass es Gott darauf ankommt, in welcher Weise der Gottesdienst geschieht.
Schauen wir ins Neue Testament: Jesus führt ein evangelistisches Gespräch mit einer samaritischen Frau. Dabei kommt die Frage nach dem richtigen Gottesdienst auf:
Joh 4:19-24 Die Frau sagt zu ihm: Herr, ich sehe, du bist ein Prophet. Unsere Väter haben auf diesem Berg gebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man beten soll. Jesus sagt zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem zum Vater beten werdet. Ihr betet zu dem, was ihr nicht kennt; wir beten zu dem, was wir kennen - denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist jetzt da, in der die wahren Beter in Geist und Wahrheit zum Vater beten werden, denn auch der Vater sucht solche, die auf diese Weise zu ihm beten. Gott ist Geist, und die zu ihm beten, müssen in Geist und Wahrheit beten.
Etwas wird bei der Besprechung dieses Texts oft übersehen: Jesus sagt nicht nur, dass es kein bestimmtes Gebäude (Tempel) mehr braucht für den Gottesdienst! Er sagt auch, dass es eine falsche und eine richtige Weise des Gottesdienstes gibt. Die der Samariter ist gut gemeint, aber mangelhaft: "ihr betet an, was ihr nicht kennt… das Heil kommt von den Juden"
Jesus sagt hier, dass der jüdische Ansatz (bis dahin) der richtige war. Sie haben Gott gemäss der Offenbarung, die er ihnen gab, angebetet. Diese Offenbarung kam von Mose, den Propheten und den Schriften (nicht nur aus den 5 Mosebüchern, wie die bei den Samaritern der Fall war).
Natürlich geht Jesus weiter. Er sagt, dass mit ihm die Zeit begonnen hat, dass man nicht mehr durch das Opfersystem im Tempel anbeten soll. Man soll im Geist und in der Wahrheit anbeten. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Offenbarung des Geistes, die geoffenbarte Wahrheit Gottes uns darin leiten muss, wie wir Gottesdienst halten.
Beachten wir: Dieses Gespräch findet am Übergang von Alttestamentlicher zu Neutestamentlicher Offenbarung statt. Jesus sagt der Frau: der Tempel wird wegfallen. Jesus selbst ist der neue Tempel und sein Leib, also die Gemeinde Christi, ist der neue Tempel.
Was aber nicht wegfallen wird, ist die Offenbarung Gottes in Bezug darauf, wie er angebetet werden will – auch im Gottesdienst der versammelten lokalen Körperschaften dieser Gemeinde.
Anbetung Gottes, auch durch gottesdienstliche Versammlungen, muss immer gemäss der göttlichen Offenbarung geschehen.
Wir sehen das dann auch in den hinteren Kapiteln des 1.Korintherbriefes. Besonders in 1.Kor 14 weist Paulus diese Gemeinde an, ihre Versammlungen geordnet abzuhalten. Die Priorität dieser Ordnung soll nach der Wichtigkeit der Elemente bestehen. Prophezeiungen stuft er höher ein als Sprachenrede. Und wenn Propheten reden, dann sollen die anderen das Gesagte prüfen. Woran können sie es prüfen? Natürlich an dem bis hierher geoffenbarten Wort Gottes. Dies hat höchste Priorität.
"Alles geschehe in Frieden und in Ordnung, denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens" Paulus macht den Ablauf der gottesdienstlichen Versammlung an Gottes geoffenbartem Charakter fest. Gottesdienst muss Gottes Offenbarung entsprechen. Seiner Offenbarung über sich selbst und über seinen Heilsweg.
Was ist die richtige Form?
Wenn wir uns nun fragen: Was ist die richtige Gottesdienstform, dann haben wir dafür bereits einen Ansatz erkannt. Gott hat sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament Anweisungen für die Anbetung gegeben. Inhaltlich soll der Gottesdienst erkennen lassen, was Gott von sich und seinem Heil offenbart hat.
Diese Offenbarung ist geschichtlich und kontinuierlich. Gott begann vom Anfang des Alten Testaments bis hin zum letzten Propheten, sein Heil in Christus zu offenbaren. Im Alten Testament tat er das in Form von Zeremonien und Typen, Vorbildern, die auf den kommenden Christus hinweisen. Im Neuen Testament wird die Alttestamentliche Offenbarung erläutert, konkretisiert und verdeutlicht. Der Christus ist gekommen. Es wird klar: er ist das Ziel der Anbetung Gottes! Er muss das Zentrum und der Inhalt des ganzen Gottesdienstes sein.
Die Stiftshütte, der Tempel, die Opfer, die Gegenstände, die Priesterkleidung, die Feste – alle Bestandteile des von Gott angeordneten Gottesdienstes sprachen von Christus. Jetzt haben wir Christus selbst, also wurden diese Vorschattungen überflüssig. Aber Christus selbst, sein Wesen, sein Heil, seine Hingabe an uns – dies darf nicht weggelassen werden, sondern muss unseren Gottesdienst bestimmen.
Mose war auf dem Berg. Dort wurde ihm von Gott gezeigt, wie er die Bestandteile für den Gottesdienst gestalten soll. Gott sagte zu ihm (2.Mose 26:30): "Gestalte alles so, wie es dir auf dem Berg gezeigt wurde!" Viele Jahrhunderte später war Mose wieder auf dem Berg. Dort wurde ihm gezeigt, wer das ist, auf den alle die Dinge hinwiesen, die ihm früher auf dem Berg gezeigt wurden.
