Dienstag, 28. August 2007

Eklige Fragen für Paedo-Baptisten


Es gibt nicht viele Punkte, in denen ich mit meinen presbyterianisch orientierten Brüdern nicht einig bin.
Einen gibts aber ganz sicher. Das betrifft das Verständnis der Taufe. Im Besonderen die Taufe von Kleinkindern. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass es ein paar Fragen gibt, die die Paedobaptisten nicht befriedigend beantworten können und weswegen sie von ihrer Sicht und Praxis abrücken sollten. Ich möchte einige davon in den [virtuellen] Raum stellen.

Paedo-Baptisten begründen ihre Praxis, Kleinkinder zu taufen, gewöhnlich damit, dass diese Kinder Glieder des Bundes sind, den Gott mit ihren Eltern geschlossen hat.
Mein erstes Problem damit ist folgendes: Gemäss Jeremia 31,34 kennen alle Mitglieder des neuen Bundes den Herrn. Keiner sagt zum andern: "Erkenne den Herrn!" Das heisst: Kein Mitglied des neuen Bundes muss evangelisiert werden, sie sind es schon. Paedobaptisten würden aber ihre Kinder nicht als solche ansehen, die den Herrn in diesem Sinn kennen, sondern sie würden sagen, dass man sie ähnlich wie Nicht-Gläubige über Gesetz und Evangelium belehren soll.

Weiter: Paedobaptisten sagen, dass Kinder, die sich vom elterlichen Glauben abwenden, Bundesbrecher sind. Kann aber der neue Bund gebrochen werden? Ich sage nein.
Wer wirklich Mitglied des neuen Bundes ist, wird in diesem Bund bewahrt. Gemäss Jeremia 31,31ff und den Parallelen in Hesekiel 36 und Heb 8 beinhaltet der neue Bund, dass seine Teilhaber Vergebung ihrer Sünden haben und in den Geboten des Herrn wandeln. Das ist die Eigenschaft von Wiedergeborenen. Für sie gilt, dass ihr Heil sicher ist. Ich kann nicht von jemandem sagen, dass er Glied des neuen Bundes ist, dass für ihn jedoch die Lehre des Beharrens der Heiligen nicht gilt.

Ich kann überhaupt nur entweder unter Adam oder Christus als Bundeshaupt sein. Von Geburt (auch als Kind gläubiger Eltern) bin ich unter Adam. Durch die Neugeburt komme ich unter die Bundeshauptschaft von Christus.

Ein weiteres Argument von Paedobaptisten ist, dass Kinder und nicht gläubige Partner von Christen geheiligt sind. Deshalb werden sie auch getauft.
Kleinkinder werden nicht gefragt, ob sie wollen. Teenager ab einem gewissen Alter schon. Erwachsene Partner auch. Was, wenn sie nicht wollen?
Und was, wenn sie einwilligen, in Wirklichkeit aber Christus ablehnen?
Sollten sie dann nicht auch gegen ihren Willen getauft werden?
(Kleinkinder wehren sich ja auch dagegen, das sieht man :-)

Es werden Kleinkinder getauft, wenn mindestens ein Elternteil gläubig ist.
Was ist, wenn die Eltern das nur vorgeben? Weil man das ja nie sicher weiss - können dann nicht doch überhaupt alle Kleinkinder getauft werden?

Ich bin gespannt auf Eure Antworten...
.

9 Kommentare:

Elkana hat gesagt…

Deine Einwände betreffen im Wesentlichen den Umfang des Neuen Bundes. Du sagst mit deinen Äusserungen eigentlich, dass Gott nur mit den Wiedergeborenen den Neuen Bund schliesst. Doch das ist nachweislich falsch. Denn im NT wird eindeutig Gottes Bundesvolk vor dem Abfall gewarnt Hebr 6 und 10). Die Bundesflüche werden dem Bundesvolk des Neuen Bundes angedroht. Damit wird impliziert, dass es Bundesübertreter auch des Neuen Bundes gibt. Siehe meinen Blogbeitrag in Elkana-News: der Neue Bund und unsere Babies.

