Donnerstag, 29. November 2007

Gottes Allmacht und Gebet

Die Lehre von Gottes Allmacht berührt auch das Gebet.
Wie kann Gott auf Gebete antworten und entsprechend handeln, wenn Er nicht wirklich allmächtig ist?
Die Frage betrifft insbesondere die Gebete um Bekehrungen.
Wer glaubt, dass Gott dem Ungläubigen einen freien Willen gibt, den Er nicht antasten kann oder will, der sollte es aufgeben, für Bekehrungen zu beten.
John Piper schrieb zu dieser Frage einen hilfreichen Artikel, den ich hier wiedergeben will:

Die Souveränität Gottes und Gebet

Ich werde oft gefragt: "Wenn Sie glauben, dass Gott alles nach dem Rat seines Willens wirkt (Epheser 1,11) und dass er alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Dinge unfehlbar kennt, warum sollte man dann noch dafür beten, dass etwas bestimmtes geschieht?" Gewöhnlich wird diese Frage bezüglich der menschlichen Entscheidungsfreiheit gestellt: "Wenn Gott einige dazu vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein, und sie vor Grundlegung der Welt dazu erwählt hat (Epheser 1,4.5), warum sollte man dann überhaupt noch für die Bekehrung von jemandem beten?"

Dieses Argument besagt implizit, dass Gebet für alle Menschen nur dann möglich ist, wenn alle Menschen die Möglichkeit der freien Willensentscheidung haben. D.h. die Entscheidung des Menschen müsse letztendlich seine Sache sein und nicht Gottes. Andernfalls wären seine Entscheidungen von Gott vorherbestimmt und in Wirklichkeit in Gottes ewigem Ratschluss fest gemacht. Wir wollen nun anhand des oben zitierten Beispiels prüfen, ob dieses Argument schlüssig ist.

1. "Warum sollte man für die Bekehrung von jemandem beten, wenn Gott vor Grundlegung der Welt erwählt hat, wer seine Kinder sein werden?" Jemand, der sich bekehren muss, ist "tot in Übertretungen und Sünden" (Epheser 2,1); er ist "unter die Sünde versklavt" (Römer 6,17; Johannes 8,34); "der Gott dieser Welt hat seinen Sinn verblendet, damit er das Licht des Evangeliums der Herrlichkeit Christi nicht sieht" (2. Korinther 4,4); sein Herz ist gegen Gott verhärtet (Epheser 4,18), sodass er Gott gegenüber feindlich und in Rebellion gegen Gottes Willen lebt (Römer 8,7).

Nun möchte ich die Frage in umgedrehter Form an den Fragesteller richten: Wenn Sie darauf bestehen, dass dieser Mensch sich letztendlich Kraft seines Willens frei entscheiden kann, warum beten Sie dann überhaupt für ihn? Was möchten Sie, solle Gott für diesen Menschen tun? Sie können Gott nicht bitten, die Rebellion dieses Menschen zu überwinden, denn zu dieser Rebellion hat er sich ja gerade selbst entschlossen, und das würde bedeuten, dass Gott sich über die Entscheidung dieses Menschen hinwegsetzt und ihm seine Entscheidungsfreiheit wegnimmt. Aber wie kann Gott ihn retten, wenn er nicht das Herz dieses Menschen ändert und das verhärtete, feindselige Herz austauscht gegen ein Herz des ergebenen Glaubens?

Wollen Sie dafür beten, dass Gott den Verstand dieses Menschen erleuchte, damit er Christus wirklich erkennt und an ihn glaubt? Wenn Sie dafür beten, bitten Sie Gott im Endeffekt nicht mehr, die Entscheidung dieses Menschen seinem eigenen Willen zu überlassen, sondern dann bitten Sie Gott, etwas am Verstand bzw. Herzen dieses Menschen zu bewirken, was zur Folge hat, dass er wirklich sieht und glaubt. D.h. Sie gestehen damit ein, dass die letztendliche Entscheidung darüber, ob dieser Mensch auf Jesus Christus vertrauen wird, nicht bei ihm selbst liegt, sondern bei Gott.