Wenn Jesus sagt, unser Gottesdienst muss im Geist und in der Wahrheit geschehen, dann heisst das gerade das, dass wir ihn selbst – der Gottes geoffenbarte Wahrheit ist, der der Tempel ist, der das Opfer ist, der der Hohepriester ist – durch unseren gesamten Gottesdienst ehren und anbeten sollen. Wir sprechen als solche, die sich bibeltreue Christen nennen, oft davon, dass unsere Verkündigung, unsere Predigten, Christus-zentriert sein sollen. Aber sehen wir auch, dass unsere ganzen Gottesdienste ebenso Christus im Zentrum haben sollen?
Unsere Gottesdienste sollen ein Abbild des Himmlischen sein. Sind sie vielleicht manchmal nur ein "Sonntags-Club", weil einfach eine Anzahl Christen zusammen sitzen und entweder eine irgendwie "erbauliche" Zeit miteinander verbringen oder vielleicht weil sie lediglich ihre Rechtgläubigkeit feiern? Wenn der Mensch und seine Interessen – seien sie postmodern oder konservativ – im Mittelpunkt stehen, dann sind diese "Gottesdienste" mehr ein Sonntags-Club.
Wenn Christus, seine Person und sein Heil im Zentrum ist, dann sind sie Abbild des Himmlischen.
Das historische Vorbild
Wenn wir die Formen der Gottesdienste durch die Geschichte der Kirche hindurch vergleichen, können wir erkennen, dass die Kirche Christi ihre Gottesdienstform eigentlich nie in grossem Stil verändert hat. Sogar infolge der Reformation, wo das Verständnis des Heils in Christus vollkommen neu anhand der Schrift ausgerichtet wurde, gab es in der Liturgie nicht so grosse formale Veränderungen.
Die Liturgie, die Gottesdienstordnung, die den Ablauf, die Reihenfolge der Bestandteile des Gottesdienstes bestimmt, war schon seit der alten Kirche in den ersten Jahrhunderten vom Verständnis des Evangeliums geprägt. (Natürlich kam in der römischen Kirche deren falsches Verständnis zum Ausdruck, was dann von den Reformatoren in ihrer Liturgie wieder angepasst wurde).
Erst – wahrscheinlich beeinflusst durch enthusiastische und sogenannt erweckliche Bewegungen in der neueren Zeit – kam die Idee auf, die Zusammenkünfte sollten weniger organisiert, mehr spontan sein. Je spontaner desto geistlicher, so scheint mir, dachte und denkt man. Hinter dieser Haltung steht sicher auch ein ehrliches Streben nach einer echten Frömmigkeit, die nicht durch das unbeteiligte Herunterleiern von Zeremonien und vorformulierten Gebeten kaputt gemacht werden soll.
Nur hat man hier wohl das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Man kann sicher mit einem gewissen Recht behaupten: "starre Formen können Leben zerstören." Aber man muss auch anerkennen, dass ohne Form auch kein Leben bestehen bleiben kann. Die Praxis zeigt ausserdem, dass dort, wo man erst auf eine geordnete Gottesdienstform verzichten will, sich mit der Zeit wie von Geisterhand selbst eine solche bildet.
Zum Beispiel gibt es viele freien Gemeinden, die bewusst kein "Unser-Vater" beten wollen, weil es immer gleich 'aufgesagt' wird. Man kann aber in diesen Gemeinden sehr gut beobachten, dass die 'freien' Gebete ihrer Mitglieder meistens genauso gleichförmig wiederholt werden und dazu noch sehr viel inhaltsloser sind als das Unser-Vater, das ja immerhin aus Gottes inspiriertem Wort stammt.
Das Evangelium als 'Raster' für den Gottesdienst
Unsere Gottesdienste müssen Christus-zentriert, oder Evangeliums-zentriert sein. Ein Gottesdienst, der Gott gefällt, der seinem Willen entspricht, ist ein Gottesdienst, der nicht nur in der Predigt, sondern als ganze Veranstaltung das Evangelium verkündet, indem er es abbildet.
Sicher: unser ganzes Leben soll ein Gottesdienst, ein Abbild des Evangeliums, sein. Aber unser sonntäglicher Gottesdienst soll auch ein (kompaktes) Abbild davon sein, was der Gottesdienst unseres Lebens während der Woche ist.
Das heisst konkret: Wenn wir auch nicht eine Form der historischen Liturgien übernehmen wollen, so müssen doch bestimmte Bestandteile, die in diesen Liturgien vorkommen, da sein.
Der Gottesdienst als öffentliche organisierte Veranstaltung wird immer wiederspiegeln, was wir von Gott und seinem Handeln glauben! Der sonntägliche Gottesdienst ist ein Spiegel dessen, was wir auch sonst unter der Woche glauben. Es wäre gut für uns, wenn dies das Evangelium ist!
Das Evangelium spricht davon, wie wir in die Gegenwart Gottes kommen können.
Wenn das Evangelium den Gottesdienst prägt, dann wird dieser in etwa ähnlich ablaufen, wie die Geschichte eines Menschen, der durch das Evangelium zu Gott kommt. Die folgenden 'Elemente' sollten also in einer Liturgie (Gottesdienstablauf) vorhanden sein und die Versammlung prägen:
Heiligkeit Gottes erkennen
Wer sich Gott nähern will, ihm begegnet, wird zuerst von seiner Grösse und Heiligkeit überwältigt sein. Er wird erkennen, wie gross Gott ist und wie klein er selbst daneben ist.
Der Beginn des Gottesdienstes müsste diese Tatsache irgendwie darstellen.
So kann man meines Erachtens nicht in den Raum schlendern, sich nach hinten lehnen und gemütlich in einem Sessel einen 'Latte' schlürfen und paar Popsongs reinziehen, wenn man sich bewusst ist, dass dies ein besonderer Moment der Begegnung mit dem heiligen Gott ist.