Kurt Vetterli hat gesagt…

Lieber Elkana
Du hast dich unpräzise ausgedrückt. Sicher meintest Du nicht, dass Gott den neuen Bund mit den Wiedergeborenen schliesst - in dem Sinn, dass Er einen Bund schliesst mit solchen, die bereits wiedergeboren sind.
Er schliesst mit bestimmten Menschen einen (den neuen) Bund und das schliesst dann ihre Wiedergeburt mit ein.
Sie sind also von neuem geboren, WEIL Gott sie in den neuen Bund nimmt. Wer aber wiedergeboren ist, wird nicht mehr den Bund brechen. Die Garantie, dass sie bleiben, ist Bestandteil des Bundes.
Wenn Ihr Kleinkinder tauft und Euch dabei auf einen Bund beruft, behandelt Ihr sie eigentlich gemäss dem alten Bund - wie Angehörige eines irdischen Bundesvolkes. Ihr bleibt damit beim typologischen Aspekt des Bundes mit dem irdischen Israel stehen.
Die Warnungen in Heb 6 und 10 sind nicht an tatsächliche Glieder des neuen Bundes gerichtet. Sie sind an Hebräer gerichtet, die durch ihr zurück gehen zu den Schatten und Typen des alten Bundes in Frage stellen, dass sie tatsächlich vollgültige Mitglieder des neuen Bundes sind. Wenn sie es sind, werden sie bei Christus bleiben, wenn sie nicht bleiben, waren sie niemals Glieder des neuen Bundes, sondern - als Hebräer - lediglich Abkömmlinge des irdischen Bundesvolkes (welches im Gegensatz zum Volk des neuen Bundes aus beiden bestehen kann, solchen aus dem Geist und solchen aus dem Fleisch). Von ihnen heisst es dann, dass sie von uns weggegangen sind, weil sie nie wirklich von uns waren (1Joh 2,19).
Ich bleibe dabei: Wer im neuen Bund ist, der wird nicht aus diesem herausfallen. Er wird sündigen können, aber er wird nicht vom Bund abgeschnitten werden, wie das im (konditionellen) alten Bund möglich war.

Elkana hat gesagt…

Lieber Küde

Du redest selber von "vollgültigen Mitgliedern des Neuen Bundes". Also räumst du ein, dass es noch eine zweite Gruppe innerhalb des Neuen Bundes gibt. Vollgültige Mitglieder, diejenigen, die sich durch ihre Früchte und ihr beharren als Wiedergeboren erwiesen haben.

Weiter:
Hebräer 6 und 10 richten sich an folgende Personengruppen:

"heilige Brüder"
"Teilhaber der himmlischen
Brüder"
"Brüder"
"Brüder, die durch das Blut
Jesu Freimütigkeit zum
Eintritt in das Heiligtum
haben"
"Solche, "die gekommen sind
zum Berg Zion, zur Stadt des
lebendigen Gottes, dem
himmlischen Jerusalem,und zu
der Gemeinde der
Erstgeborenen".

Wenn diese Bezeichnungen nicht von Mitgliedern des Neuen Bundes reden, dann weiss ich nicht, ob ich ein vollwertiges Mitglied des Neuen Bundes bin.

Weiter:
Du redest ausserdem vom "irdischen Bundesvolk". Gibt es noch ein "himmlisches Bundesvolk", abgesehen von den Dispies?

Ausserdem:
Ich möchte dazu nochmals auf die geistliche Bedeutung der Beschneidung hinweisen (die nicht mehr ein ethnisches Zeichen war wie die christliche Taufe).

Übrigens:
Der Fehler, den die Baptisten machen ist der, dass sie die Aussage Jesu allzu wörtlich verstehen, dass "Fleisch" nicht das Reich Gottes ererbt.

Jesus meint damit lediglich, dass wir nicht allein dadurch in den Himmel kommen, dass wir von erwählten Eltern abstammen. Die Wiedergeburt wird nicht durch natürliche Zeugung übermittelt. Dennoch gibt es - wie du es selbst einräumst - bestimmte Vorzüge für die Kinder der Erwählten. Und da die Gemeinde Jesu nach wie vor VOR ALLEM durch natürlichen Nachwuchs wächst, bestätigt die Erfahrung die biblische Aussage, dass Gott zu seinen Aussagen im Gnadenbund aller "Dispensationen" steht. Wen hat Gott erwählt? Isaak oder Ismael? Isaak (Kind der Verheissung). Wen hat Gott erwählt? Jakob oder Esau? Wer dieser beiden war Isaaks leibliches Kind? Esau. Und Isaak? Yes. Auch Jakob war Issaks Sohn.

Der Abrahamsbund galt allen Vieren. Isaak, Ismael, Jakob und Esau. Sie alle waren Kinder Abrahams. Sie alle wurden darum beschnitten. Nicht weil sie zu einer ethnischen Rasse gehörten, zu einem "irdischen Bundesvolk", sondern weil Gott ihnen den Bund zugesrpochen und geschlossen hatte.

Im Neuen Bund bleibt die Darbietung dieselbe. Nur weil die Heiden in den Bund mit Israel eingepfropft wurden, heisst das nicht, dass Gott die Bundeskontinuität irgendwie geändert hätte. Nirgends wird ein Unterschied getroffen. Im Gegenteil. Gott verlässt im Neuen Bund nicht einfach die familiären Linien (Kontinuität). Sondern das ist ein Teil des Bundes, der nicht aufgehoben wurde. Du und deine Kinder! Die "Oikos-Formel" bleibt ausdrücklich bestehen.

Föderalistische Grüsse,
Elkana

Anonym hat gesagt…

Argument: Laut Jeremia 31,34 (und Hebr 8,11) gehören zum neuen Bund, wie er im neutestamentlichen Bundesvolk (der Gemeinde) zum Ausdruck kommt, ausschließlich wiedergeborene Menschen. Diese Prophetie hat sich also bereits vollständig in der Gemeinde erfüllt.