Was ich damit sage: Nicht die Lehre von der Souveränität Gottes widerspricht Gebeten für die Bekehrung von Sündern. Ganz im Gegenteil: Die unbiblische Auffassung, die Bekehrung beruhe auf einer freien Willensentscheidung des Menschen, macht jegliche Gebete für Verlorene sinnlos. Gebet ist die Bitte, dass Gott etwas tun möge. Doch das einzige, was Gott tun kann, um einen verlorenen Sünder zu retten, ist, sein Widerstand gegen Gott zu brechen. Wenn Sie darauf bestehen, dass der Sünder seinen freien Willen behalten muss, dann bestehen Sie damit darauf, dass er ohne Christus bleibt. Denn "niemand kann zu Christus kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben" (Johannes 6,65.44).

Nur wer die Auffassung vom "freien Willen" ablehnt, kann sinnvollerweise Gott bitten, einen Verlorenen zu retten. Ich bete für Ungläubige, dass Gott an ihnen das tut, was er auch bei Lydia getan hat: Er öffnete ihr Herz, sodass sie Acht gab auf das, was Paulus sagte (Apostelgeschichte 16,14). Ich bete, dass Gott, der einst sprach, "Es werde Licht!", durch dieselbe Schöpfermacht "aufleuchtet in ihrem Herzen zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi" (2. Korinther 4,6). Ich bete, dass Gott "das steinerne Herz aus ihrem Fleisch wegnimmt und ihnen ein fleischernes Herz gibt" (Hesekiel 36,26). Ich bete, dass sie wiedergeboren werden "nicht aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Menschen, sondern aus Gott" (Johannes 1,13). Und bei all meinem Gebet versuche ich "milde zu sein, lehrfähig, duldsam ... ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit" (2. Timotheus 2,24-26).

Kurz gesagt, bitte ich Gott nicht, nur geduldig abzuwarten, ob mein Bekannter sich nicht doch noch für ein anderes Leben entscheidet. Ich empfehle Gott nicht, ihn in Ruhe zu lassen, damit nicht etwa seine Erkenntnis unwiderstehlich wird und er den freien Willen meines Bekannten verletzt. Nein! Ich bete, dass er meinen ungläubigen Bekannten mit seiner Erkenntnis überwältigt, dass er den versklavten Willen befreit, dass er den Toten lebendig macht und dass er sich durch keinen Widerstand davon abhalten lässt, damit mein Bekannter nicht verloren geht.

2. Wenn nun jemand sagt: "O.k., angenommen, die Bekehrung eines Menschen hängt letztendlich wirklich von Gott ab, verstehe ich immer noch nicht, welchen Sinn Gebet macht. Wenn Gott vor Grundlegung der Welt erwählt hat, wer gläubig wird, welche Aufgabe erfüllt dann unser Gebet?" Darauf antworte ich, dass es eine ganz ähnliche Aufgabe erfüllt wie die Evangeliumsverkündigung: Wie sollen die Verlorenen an den glauben, von dem sie nicht gehört haben, und wie sollen sie hören ohne einen Prediger, und wie sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind (Römer 10,14f.)? Der Glaube an Christus ist eine Gabe Gottes (Johannes 6,65; 2. Timotheus 2,25; Epheser 2,8), aber Gott hat verordnet, dass Menschen durch das Mittel der Evangeliumsverkündigung zum Glauben an Jesus Christus kommen. Es ist einfach naiv, wenn man sagt, dass die Erwählten sich sowieso bekehren würden, auch wenn niemand das Evangelium verkündet. Das ist deshalb naiv, weil es die Tatsache ignoriert, das die Verkündigung des Evangeliums genauso zuvorbestimmt ist wie der Glaube an das Evangelium: Paulus wurde zum Verkündigungsdienst ausgesondert, bevor er geboren wurde (Galater 1,15), gleiches gilt für Jeremia (Jeremia 1,5). Die Frage: "Würden die Erwählten gerettet, wenn wir nicht evangelisierten?", kommt deshalb der Frage gleich: "Würden die Erwählten gerettet, wenn es keine Erwählung gäbe?" Gott kennt die Seinen und er wird Boten erwecken, um sie zu gewinnen. Wenn sich jemand weigert, Bestandteil dieses Planes zu sein, weil ihm der Gedanke missfällt, da hineingenommen zu werden, bevor man geboren ist, dann werden weder Gott noch die Erwählen die Verlierer sein, sondern er. "Man wird gewiss in jedem Fall der Absicht Gottes dienen, wie immer man auch handelt, aber es ist ein Unterschied, ob man der Absicht Gottes dient wie Judas oder wie Johannes." (Problem of Pain Kapitel 7, Anthology, S. 910, vgl. S. 80)