Sünde erkennen
Gotteserkenntnis bewirkt Selbsterkenntnis. Wer sich selbst im Licht Gottes erkennt, wird sich seine Sünde bewusst. Er sucht Vergebung. Gottes Mittel, die Sünde bewusst zu machen, ist das Gesetz. Die Lesung von Gesetzestexten (aus dem Alten und Neuen Testament) an dieser Stelle im Gottesdienst ist daher sinnvoll.
Vergebung/Zuspruch derselben
Wo die Sünde aufgezeigt und erkannt wird, da wird uns unsere Erlösungsbedürftigkeit bewusst.
Wo im Alttestamentlichen Gottesdienst Opfer gebracht wurden, können und sollen wir heute auf das ein für allemal geschehene Opfer Christi hinweisen.
Der Zuspruch der Vergebung an die Bussfertigen an dieser Stelle lässt die Freude der Erlösten aufkommen. Das Bewusstsein, was es heisst, vor Gott kommen zu dürfen und in seiner Gegenwart bestehen zu können, weil Christus dies für uns erwirkt hat, prägt die Gemeinschaft des Gottesdienstes.
Dank/Anbetung
Der Zuspruch und die Freude der Vergebung werden sich in Dankbarkeit gegenüber Gott, gegenüber Christus, äussern. Dieser Dank wird in verschiedenen Arten zum Ausdruck kommen; in verbaler Anbetung (gesprochenen Gebeten oder Liedern) oder auch in der Feier des Abendmahls. Eine weitere Form des Dankes kann auch das Geben sein. Es ist daher sinnvoll, in der Liturgie auch einen Moment für das Geben vorzusehen.
Lehre/Anweisungen/Auftrag
Wenn ein Mensch Gottes Heiligkeit und seine Sündhaftigkeit erkannt hat, Busse getan und Vergebung zugesprochen bekommen hat, wird er Gott nicht nur verbal danken wollen, sondern auch mit seinem ganzen Leben. Ein Leben, das Gott im Gehorsam hingegeben ist, ist die richtige Art, ihm für seine Erlösung zu danken. Für ein solches Leben brauchen wir Anleitung in Form von Belehrung, Ermahnung und auch Beauftragung. Dies geschieht durch die Verkündigung des Wortes.
Segen/Sendung
Der Segen am Ende des Gottesdienstes sollte nicht nur ein Akt sein, der den Schluss der Veranstaltung markiert. Es sollte vielmehr ein Moment sein, wo die Teilnehmer sich bewusst sind/werden, dass sie beauftragt werden, das Gelernte nun umzusetzen und dass sie aus eigener Kraft dazu nicht in der Lage sind. Sie brauchen Gottes begleitenden Segen und seine Kraft und Führung dazu. Dies sollte ihnen auch zugesprochen werden.
Ob diese genannten Elemente in Form einer festen (vorgegebenen) Liturgie genordnet sind oder nicht; auf alle Fälle sollte das, worauf wir unseren alltäglichen Gottesdienst gründen – das Evangelium – auch in unseren gottesdienstlichen Versammlungen, die ja einen offiziellen (darstellenden) Charakter haben, das Geschehen bestimmen.
Der Gottesdienst als sonntägliche Veranstaltung wird immer das widerspiegeln, was wir über den alltäglichen Gottesdienst glauben. Darüber sollten wir nachdenken, wenn wir die Ordnung unserer Gottesdienste planen.
Freitag, 14. Mai 2010
Seelsorge-Konferenzen auf Biblischer Basis
Im Juni finden zwei Konferenzen/Seminare statt, die ich empfehlen möchte. Bei beiden werden Themen behandelt, die eine seelsorgeliche Ausrichtung haben.
Die beiden Organisationen arbeiten beide ausschliesslich auf biblischer Basis und verzichten auf die Integration von Lehren, die aus psychotherapeutischen Schulen stammen.
Am 18. und 19. Juni veranstaltet die IfBS (Interessengemeinschaft für Biblische Seelsorge) in Uster ein Seminar zum Thema: "Beziehungen - ein Schlamassel, der sich lohnt". Information und Anmeldung hier.
Am 19. Juni findet in den Räumen der Bekennenden Gemeinde Hannover ein Seminar zum Themenbereich Abhängigkeit (von Pornografie, Alkohol, Ess-Störungen, Spielsucht, etc.) statt, das von SCF (Setting Captives Free) kostenlos angeboten wird.
Weitere Infos hier.
Die beiden Organisationen arbeiten beide ausschliesslich auf biblischer Basis und verzichten auf die Integration von Lehren, die aus psychotherapeutischen Schulen stammen.
Am 18. und 19. Juni veranstaltet die IfBS (Interessengemeinschaft für Biblische Seelsorge) in Uster ein Seminar zum Thema: "Beziehungen - ein Schlamassel, der sich lohnt". Information und Anmeldung hier.
Am 19. Juni findet in den Räumen der Bekennenden Gemeinde Hannover ein Seminar zum Themenbereich Abhängigkeit (von Pornografie, Alkohol, Ess-Störungen, Spielsucht, etc.) statt, das von SCF (Setting Captives Free) kostenlos angeboten wird.
Weitere Infos hier.
Donnerstag, 11. März 2010
Rechtfertigung und Mission
Je länger ich mich mit dem Thema 'Rechtfertigung' befasse, desto mehr scheint es mir, dass wir die Wichtigkeit eines korrekten Verständnisses der biblischen Rechtfertigung kaum zu hoch gewichten können.
Das Verständnis von Rechtfertigung hat Auswirkungen auf jeden Bereich des geistlichen und kirchlichen Lebens.
Einer der wichtigsten Bereiche scheint mir derjenige der Mission zu sein.