Eine gründliche Betrachtung von Jeremia 31 offenbart jedoch, dass dieser „Neue Bund“
1. nicht so neu ist, wie Baptisten (und z.B. Dispensationalisten) meinen und
2. eschatologischen Charakter hat.

Im Kontext (Kaptitel 30-33, gegliedert durch den Ausdruck „Siehe, Tage kommen, spricht der HERR...“) geht es um die Wiederherstellung des „Volkes Israel und Juda“, das sich zum Zeitpunkt der Prophetie in der babylonischen Gefangenschaft befindet. Dabei fällt auf, dass die individualistische Auslegung von Jer 31, wie sie beispielsweise von baptistischer Seite angeboten wird, im Zusammenhang nicht haltbar ist.

Jer 30,20: Ihre Söhne sollen sein wie früher, und ihre Gemeinde soll vor mir fest gegründet stehen; denn ich will heimsuchen alle, die sie bedrängen.

Jer 31,17: und Hoffnung ist da für deine Zukunft, spricht der HERR, und deine Kinder werden in ihr Gebiet zurückkehren.

Jer 32,18: der du Gnade übst an Tausenden und die Schuld der Väter vergiltst in den Schoß ihrer Kinder nach ihnen; du großer, mächtiger Gott, dessen Name Jahwe der Heerscharen ist,

Jer 32,39:Und ich werde ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel geben, damit sie mich alle Tage fürchten, ihnen und ihren Kindern nach ihnen zum Guten.

Bei der Auslegung der Passage über den „Neuen Bund“ in Jer 31 (und später dann auch in Hebr 8) ist also dieser Zusammenhang zu beachten, wenn man dem Text keine Gewalt antun will:

Jer 31,31-40: Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund: 32 nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen - diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich doch ihr Herr war, spricht der HERR. 33 Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. 34 Dann wird nicht mehr einer seinen Nächsten oder einer seinen Bruder lehren und sagen: Erkennt den HERRN! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und an ihre Sünde nicht mehr denken.


Mit wem wird der neue Bund geschlossen?
Mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda (V.31).

Der Bund ist nicht wie welcher „andere Bund“ (V.32)?
Der Neue Bund steht im Kontrast zum sinaitischen Bund mit dem mosaischen Gesetz, welches sie übertreten, und somit den Bund gebrochen haben (V.32).
Die Neuheit des „Neuen Bundes“ für Israel ist also nur im Vergleich zum „ersten Bund“ richtig zu verstehen.

Wie ist das „Neu“ im „Neuen Bund“ zu verstehen?
Das Adjektiv, das hier für „neu“ steht heißt „khaw-dawsh'“ und wird von einem Verb abgeleitet, das mit „erneuern“ oder „reparieren“ übersetzt wird (1.Sam 11,14; 2.Chr 15,8; 2.Chr 24,4; 2.Chr 24,12; Hiob 10,17; Ps 51,10; Ps 103,5; Ps 104,30; Jes 61,4; Klgl 5,21). Im Hebräischen gilt also Etwas, das erneuert oder repariert (und somit vollendet) wurde auch als etwas „Neues“.

Welcher Bund wurde für den „Neuen Bund“ erneuert?
Von der Einheit des Gnadenbundes ausgehend ist diese Frage nicht allzu schwierig zu beantworten. Der „Neue Bund“ ist die Erneuerung, Erfüllung, Vollendung etc. des Abrahamitischen Bundes (vgl. Lk 1,72-73). Nicht umsonst wird Abraham so oft als Beispiel für neutestamentliche Gläubige dargestellt.

Worin besteht also der Neue Bund?
1. Gott wird das Gesetz in das Innerste der Israeliten legen und auf ihr Herz schreiben (V.33).
2. Der HERR wird der Gott Israels sein, und sie werden sein Volk sein (V.33).
3. Die Israeliten werden einander nicht mehr lehren den HERRN zu erkennen, denn das ganze Volk, vom Kleinsten bis zum Größten wird Ihn erkennen (V.34).
4. Dieses Erkennen ist deshalb möglich, weil der HERR allen, vom Kleinsten bis zum Größten die Schuld vergeben wird (V.34).

Sind alle diese Verheißungen jetzt schon in der Gemeinde, dem Israel Gottes in Erfüllung gegangen?