Gebet gleicht der Evangeliumsverkündigung darin, dass es eine menschliche Handlung ist. Sie ist eine menschliche Handlung, die Gott verordnet und an der er Gefallen hat, weil sie die Abhängigkeit seiner Geschöpfe von ihm ausdrückt. Er hat verheißen, Gebet zu erhören, und seine Erhörung hängt in dem Maße von unserem Gebet ab, wie unser Gebet in Übereinstimmung mit seinem Willen steht. "Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten" (1. Johannes 5,14). Wenn wir nicht wissen, wie wir gemäß dem Willen Gottes beten sollen, diesen aber ernstlich wünschen, "verwendet sich der Geist Gottes für uns Gottes Willen gemäß" (Römer 8,27).

Anders gesagt: So wie Gott darauf achtet, dass sein Wort verkündet wird als Mittel zur Errettung der Erwählten, so achtet er auch darauf, dass all jene Gebete gebetet werden, deren Erhörung er verheißen hat. Ich denke, dass die Worte des Paulus in Römer 15,18 gleichermaßen für seine Verkündigung gelten wie auch für seinen Gebetsdienst: "Ich würde nicht wagen, etwas davon zu sagen, wenn nicht Christus es durch mich gewirkt hätte, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk." Sogar unsere Gebete sind eine Gabe von dem Einen, der "in uns schafft, was vor ihm wohlgefällig ist" (Hebräer 13,21). O wie dankbar sollen wir sein, dass er uns erwählt hat, an diesem hohen Dienst beteiligt zu sein! Wie eifrig sollten wir sein, viel Zeit im Gebet zu verbringen!


By John Piper. © Desiring God
© der dt. Übersetzung: Betanien Verlag, 2002

Mittwoch, 28. November 2007

Doch nicht ganz allmächtig?

Kürzlich empfahl mir ein befreundeter Pastor, den Film 'Bruce Allmighty' zu sehen. Dieser Film zeige gut, dass Gott alles könne - ausser: jemanden dazu bringen, Ihn zu lieben.
Diese Aussage war natürlich (mehr oder weniger bewusst) gegen die reformierte Lehre der 'unwiderstehbaren Gnade' gerichtet. Die Meinung - von der semipelagianischen Sicht geprägt - Gott könne zwar um den Menschen werben, aber dessen Liebe zu Ihm könne Er nicht wecken, das liege allein in der Entscheidung des Menschen.

Abgesehen davon, dass diese Sicht gleich mehreren biblischen Lehren gleichzeitig widerspricht (Allmacht Gottes: Gott wirkt alles, was Er will Jes 46,10, Eph 1,11; Erweckung allein durch Gottes Initiative: Hes 11,19; 36,26f, Jer 31; Erwählung ohne Vorbedingung: Deut 9,5; Tit 3,5; Eph 2, 2Tim 1,9, usw.) wirft sie konkret die Frage auf: Wenn nicht Gott die Liebe zu Ihm in einem Menschen hervorbringen kann, wer kann es dann?

Es gibt nicht viele Alternativen.
Es sollte wohl geglaubt werden, dass es der Mensch selber ist.
Damit er das aber tun kann, muss der Mensch gewissermassen in einer neutralen Position stehen.
Er muss - von Gott darum gebeten, Ihn doch zu lieben - in der Lage sein, auf diese Bitte in freier Wahl zu antworten. Er muss diese Liebe also bereits in sich haben, die er dann auf Gott ausrichten kann.