Unsere Sicht der Rechtfertigung hat direkte Auswirkungen auf unser Verständnis und unsere Praxis der Mission, der Verkündigung unseres Glaubens an Fernstehende.
Ich bin überzeugt, dass nur wer die biblische Lehre von der Rechtfertigung richtig verstanden hat, auch richtig an Aussenstehende herantritt.
Wer erkennt, dass unsere Rechtfertigung - darunter verstehe ich die richterliche 'Gerechtsprechung' durch Gott und darauf folgende Annahme als Kinder - allein durch die Stellvertetung Jesu Christi (sein gerechtes Leben und sein Sterben an unserer Stelle) geschehen kann, der wird auch in seiner Verkündigung allein auf Christus hinweisen.
Wer die Rechtfertigung anders lehrt (die Varianten sind zahlreich), wird auch auf etwas anderes als Christus hinweisen.
In der Regel sind das dann besondere Methoden oder Wege, bzw. die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche oder Denomination.
Eine Kirche oder Denomination, in der die Rechtfertigung nicht gemäss der biblischen Offenbarung (allein durch Christus, allein aus Gnade, allein durch den Glauben) gelehrt und verkündigt wird, die wird ihre Mission so gestalten, dass sie die Menschen, die sie gewinnen will, nicht auf Christus verweist, sondern auf die eigene Kirche.
Sie wird schliesslich in irgendeiner Form - offen oder versteckt - behaupten: dein Heil besteht in der Zugehörigkeit zur (unserer) Kirche.
Mach einmal gedanklich diesen Test: denk an irgendeine Denomination oder Kirche und frag Dich, wie sie den Glauben nach aussen verkündet (oder ob überhaupt).
Verweist sie auf sich selbst, ihr Programm, ihre Lehren, ihre wichtigen Personen, usw. ? - Dann kannst du Gift darauf nehmen, dass sie ein Problem hat mit der biblischen Lehre von der Rechtfertigung.
Das Verständnis von Rechtfertigung hat Auswirkungen auf jeden Bereich des geistlichen und kirchlichen Lebens.
Einer der wichtigsten Bereiche scheint mir derjenige der Mission zu sein.
Unsere Sicht der Rechtfertigung hat direkte Auswirkungen auf unser Verständnis und unsere Praxis der Mission, der Verkündigung unseres Glaubens an Fernstehende.
Ich bin überzeugt, dass nur wer die biblische Lehre von der Rechtfertigung richtig verstanden hat, auch richtig an Aussenstehende herantritt.
Wer erkennt, dass unsere Rechtfertigung - darunter verstehe ich die richterliche 'Gerechtsprechung' durch Gott und darauf folgende Annahme als Kinder - allein durch die Stellvertetung Jesu Christi (sein gerechtes Leben und sein Sterben an unserer Stelle) geschehen kann, der wird auch in seiner Verkündigung allein auf Christus hinweisen.
Wer die Rechtfertigung anders lehrt (die Varianten sind zahlreich), wird auch auf etwas anderes als Christus hinweisen.
In der Regel sind das dann besondere Methoden oder Wege, bzw. die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche oder Denomination.
Eine Kirche oder Denomination, in der die Rechtfertigung nicht gemäss der biblischen Offenbarung (allein durch Christus, allein aus Gnade, allein durch den Glauben) gelehrt und verkündigt wird, die wird ihre Mission so gestalten, dass sie die Menschen, die sie gewinnen will, nicht auf Christus verweist, sondern auf die eigene Kirche.
Sie wird schliesslich in irgendeiner Form - offen oder versteckt - behaupten: dein Heil besteht in der Zugehörigkeit zur (unserer) Kirche.
Mach einmal gedanklich diesen Test: denk an irgendeine Denomination oder Kirche und frag Dich, wie sie den Glauben nach aussen verkündet (oder ob überhaupt).
Verweist sie auf sich selbst, ihr Programm, ihre Lehren, ihre wichtigen Personen, usw. ? - Dann kannst du Gift darauf nehmen, dass sie ein Problem hat mit der biblischen Lehre von der Rechtfertigung.
Donnerstag, 4. März 2010
Humor
A little boy at Sunday school is asked to draw a picture of Mary, Joseph and the baby Jesus on their flight into Egypt. The teacher had been telling them about the time in Matthew chapter 2 when an angel appears to Joseph in a dream and warns him to flee with his family from the murderous King Herod. So the little boy carefully draws a picture of a huge airplane and, when the teacher asks him what it is, he points out that it’s “the flight into Egypt,” indicating Joseph, Mary and the baby Jesus who are sitting happily in the passenger seats. “But who’s that?” asks the teacher, indicating a shadowy figure in the cockpit. Growing a bit tired of all the stupid questions, the little boy says, “That’s Pontius Pilot.”
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Samstag, 13. Februar 2010
Lehre oder Leere?
Wie hoch ist der Stellenwert der Lehre in der Kirche einzuschätzen? Ist es möglich, dass wir die Lehre in unseren Gemeinden überbetonen und dabei das viel wichtigere "praktische Christsein" im Alltag vernachlässigen? So jedenfalls argumentierte kürzlich ein Pastor einer Freikirche, als ich ihm gegenüber erwähnte, dass ich die Lehre und Verkündigung als das zentrale Element für das geistliche Wachstum und das Leben der Gemeinde halte. Er war der Ansicht, es käme zu viel Lehre, zu viel Theologie von den Kanzeln und zu wenig Anleitung zum praktischen Leben. Dieser Pastor steht bei weitem nicht allein mit seiner Ansicht. Sie ist sogar weit verbreitet und hat längst die Orientierung vieler evangelikaler Gemeinden geprägt. Gesunde Lehre in Form von gründlicher Auslegung der Bibel und Vermittlung biblischer Wahrheit wird als trockene Theorie empfunden und einer farbenfrohen, mit Beispielgeschichten verzierten Anleitung zu einem gelingenden Leben gegenübergestellt.