Im neuen Bund werden laut V.34 keine Lehrer mehr existieren, weil nichts gelehrt werden könnte, was nicht alle schon erkannt hätten. Der Punkt hier ist also nicht nur, dass „kein Mitglied des neuen Bundes [...] evangelisiert“ werden muss, sondern dass kein Mitglied des neuen Bundes evangelisiert werden wird. Solange aber in der Gemeinde das Evangelium gepredigt wird, werden in der Regel auch immer Mitglieder des Neuen Bundes anwesend sein, und somit gelehrt werden. Dann aber wenn unsere Erkenntnis nicht mehr Stückwerk, sondern vollkommen ist, wenn wir Gott von Angesicht zu Angesicht schauen (1.Kor 13,8-12), erst dann wird keiner mehr den Anderen lehren, „denn das Land wird voll von Erkenntnis des HERRN sein, wie von Wasser, das das Meer bedeckt“ (Jes 11,9).
Auch die zweite Aussage von V.33 wird ihre endgültige Erfüllung im neuen Jerusalem, wie Offb 21,3 zeigt: „Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“
Wir sehen also, dass Verheißungen dieser Prophetie noch nicht (endgültig) erfüllt sind, und doch ist z.B. Vergebung (V.34 - vgl. Kol 1,14) oder oder ein verändertes Herz (V.33 - Hebr 10,22) bereits jetzt Realität.
Der Neue Bund hat also (wie auch das „Königreich Gottes“) eschatologischen Charakter. Er besteht in der Spannung zwischen dem „bereits jetzt“ und dem „noch nicht“, die sich bei der Wiederkunft Christi auflösen wird.

Wie verhält sich der Neue Bund zur Gemeinde?
Für die „Zeit der Spannung“ hat der Neue Bund zwei Aspekte, die sich schon allein aus der Unmöglichkeit ergeben, sicher zu sagen, ob ein Mensch wiedergeboren ist oder nicht.
1. Der innerliche Aspekt:
Alle Gemeindeglieder, „die sich durch ihn [= den Hohepriester Jesus Christus] Gott nahen“ wird er „völlig erretten“ (Hebr 7,25). Es sind diejenigen, die „hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in voller Gewissheit des Glaubens “ (Hebr 10,22). Von diesen Menschen wird niemals jemand vom Glauben abfallen, weil sie von Christus bewahrt werden (Joh 17,12).

2. Der äußerliche Aspekt:
Zur Gemeinde als Gottes Bundesvolk gehören oft auch Heuchler, die keinen wahren Glauben besitzen, aber dennoch aus verschiedenen Gründen, um anderen Menschen (z.B. den Eltern) zu gefallen, oder aus Tradition etc., der Gemeinde äußerlich angehören. Ihr Bekenntnis ist geheuchelt, aber weil kein Pastor in das Herz blicken kann werden solche Menschen selbst in baptistischen Gemeinden getauft. Über solche Menschen schreibt Johannes in 1.Joh 2,19, Paulus wusste um sie (1.Tim 4,1) und auch Jesus selbst kannte solche Heuchler (Mt 7,23).
Dass es solche Menschen gibt, macht nicht zuletzt auch der Schreiber des Hebräerbriefes deutlich, indem er eindrücklich davor warnt, das Blut des Bundes für unrein zu halten (Hebr 10, 26-31).

Zur Veranschaulichung könnte man in Anlehnung an die Symbolik des NT auch in dieser Hinsicht die Gemeinde bildlich als Tempel verstehen. Alle Gemeindeglieder befinden sich innerhalb der „heiligen Mauern“ (äußerlicher Aspekt), im Allerheiligen stehen die Wiedergeborenen (innerlicher Aspekt).
Menschenaugen sehen nur die Tempelmauern, und alle Menschen, die sich darin bewegen. Sie können nicht sicher sagen, wo ein anderer Mensch steht.
Nur Gott „kennt seine Schafe“ und sieht, bildlich gesprochen, wer im Allerheiligsten steht und wer nicht.

Nach diesen Ausführungen wird klar, dass der Neue Bund in einem äußerlichen, nicht jedoch im innerlichen Sinn tatsächlich gebrochen werden kann.

Kurt Vetterli hat gesagt…

Lieber "Reformierter"
(schade, dass Du es vorziehst, anonym zu bleiben. So weiss ich nicht, mit wem ich es zu tun habe...)
Deine Ausführungen sind excellent und ich stimme ihnen bezüglich des Charakters des neuen Bundes voll zu.
Was mich aber dennoch nicht überzeugt, dass es richtig ist, Säuglinge zu taufen.
Natürlich weiss ich letztlich als Pastor nie vollkommen sicher, ob ein Täufling wirklich ein Glied der Gemeinde ist (ich würde nicht die in meinem Gottesdienst versammelten einfach Gemeinde nennen, sondern die Gemeinde sind die wirklich Wiedergeborenen. Die Bibel macht den Unterschied nicht in der Weise wie die Paedobaptisten zwischen "sichtbarer und unsichtbarer Gemeinde". Es sind vielleicht meistens Menschen da, die nicht wahrhaft zur Gemeinde gehöfen, wenn sich die Gemeinde versammelt. Dennoch würde ich diese "gemischte Versammlung" nicht Gemeinde nennen).
Dass ich aber vielleicht auch mal jemanden auf sein Bekenntnis hin taufe, der nicht wirklich gläubig ist, sollte man aber nicht als Argument dafür nehmen, dass man wissentlich Kleinkinder tauft, die dieses Bekenntnis nicht ablegen können und ihm von Natur aus ja sogar widersprechen und widerstehen.

Dein letzter Abschnitt überzeugt mich nicht.
Die Gemeinde ist tatsächlich der Tempel. Aber dieser Tempel besteht aus lauter wiedergeborenen, lebendigen Steinen.
Mich dünkt dieses Bild - mit allem Respekt - ein typisches Konstrukt, um die Säuglingstaufe zu rechtfertigen. Im Gegensatz zu Deinen kompetenten Ausführungen zu Jer 31 ist es nicht von unvoreingenommenem Studium der Schrift zum Thema abgeleitet.

Wie gesagt, schade, dass Du dich bedeckt hältst. Vielleicht gibst Du Dich ja noch zu erkennen...

Matthias hat gesagt…

Lieber Kurt,

Es war nichts als Feigheit meinen letzten Post als "ein Reformierter" abzusenden. Wir können es aber auch einfach "Progressive Offenbarung" nennen ;-).

Deine Argumente:

1.Die Menschengruppe, die sich zum Gottesdienst versammelt, ist grundsätzlich nicht als „Gemeinde“ zu bezeichnen / zu verstehen. Das Wort „Gemeinde“ bezeichnet nur die Wiedergeborenen (, die sich zum Gottesdienst versammeln).
2. Eine Unterscheidung zwischen sichtbarer und unsichtbarere Gemeinde ist biblisch gesehen nicht zulässig.

Im folgenden werde ich, wie ich hoffe, mit Erfolg nachweisen,
- dass die Argumente am biblischen Zeugnis vorbeigehen und
- dass die Unterscheidung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Gemeinde biblisch nicht nur zulässig, sondern sogar notwendig ist.

Wie wird das Wort „Gemeinde“ in der Schrift gebraucht?

Zunächst ist aus sprachlicher Perspektive festzuhalten, dass das griechische Wort für „Gemeinde“ (ekklesia), schlicht eine Versammlung von Menschen bezeichnen kann, und in dieser Weise auch von Lukas gebraucht wird (Apg 19,32; Apg 19,39; Apg 19,41).
Die Bibel gebraucht dieses Wort also nicht ausschließlich als Terminus technicus für die Summe der Wiedergeborenen.

Wenn der Begriff für eine christliche Gemeinde gebraucht wird kann man den biblischen Befund ganz grob in zwei Gruppen einteilen.

1) Zum einen bezeichnet „ekklesia“ eine Gruppe von Menschen, die den christlichen Glauben bekennen, und sich deshalb zur Gemeinschaft an einem bestimmten Ort versammeln („irdische Größe“). Dass unmündige Kinder ohne eigenes Bekenntnis ebenfalls Teilnehmer dieser Versammlungen waren wird m.E. vorausgesetzt.

Belegstellen:
Apg 2,47 (Jerusalem); Apg 5,11 (Jerusalem); Apg 7,38 (Israel in der Wüste); Apg 8,1 (Jerusalem);
Apg 8,3 (Jerusalem); Apg 9,31 (Judäa, Galiläa, Samaria); Apg 11,22 (Jerusalem); Apg 11,26 (Antiochia); Apg 12,1 (Jerusalem);
Apg 12,5 (Jerusalem); Apg 13,1 (Antiochia); Apg 14,23 (Kleinasien); Apg 14,27 (Kleinasien); Apg 15,3 (Kleinasien); Apg 20,17 (Ephesus);
Röm 16,1 (Kenchrea); Röm 16,4 (heidnische Gemeinden); Röm 16,4 (Hausgemeinde von Aquila & Priscilla); Röm 16,16 (Gemeinden Christi); Röm 16,23 (Hausgemeinde des Gajus); 1.Kor 1,2 (Gemeinde Gottes in Korinth); 1.Kor 4,17 (jede Gemeinde, die Paulus besucht); 1.Kor 6,4 (Korinth);
1.Kor 7,17 (alle Gemeinden, die Paulus besucht); 1.Kor 10,32 (Gemeinde Gottes in Korinth); 1.Kor 11,16 (Alle Gemeinden Gottes, die Paulus bekannt sind); 1.Kor 11,18 (Korinth); 1.Kor 11,22 (Korinth); 1.Kor 14,4 & 1.Kor 14,5 & 1.Kor 14,12 & 1.Kor 14,19 & 1.Kor 14,23 & 1.Kor 14,28 & (Versammlung in, der die Gnadengabe praktiziert wird); 1.Kor 14,33 (Alle Versammlungen der Heiligen); 1.Kor 16,1 (Gemeinden in Galatien); 1.Kor 16,19 (Gemeinden in Kleinasien / Hausgemeinde); 2.Kor 1,1 (Korinth); 2.Kor 8,1 (Gemeinden in Mazedonien); 2.Kor 8,18 & 2.Kor 8,19 & 2.Kor 8,23 & 2.Kor 8,24 & 2.Kor 11,8 & 2.Kor 11,28 (mehrere Gemeinden); 2.Kor 12,13 (andere Gemeinden); Gal 1,2 (Gemeinden in Galatien); Gal 1,22 (Gemeinden in Judäa); Phil 4,15 (Gemeinde in Philippi); Kol 4,15 (Hauskirche des Nymphas); Kol 4,16 (Gemeinde in Laodizäa); 1.Thess 1,1 (Gemeinde in Thessaloniki); 1.Thess 2,14 (Gemeinden in Judäa); 2.Thess 1,1 (Gemeinde in Thessaloniki);
2.Thess 1,4 (versch. Gemeinden); 1.Tim 3,5 (Ältester einer Gemeinde Gottes); 1.Tim 3,15 (Verhalten des Timotheus in der Gemeinde); 1.Tim 5,16 (Gemeinde sorgt für Witwen); Plm 1,2 (Hauskirche); Jak 5,14 (Älteste der Gemeinde); 3. Joh 1,6 (Zeugnis vor der Gemeinde); 3. Joh 1,9 (Keine Aufnahme in der Gemeinde); 3. Joh 1,10 (Verstoßung aus der Gemeinde); Offb 1,4 & Offb 1,11 & Offb 1,20 & Offb 2,7 & Offb 2,11 & Offb 2,17 & Offb 2,23 & Offb 2,29 & Offb 3,6 & Offb 3,13 & Offb 3,22 & Offb 22,16 (7 Gemeinden in Kleinasien / alle Gemeinden); Offb 2,1 (Gemeinde in Ephesus); Offb 2,8 (Gemeinde in Smyrna); Offb 2,12 (Gemeinde in Pergamos); Offb 2,18 (Gemeinde in Tyatira); Offb 3,1 (Gemeinde in Sardis); Offb 3,7 (Gemeinde in Philadelphia); Offb 3,14 (Gemeinde in Laodizäa)