Ich sehe zwei Probleme bei dieser Ausrichtung. Erstens kann man nicht die Lehre und das praktische Christenleben gegeneinander halten, als wären sie zwei Dinge, die im Widerstreit miteinander stehen. Zweitens werden wir, wenn wir uns – aus welchen Gründen auch immer – gegen eine gründliche Darlegung der biblischen Wahrheit in der Gemeinde wenden, uns selber den Boden unter den Füssen wegziehen.
Es ist sicher niemals falsch, Wege zu suchen, wie wir (ganz praktisch) ein Leben führen können, das Gott Ehre und uns selbst Freude macht. Das ist ja das Ziel des christlichen Lebens, wie es auch der Westminster Katechismus lehrt. Nur werden wir das ganz sicher nicht zustande bringen, wenn wir dabei ein gründliches Studium der Bibel vernachlässigen und damit den Wagen vor das Pferd spannen.
Ich möchte im Folgenden anhand einiger Beispiele demonstrieren, wie sehr das Neue Testament die gute und richtige Lehre als Grundlage für ein Gott gefälliges Leben betont.
Der Sohn Gottes ist gekommen, um an unserer Stelle ein gerechtes Leben zu leben und um unsere Sünde und die göttliche Strafe dafür zu tragen. Die Zeit seines öffentlichen Auftretens war aber vor allem eine Zeit, in der er die Menschen, allen voran seine Jünger, lehrte.
Der Evangelist Markus berichtet, dass Jesus die vielen Menschen sah, die ihm gefolgt waren und dass sie ihm leid taten, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben. Was unternahm er? "Er fing an, sie vieles zu lehren" (Mk 6:34).
Die Evangelien berichten, neben den Wundern, die Jesus tat, hauptsächlich über seine Lehrtätigkeit. Er lehrte mit Vollmacht, so das Urteil seiner Hörer. Seine Wunder waren Zeichen, die seine Lehre bekräftigten. Jesus lehrte seine Zeitgenossen die Wahrheit über Gott, den Menschen, über die Sünde und das Heil. Das tat er in verschiedensten Situationen. In der Synagoge, im Tempel, im Freien vor grossen Menschenmengen, in Streitgesprächen mit Theologen und Fundamentalisten seiner Zeit und mit den Jüngern allein.
Wenn das neue Testament über solche Anlässe berichtet, ist die Betonung auf der Lehre Jesu. Sehr oft geht es sogar um die genaue Unterscheidung von richtiger und falscher Lehre, falscher und richtiger Auslegung des Alten Testaments. Zum Beispiel in Streitgesprächen mit Gesetzesgelehrten über Fragen der Ehescheidung, der Auferstehung oder der Typologie bei David. Oder als er in der Bergpredigt über die traditionelle Auslegung des Gesetzes spricht und seine richtige Auslegung der Texte entgegen hält. Dabei konnte der Herr jeweils sehr wohl ins Detail gehen.
Sicher spricht Jesus oft über das praktische Leben zu Gottes Ehre. Aber er stützt dies immer auf das richtige Verständnis des Wortes Gottes ab. Wenn wir das Neue Testament unvoreingenommen lesen, können wir niemals sagen, dass der Herr Jesus ein praktisches Christenleben der Lehre gegenüber stellt. Jesus lehrte die Menschen, damit sie leben können.
Der Apostel Paulus, der grösste Missionar aller Zeiten, war gleichzeitig der grösste Theologe aller Zeiten. Es gab vielleicht keinen anderen, der sein Leben so (ganz praktisch!) in den Dienst für das Evangelium stellte. Wir sehen bei ihm, dass er sehr darauf achtete, ein gutes Leben zu führen und zur Freude und Erbauung anderer Menschen da zu sein. Es war ihm sehr wichtig, darin auch ein Vorbild für andere zu sein.
Aber gerade bei ihm sehen wir wie bei keinem anderen, dass er dieses gute Leben auf einer gründlichen und genauen theologischen Lehre gründete.
Wir sehen das bereits, wenn wir nur die Struktur seiner Briefe anschauen. Wir finden bei Paulus wohl vieles an Ermahnung und Anleitung in ganz alltäglichen Bereichen des Christseins. Aber sie sind von der Menge her geringer als die mehr 'theoretische' Lehre und stehen jeweils im hinteren Teil seiner Briefe. Im Römerbrief zum Beispiel fängt die praktische Anleitung erst im zwölften Kapitel an. Im Galaterbrief im fünften, im Epheserbrief im vierten Kapitel, usw. Auch in den Briefen, die nicht so eine klare Aufteilung haben, stellt der Apostel die theologische Wahrheit der Ermahnung oder Anleitung voran.
Regelmässig zeigt er den Indikativ (in der Grammatik die Wirklichkeitsform, die eine bestehende Tatsache beschreibt) des Heils und hängt dann den Imperativ (Befehlsform) daran. In Worten sieht das jeweils so aus, dass er sagt: "Weil…[es so ist - Lehre], deshalb…[tut dies oder das – praktische Anleitung]". Die Lehre hat also Priorität gegenüber der praktischen Ausübung.
Paulus weist seinen Nachfolger Timotheus an, es ebenso zu tun. Er weist ihn an, auf die Lehre Acht zu haben (1Tim 4:16) und die Wertschätzung der Lehre zu fördern:
Die Ältesten, die ihr Amt gut versehen, seien doppelter Anerkennung wert, besonders die, die in Verkündigung und Lehre ihr Bestes geben (1Tim 5:17).