Bei all diesen Stellen entsteht nicht der Eindruck, als würde nur ein Teil einer Versammlung (die Wiedergeborenen) angesprochen / gemeint. Stets wird die Versammlung im Ganzen als Gemeinde bezeichnet. Das Wort „ekklesia“ wird bei diesem Gebrauch nicht einfach neu definiert, sondern bezeichnet nach wie vor eine Menschengruppe, die sich zu einem bestimmten Zweck versammelt.

Einige Beispiele:
Apg 5,11: „Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die das hörten.“
Phil 4,15: Ihr wisst aber auch, ihr Philipper, dass im Anfang des Evangeliums, als ich aus Mazedonien wegging, keine Gemeinde mich am gegenseitigen Geben und Empfangen beteiligt hat als nur ihr allein.
3.Joh 10: Deshalb, wenn ich komme, will ich seine Werke in Erinnerung bringen, die er tut, indem er mit bösen Worten gegen uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er selbst die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Gemeinde.

2. Zum anderen kann „ekklesia“ in anderen Zusammenhängen auch die Summe der Auserwählten bezeichnen. Diese „Versammlung“ ist eine geistliche Größe, denn ihre Ausmaße sind bis zur Vollendung im neuen Himmel und der neuen Erde den menschlichen Augen verborgen.

Im Epheserbrief benutzt Paulus „ekklesia“ (fast) auschließlich mit dieser Bedeutung:

Beispiele:
Eph 1,22-23 (vgl. die Parallelstelle in Kol 1,18): Und alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.

Kapitel 5, 21-32:
21 Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi, 22 die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn! 23 Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Gemeinde ist, er als der Retter des Leibes. 24 Wie aber die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so auch die Frauen den Männern in allem. 25 Ihr Männer, liebt eure Frauen!, wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, 26 um sie zu heiligen, sie reinigend durch das Wasserbad im Wort, 27 damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei. 28 So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. 29 Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Gemeinde. 30 Denn wir sind Glieder seines Leibes. 31 "Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein." 32 Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde. 33 Jedenfalls auch ihr - jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst; die Frau aber, dass sie Ehrfurcht vor dem Mann habe!

Als Schlussfolgerung dieser Untersuchung kann festgehalten werden, dass Gemeinde in der Bibel (1) sowohl die irdische, sichtbare Größe einer christlichen Versammlung als auch die
(2) geistlich, unsichtbare Größe der Versammlung aller Erwählten bezeichnen kann.

Wenn ein Pastor nun im Gottesdienst vor der Menschenversammlung steht, so darf er sie m.E. sehr wohl im Einklang mit dem biblischen Zeugnis als Gemeinde bezeichnen („sichtbare Gemeinde“), mit dem Wissen, dass womöglich nicht alle Gemeindeglieder wiedergeboren, und somit Mitglieder der „unsichtbaren Gemeinde“ sind.