Der Apostel ermahnt seinen jungen Nachfolger mehrfach, sich für die Erhaltung der rechten und gesundmachenden Lehre einzusetzen. Auch dann, wenn es einigen nicht gefällt und sie lieber Geschichten hören wollen, die nicht allzu sehr herausfordern.
Auch der Gemeindeleiter Titus erhält die gleichen Anweisungen, sein Augenmerk vor allem auf die Lehre zu halten. Besonders dann, wenn er in der Gemeinde weitere Leiter einsetzt:
Er muss am Wort festhalten, das zuverlässig ist und der Lehre entspricht, damit er imstande ist, sowohl durch gesunde Unterweisung zu ermahnen als auch die Widerspruchsgeister zu überführen (Tit 1:9).
Geistliche Leiter der Gemeinde sollen hauptsächlich deshalb in der Lehre zu Hause sein, weil sie durch die Lehre die Gemeinde leiten, den Gläubigen dadurch helfen, in ihrer Erkenntnis der Wahrheit zu wachsen. Wenn sie in der Lehre wachsen und standfest darin werden, dann werden sie entsprechend besser zu Gottes Ehre leben können.
Paulus schreibt in Römer 6:17, dass die Gläubigen nicht mehr Sklaven der Sünde sind (und ihr nicht mehr dienen müssen), sondern dass sie "dem Bild der Lehre übergeben worden sind", der sie nun gehorsam sind. Dieses Bild (oder Gestalt), dieser Rahmen der Lehre bestimmt ihr Leben. Das bedeutet nichts anderes, als dass es die Wahrheit über Gott, den Menschen, die Sünde, die Erlösung, usw. ist, die unserem Leben die entsprechende Form gibt.
Im Grunde lehrt Paulus nichts anderes, als dass es theologische Wahrheit ist, die uns Sieg über die Sünde beschert. Es sind nicht die guten Ratschläge und Beispielgeschichten eines Predigers, die uns helfen, im Alltag praktisches Christenleben besser auszuüben. Es ist Theologie, die uns hilft, richtig – das heisst, zu Gottes Ehre – zu leben.
Das bestätigt auch die Aufforderung des Apostels am Anfang des 12. Kapitels des Römerbriefes. Gerade dort, wo er beginnt, Anweisungen für das praktische Christsein zu geben, greift er noch einmal darauf zurück, was er bisher gelehrt hat und erklärt, was die Grundlage des praktischen Lebens ist:
Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, daß ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.(Röm 12:1-2)
Dass die Gläubigen ihr Leben Gott als ein lebendiges Opfer bringen, d.h. für ihn, zu seiner Ehre leben können (d.i. praktisches Christsein!), ist nur möglich durch die Erbarmungen Gottes. Was diese Erbarmungen sind, hat er eben in den Kapiteln davor erklärt (nämlich die Theologie der Rechtfertigung und Heiligung). Sie sollen nun prüfen, was der vollkommene Wille Gottes ist. Das geschieht dadurch, dass sie in ihrem Sinn erneuert werden. Wie wird der Sinn erneuert? Durch die rechte Lehre. Das lehrt Paulus unter anderem sehr deutlich im Epheserbrief (wiederum bevor er anfängt, Anweisungen für praktisches Christsein zu geben):
Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi. Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum (Eph 4:11-14)
Die in Vers 11 genannten Männer rüsten die Gemeinde aus, machen sie fähig zum Dienst. Das Ziel des Dienstes ist die Mündigkeit der Gemeinde, dass sie zur vollen Erkenntnis des Sohnes Gottes kommt. Das Gegenteil dieser Mündigkeit nennt er in Vers 14; es ist das hin- und her geworfen sein von jedem Wind der Lehre. Anders ausgedrückt: Wer nicht fest ist in der Lehre, wird von allen möglichen Meinungen und Irrlehren beeinflusst. Er kann schliesslich auch nicht ein gutes Leben führen, weil er die notwendigen Grundlagen nicht hat.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die Apostel Paulus, Petrus und Johannes, immer wenn sie in ihren Briefen über Irrlehrer schreiben, auch auf ihre massiven moralischen Verfehlungen hinweisen. Falsche Lehre und schlechtes Leben hängen so zusammen wie gute Lehre und gutes Leben. Dies bestätigt schon ein oberflächlicher Blick in die Kirchengeschichte und auch in die aktuelle Situation.
Gute, unverfälschte biblische Lehre, die wir auch Theologie nennen können, ist niemals nur trockene Theorie, sondern ist die Grundlage für unser christliches Leben. Wir brauchen die Kenntnis der Wahrheit über Gott, über uns selbst, über die Sünde und das Heil, damit wir in der richtigen Beziehung zu Gott ein gutes, d.h. im gefälliges Leben führen können.
Darum müssen wir darauf bestehen, dass in unseren Gemeinden zuallererst darauf geachtet wird, dass wir die rechte Erkenntnis Gottes haben. Diese erhalten wir durch exakte Unterweisung in biblischer Lehre, sprich: Theologie.
Deshalb zum Schluss nun noch eine Ermahnung: Beten Sie für ihre Hirten, dass sie bereit sind, allen Unkenrufen zum Trotz Lehrer der Gemeinde zu sein! Und lassen Sie sich belehren!
Ich sehe zwei Probleme bei dieser Ausrichtung. Erstens kann man nicht die Lehre und das praktische Christenleben gegeneinander halten, als wären sie zwei Dinge, die im Widerstreit miteinander stehen. Zweitens werden wir, wenn wir uns – aus welchen Gründen auch immer – gegen eine gründliche Darlegung der biblischen Wahrheit in der Gemeinde wenden, uns selber den Boden unter den Füssen wegziehen.
Es ist sicher niemals falsch, Wege zu suchen, wie wir (ganz praktisch) ein Leben führen können, das Gott Ehre und uns selbst Freude macht. Das ist ja das Ziel des christlichen Lebens, wie es auch der Westminster Katechismus lehrt. Nur werden wir das ganz sicher nicht zustande bringen, wenn wir dabei ein gründliches Studium der Bibel vernachlässigen und damit den Wagen vor das Pferd spannen.
Ich möchte im Folgenden anhand einiger Beispiele demonstrieren, wie sehr das Neue Testament die gute und richtige Lehre als Grundlage für ein Gott gefälliges Leben betont.
Der Sohn Gottes ist gekommen, um an unserer Stelle ein gerechtes Leben zu leben und um unsere Sünde und die göttliche Strafe dafür zu tragen. Die Zeit seines öffentlichen Auftretens war aber vor allem eine Zeit, in der er die Menschen, allen voran seine Jünger, lehrte.
Der Evangelist Markus berichtet, dass Jesus die vielen Menschen sah, die ihm gefolgt waren und dass sie ihm leid taten, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben. Was unternahm er? "Er fing an, sie vieles zu lehren" (Mk 6:34).
Die Evangelien berichten, neben den Wundern, die Jesus tat, hauptsächlich über seine Lehrtätigkeit. Er lehrte mit Vollmacht, so das Urteil seiner Hörer. Seine Wunder waren Zeichen, die seine Lehre bekräftigten. Jesus lehrte seine Zeitgenossen die Wahrheit über Gott, den Menschen, über die Sünde und das Heil. Das tat er in verschiedensten Situationen. In der Synagoge, im Tempel, im Freien vor grossen Menschenmengen, in Streitgesprächen mit Theologen und Fundamentalisten seiner Zeit und mit den Jüngern allein.
Wenn das neue Testament über solche Anlässe berichtet, ist die Betonung auf der Lehre Jesu. Sehr oft geht es sogar um die genaue Unterscheidung von richtiger und falscher Lehre, falscher und richtiger Auslegung des Alten Testaments. Zum Beispiel in Streitgesprächen mit Gesetzesgelehrten über Fragen der Ehescheidung, der Auferstehung oder der Typologie bei David. Oder als er in der Bergpredigt über die traditionelle Auslegung des Gesetzes spricht und seine richtige Auslegung der Texte entgegen hält. Dabei konnte der Herr jeweils sehr wohl ins Detail gehen.
Sicher spricht Jesus oft über das praktische Leben zu Gottes Ehre. Aber er stützt dies immer auf das richtige Verständnis des Wortes Gottes ab. Wenn wir das Neue Testament unvoreingenommen lesen, können wir niemals sagen, dass der Herr Jesus ein praktisches Christenleben der Lehre gegenüber stellt. Jesus lehrte die Menschen, damit sie leben können.
Der Apostel Paulus, der grösste Missionar aller Zeiten, war gleichzeitig der grösste Theologe aller Zeiten. Es gab vielleicht keinen anderen, der sein Leben so (ganz praktisch!) in den Dienst für das Evangelium stellte. Wir sehen bei ihm, dass er sehr darauf achtete, ein gutes Leben zu führen und zur Freude und Erbauung anderer Menschen da zu sein. Es war ihm sehr wichtig, darin auch ein Vorbild für andere zu sein.
Aber gerade bei ihm sehen wir wie bei keinem anderen, dass er dieses gute Leben auf einer gründlichen und genauen theologischen Lehre gründete.
Wir sehen das bereits, wenn wir nur die Struktur seiner Briefe anschauen. Wir finden bei Paulus wohl vieles an Ermahnung und Anleitung in ganz alltäglichen Bereichen des Christseins. Aber sie sind von der Menge her geringer als die mehr 'theoretische' Lehre und stehen jeweils im hinteren Teil seiner Briefe. Im Römerbrief zum Beispiel fängt die praktische Anleitung erst im zwölften Kapitel an. Im Galaterbrief im fünften, im Epheserbrief im vierten Kapitel, usw. Auch in den Briefen, die nicht so eine klare Aufteilung haben, stellt der Apostel die theologische Wahrheit der Ermahnung oder Anleitung voran.
Regelmässig zeigt er den Indikativ (in der Grammatik die Wirklichkeitsform, die eine bestehende Tatsache beschreibt) des Heils und hängt dann den Imperativ (Befehlsform) daran. In Worten sieht das jeweils so aus, dass er sagt: "Weil…[es so ist - Lehre], deshalb…[tut dies oder das – praktische Anleitung]". Die Lehre hat also Priorität gegenüber der praktischen Ausübung.
Paulus weist seinen Nachfolger Timotheus an, es ebenso zu tun. Er weist ihn an, auf die Lehre Acht zu haben (1Tim 4:16) und die Wertschätzung der Lehre zu fördern:
Die Ältesten, die ihr Amt gut versehen, seien doppelter Anerkennung wert, besonders die, die in Verkündigung und Lehre ihr Bestes geben (1Tim 5:17).
Der Apostel ermahnt seinen jungen Nachfolger mehrfach, sich für die Erhaltung der rechten und gesundmachenden Lehre einzusetzen. Auch dann, wenn es einigen nicht gefällt und sie lieber Geschichten hören wollen, die nicht allzu sehr herausfordern.
Auch der Gemeindeleiter Titus erhält die gleichen Anweisungen, sein Augenmerk vor allem auf die Lehre zu halten. Besonders dann, wenn er in der Gemeinde weitere Leiter einsetzt:
Er muss am Wort festhalten, das zuverlässig ist und der Lehre entspricht, damit er imstande ist, sowohl durch gesunde Unterweisung zu ermahnen als auch die Widerspruchsgeister zu überführen (Tit 1:9).