Man sollte diese Unterscheidung jedoch nicht missverstehen und behaupten, hier würden (wie im Dispensationalismus) zwei unterschiedliche Gemeinden / Völker Gottes proklamiert. Dem ist nicht so. Vielmehr ist die sichtbare Gemeinde ein Mittel um die unsichtbare Gemeinde zu (ver)sammeln. Dieses Mittel ist deshalb nötig, weil Gott in seiner unendlichen Weisheit die Identität der Auserwählten nicht offenbart hat (vgl. die Manifestation des „Bundes der Erlösung“ in Raum und Zeit durch den „Bund der Gnade“).

Schriftstellen, welche diese „doppelte Sicht“ der Gemeinde unterstützen:

A. Jesu Worte in Mt 7,21-23:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!

B. Gleichnisse Jesu über das Königreich Gottes:
- Gleichnis vom Unkraut des Ackers (Mt 8,24-30)
- Gleichnis vom Fischnetz (Mt 8,47-50)

C. 1.Joh 2,19:
Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber sie blieben nicht, damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind.

D. 2.Petr 2, 20-22:
Denn wenn sie den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus entflohen sind, aber wieder in diese verwickelt und überwältigt werden, so ist für sie das Letzte schlimmer geworden als das Erste. Denn es wäre ihnen besser, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als sich, nachdem sie ihn erkannt haben, wieder abzuwenden von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot. Es ist ihnen aber nach dem wahren Sprichwort ergangen: Der Hund kehrt wieder um zu seinem eigenen Gespei, und: Die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot.

Schließlich noch zwei Kommentare zu deinem letzten Post:
1. War es nicht die Absicht meines letzten Posts, dich von der Richtigkeit der Säuglingstaufe zu überzeugen, vielmehr wollte ich die m.E. korrekte Auslegung von Jer 31 und deren Konsequenzen darlegen.
2. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass es eine schlechte Idee war meine eigene (!) Veranschaulichung des exegetischen Ergebnisses so sehr an die biblische Symbolik anzulehnen. Dennoch glaube ich ausreichend deutlich gemacht zu haben, dass diese Veranschaulichung mein eigenes Konstrukt war und keineswegs den Anspruch erhob direkt der Schrift zu entspringen („Zur Veranschaulichung könnte man in Anlehnung an die Symbolik des NT...“).

freundlicher Gruß nach Basel,
matthias

Kurt Vetterli hat gesagt…

Mein lieber Matthias....
das hab ich mir doch noch halbwegs gedacht....

Ich möchte nicht mehr allzu ausführlich antworten. Wir können das ja nun mal 'face to face' weiter diskutieren. Interessant ist es auf jeden Fall.

Nur noch ein, zwei Bemerkungen:

OK, dass man die örtlichen Versammlungen, die möglicherweise Nichtchristen beinhalten, Gemeinden nennen kann, leuchtet mir anhand von Deinen Belegen ein.
Dieses Vorkommen solcher 'gemischten' Versammlungen hatte ich ja ohnehin nicht abgestritten.
Es ist aber m.E. das Ziel, die Gruppe der Nichtwiedergeborenen möglichst zu unterscheiden und sie, wo bekannt, auf keinen Fall zur 'unsichtbaren Gemeinde' zu rechnen.
Wo ich davon ausgehen kann, dass sie nicht wiedergeboren sind (was bei Kleinkindern u.a. ja der Fall ist), würde ich sie deshalb nicht taufen. Dass sich Leute zusammen mit der ('unsichtbaren') Gemeinde versammeln, gibt mir keinen Anlass, sie zu taufen (natürlich ist mir klar, dass das auch die Pädobaptisten nicht als Begründung nehmen, um Kleinkinder zu taufen. Das nur der Vollständigkeit halber).

Du gibst als eine Stelle, die die doppelte Sicht der Gemeinde unterstützen soll, das Gleichnis vom Unkraut im Acker an (Du hast einen Schreibfehler gemacht - es ist Mt 13,24ff, nicht 8,24ff).
Beachte, dass Jesus in der Erklärung des Gleichnisses für seine Jünger in 13,37ff sagt, dass der Acker die WELT ist, nicht die sichtbare Versammlung.

Die übrigen Stellen, die Du angibst, bestätigen das, was ich auch glaube, nämlich, dass wir ev. immer und überall von Ungläubigen und unechten Bekennern umgeben sind und natürlich nie definitiv wissen können, wer tatsächlich ein zur wahren Gemeinde gehört.

Jedoch:
Wie Calvin (Inst. unter dem Thema der Erwählung) sagte, dürfen wir aufgrund des Bekenntnisses von jemandem ruhig annehmen, dass er auch Christ ist und ihm entsprechend begegnen.

Gruss zurück aus Basel - lass uns nicht mehr zu lange auf Dich warten!

Matthias hat gesagt…

Lieber Kurt,

ich freue mich zwar auch darauf, sozusagen „in Echtzeit“ zu diskutieren, aber solange dies nicht möglich ist, und auch weil es mir wesentlich leichter fällt schriftlich zu argumentieren möchte ich doch gerne noch den einen oder anderen Kommentar anhängen.

Du schreibst: „Es ist aber m.E. das Ziel, die Gruppe der Nichtwiedergeborenen möglichst zu unterscheiden und sie, wo bekannt, auf keinen Fall zur 'unsichtbaren Gemeinde' zu rechnen.“

Meine Frage:
Wie unterscheidest du zwischen Wiedergeborenen und Nicht-Wiedergeborenen? Wie kannst du jemand zu etwas dazurechnen was du nicht siehst?

Deine These ist: Kleinkinder können nicht wiedergeboren sein.

Woran machst du das fest? War Johannes der Täufer nicht wiedergeboren, als er „schon im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt“ wurde (Lk 1,15)? Was bedeutet es, dass Jeremia schon im Mutterleib „geheiligt“ war (Jer 1,5)?


Zum „Unkraut im Acker“:
Danke für den Hinweis auf die richtige Stelle. Bis ich dieses Gleichnis selber aus dem Griechischen übersetzt habe ist mir ein wesentlicher Punkt verborgen geblieben. Wenn die Übersetzung vom „Unkraut“ spricht, dann ist das leider etwas irreführend. Das griechische Wort „Zizanion“ bezeichnet nicht allgemein ein „Unkraut“ sondern meint ein bestimmtes Gewächs: den Lolch. Lolch sieht äußerlich aus wie Getreide (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Lolch), und ich denke ein Laie hätte Schwierigkeiten Lolch von richtigem Getreide zu unterscheiden, besonders wenn auf einem Feld beides zusammen wächst.
Das Gleichnis sagt uns also u. a. auch, dass „Söhne des Bösen“ den „Söhnen des Reiches“ zum verwechseln ähnlich sein können. Die endgültige Trennung findet erst bei der Ernte (Mt 13,30), und ausdrücklich nicht davor statt (V.29).
Diese Dualität ist sowohl in der Welt, weil die Gemeinde aber in der Welt existiert auch in ihr (mehr oder weniger) zu finden. Es dürfte schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein, zu argumentieren, dass „Welt“ in diesem Zusammenhang nicht auch die sichtbare Gemeinde einschließt. Schließlich soll dieses Gleichnis ja auch das „Reich der Himmel“ (V. 24) erklären.

Am 16.9 werde ich, so Gott will, wieder zur sichtbaren Gemeinde „AB-Basel“ kommen, um zusammen mit der unsichtbaren Gemeinde Gott anzubeten und erbaut zu werden ;-).

viele Grüße,
Matthias

Kurt Vetterli hat gesagt…

Hallo Matthias
Also doch noch einmal...
Zuerst das, womit ich einverstanden bin. Die Sache mit dem Lolch ist mir bekannt. Ich bin auch nach wie vor deiner Meinung, dass in der Gemeinde auch Lolch zu finden ist. Worauf ich hinweisen wollte, ist, dass der Acker dennoch nicht die Gemeinde ist, sondern die Welt.
Ich glaube aber auch, dass die Gemeinde sehr stark mit Lolch durchmischt sein kann. In der heutigen Zeit mit der oft so unklaren Verkündigung ist das wohl zunehmend und es gibt sicher Gemeinden, die ebensoviele Ungläubige "beherbergen" wie Gläubige - und es findet auch keine 'Unterscheidung' statt.

Hier setzt mein Verständnis der Unterscheidung ein. Ich meine nicht, dass ich versuche, herauszufinden, welche jetzt die Wiedergeborenen und welche die Nicht-Wiedergeborenen sind. Ich finde es nicht heraus, indem ich einen bestimmten Indikator ansetzen kann.
Ich wende aber die Prinzipien der Gemeindezucht an, wodurch sich der 'Lolch' offenbaren wird.
Mit dem Unterscheiden meine ich, dass ich nicht sage: "ich kann es sowieso nicht wissen, also lass ich's."
Nein, ich bin verantwortlich als Pastor oder Ältester, Gemeindezucht auszuüben und ich habe dazu die Vollmacht des "Lösens und Bindens" (Mt 16,19; 18,18) - d.h. ich kann Vergebung oder muss ev. Nicht-Vergebung zusprechen.
Das ist die Unterscheidung, wie ich sie meinte.

Weiter: Ich bin natürlich nicht der Überzeugung, dass es unmöglich ist, resp. nicht sein KANN, dass ein Kleinkind wiedergeboren ist. Ich kenne die Aussage über Johannes in Lk 1 (bei Jeremia würde ich eher so übersetzen, dass er von Mutterleib aus 'ausgesondert' war, nicht geheiligt im Sinn von wiedergeboren). Aber dieses Beispiel von Johannes zu nehmen, um für die Säuglingstaufe zu argumentieren, wäre meines Erachtens etwas an den Haaren herbeigezogen ("Johannes der Täufer war von Geburt an wiedergeboren, deshalb lasst uns die Säuglinge alle taufen, denn die meisten, die von gerechten Eltern geboren sind, sind wahrscheinlich auch wiedergeboren!" :-)