Geistliche Leiter der Gemeinde sollen hauptsächlich deshalb in der Lehre zu Hause sein, weil sie durch die Lehre die Gemeinde leiten, den Gläubigen dadurch helfen, in ihrer Erkenntnis der Wahrheit zu wachsen. Wenn sie in der Lehre wachsen und standfest darin werden, dann werden sie entsprechend besser zu Gottes Ehre leben können.
Paulus schreibt in Römer 6:17, dass die Gläubigen nicht mehr Sklaven der Sünde sind (und ihr nicht mehr dienen müssen), sondern dass sie "dem Bild der Lehre übergeben worden sind", der sie nun gehorsam sind. Dieses Bild (oder Gestalt), dieser Rahmen der Lehre bestimmt ihr Leben. Das bedeutet nichts anderes, als dass es die Wahrheit über Gott, den Menschen, die Sünde, die Erlösung, usw. ist, die unserem Leben die entsprechende Form gibt.
Im Grunde lehrt Paulus nichts anderes, als dass es theologische Wahrheit ist, die uns Sieg über die Sünde beschert. Es sind nicht die guten Ratschläge und Beispielgeschichten eines Predigers, die uns helfen, im Alltag praktisches Christenleben besser auszuüben. Es ist Theologie, die uns hilft, richtig – das heisst, zu Gottes Ehre – zu leben.
Das bestätigt auch die Aufforderung des Apostels am Anfang des 12. Kapitels des Römerbriefes. Gerade dort, wo er beginnt, Anweisungen für das praktische Christsein zu geben, greift er noch einmal darauf zurück, was er bisher gelehrt hat und erklärt, was die Grundlage des praktischen Lebens ist:
Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, daß ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.(Röm 12:1-2)
Dass die Gläubigen ihr Leben Gott als ein lebendiges Opfer bringen, d.h. für ihn, zu seiner Ehre leben können (d.i. praktisches Christsein!), ist nur möglich durch die Erbarmungen Gottes. Was diese Erbarmungen sind, hat er eben in den Kapiteln davor erklärt (nämlich die Theologie der Rechtfertigung und Heiligung). Sie sollen nun prüfen, was der vollkommene Wille Gottes ist. Das geschieht dadurch, dass sie in ihrem Sinn erneuert werden. Wie wird der Sinn erneuert? Durch die rechte Lehre. Das lehrt Paulus unter anderem sehr deutlich im Epheserbrief (wiederum bevor er anfängt, Anweisungen für praktisches Christsein zu geben):
Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi. Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum (Eph 4:11-14)
Die in Vers 11 genannten Männer rüsten die Gemeinde aus, machen sie fähig zum Dienst. Das Ziel des Dienstes ist die Mündigkeit der Gemeinde, dass sie zur vollen Erkenntnis des Sohnes Gottes kommt. Das Gegenteil dieser Mündigkeit nennt er in Vers 14; es ist das hin- und her geworfen sein von jedem Wind der Lehre. Anders ausgedrückt: Wer nicht fest ist in der Lehre, wird von allen möglichen Meinungen und Irrlehren beeinflusst. Er kann schliesslich auch nicht ein gutes Leben führen, weil er die notwendigen Grundlagen nicht hat.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die Apostel Paulus, Petrus und Johannes, immer wenn sie in ihren Briefen über Irrlehrer schreiben, auch auf ihre massiven moralischen Verfehlungen hinweisen. Falsche Lehre und schlechtes Leben hängen so zusammen wie gute Lehre und gutes Leben. Dies bestätigt schon ein oberflächlicher Blick in die Kirchengeschichte und auch in die aktuelle Situation.
Gute, unverfälschte biblische Lehre, die wir auch Theologie nennen können, ist niemals nur trockene Theorie, sondern ist die Grundlage für unser christliches Leben. Wir brauchen die Kenntnis der Wahrheit über Gott, über uns selbst, über die Sünde und das Heil, damit wir in der richtigen Beziehung zu Gott ein gutes, d.h. im gefälliges Leben führen können.
Darum müssen wir darauf bestehen, dass in unseren Gemeinden zuallererst darauf geachtet wird, dass wir die rechte Erkenntnis Gottes haben. Diese erhalten wir durch exakte Unterweisung in biblischer Lehre, sprich: Theologie.
Deshalb zum Schluss nun noch eine Ermahnung: Beten Sie für ihre Hirten, dass sie bereit sind, allen Unkenrufen zum Trotz Lehrer der Gemeinde zu sein! Und lassen Sie sich belehren!
Labels:
Evangelikalismus,
Geistliches Leben
Donnerstag, 11. Februar 2010
John Owen
John Owen ist einer der bedeutendsten puritanischen Theologen des 17. Jahrhunderts. Was sein Wirken ganz besonders auszeichnet, ist die Verbindung von einer grossen theologischen Genauigkeit mit einer tiefen persönlichen Frömmigkeit.
Hier ein kurzes Video von Carl Trueman, der die Schwerpunkte in Owens Theologie vorstellt:
Die vollkommene Heiligkeit, die Gott von uns forderte, hat Jesus Christus für uns erfüllt. Die Heiligkeit, die Gott jetzt von uns fordert, ist die, die ihn verherrlicht in unserer Einheit mit Christus (John Owen)
Hier ein kurzes Video von Carl Trueman, der die Schwerpunkte in Owens Theologie vorstellt:
Die vollkommene Heiligkeit, die Gott von uns forderte, hat Jesus Christus für uns erfüllt. Die Heiligkeit, die Gott jetzt von uns fordert, ist die, die ihn verherrlicht in unserer Einheit mit Christus (John Owen)
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