Das bedeutet, dass trotz Sündenfall und vererbter Sündhaftigkeit ein bestimmter Teil des Menschen unversehrt geblieben sein müsste.
Der Apostel Paulus hätte nicht Recht, wenn er sagt, dass in ihm nichts Gutes wohnt. Es gäbe mindestens doch etwas Gutes, nämlich die Liebe. Die ist irgendwie intakt geblieben. Wow!
Paulus hätte an dieser und an vielen anderen Stellen nur seine Demut mit einer Hyperbel zum Ausdruck gebracht. Er hätte es nicht wirklich so gemeint, wie er es gesagt hat.

Ich könnte lange so weiterfahren. An der Ablehnung der Lehren der Gnade hängt ein fast endloser Rattenschwanz an Verleugnungen und Abschwächungen biblischer Aussagen, so dass wir uns am Ende fragen müssen, ob wir überhaupt ernsthafte Bibelleser sein und gleichzeitig das reformatorische Verständnis des Heils ablehnen können.
Ich denke, wie können es nicht.
Für C. Van Til war es klar, dass 'Verteidigung des Christlichen Glaubens' die Verteidigung des reformierten Glaubens bedeutet. Dazu kann ich nur 'Amen' sagen.

R.C. Sproul brachte es noch etwas stärker auf den Punkt, als er kürzlich eine Gruppe von ca. 100 Zuhörern (Studenten und Gäste) befragte, ob sie glauben, dass Gott alles, was in der Welt passiert, vorher angeordnet hat (Zitat aus dem Westminster Bekenntnis). 70 antworteten mit Ja, 30 mit Nein.
Anschliessend fragte R.C., wie viele unter ihnen Atheisten seien. Keiner meldete sich. Daraufhin meinte er, das sei aber sehr erstaunlich, dass unter denen, die nicht an Gottes Vorsehung glaubten, keiner sich als Atheist bezeichnet.

Ich kann mir die langen Gesichter vorstellen. Aber ich gebe ihm Recht. Niemand, der behauptet, dass er der Bibel glaubt bezüglich ihrer Offenbarung Gottes, kann die Lehren der Allmacht Gottes und die Lehren, die mit Seinem erwählenden Handeln zusammenhängen, einfach verleugnen.

Mittwoch, 14. November 2007

Buchempfehlung

Ich habe soeben ein Buch fertig gelesen, das ich unbedingt weiterempfehlen möchte.
Jay Adams, der vor Allem durch sein umfassendes Werk in praktischer Theologie (Gemeindearbeit, Seelsorge) bekannt ist - er hat zur Zeit über 70 Bücher in Print - hat auch immer wieder mal zu Themen in anderen Bereichen Stellung genommen.
1966 schrieb er 'The Time is at Hand'. 2000 wurde es bei 'Timeless Texts' neu aufgelegt.
In diesem Buch vertritt Adams nebeneinander zwei eschatologische Positionen, die eigentlich eher selten in dieser Kombination vorkommen, die sich aber in seinem Erklärungsmodell bestens vereinen lassen.
Es sind dies der Amillenialismus (wobei Adams diesen Ausdruck ablehnt, er hat den Begriff des realisierten Millenniums geprägt) und die präteristische Sicht bezüglich der Auslegung der Offenbarung.
Adams versucht zu belegen, dass die Offenbarung hauptsächlich von dem Gericht über Jerusalem und die jüdischen Führer und über das Römische Imperium spricht.
Seine Argumentation kommt ohne viel Polemik aus und wo Adams unsicher ist, schreibt er das offen.
Seine Sicht der gegenwärtigen Reiches Gottes und die Argumente, mit denen er den Prämillenialismus ad absurdum führt, sind ziemlich überzeugend. Es bleiben viele Detailfragen offen. Dennoch ist es bemerkenswert, wie viel Material Adams in dem geringen Buch behandelt. Obwohl ich schon eine ganze Reihe eschatologischer Bücher gelesen habe, hat Adams einige Fragen aufgeworfen, die ich so bisher nicht antraf, und einige andere beantwortet, die mir bisher offen geblieben sind.
Wer sich für Eschatologie interessiert, sollte an diesem Buch nicht vorbeigehen.

Und hier als Bonus-Track für näher Interessierte:
Ein Interview mit Jay Adams zum Thema

Mittwoch, 7. November 2007

Eschatologie ist wichtig!

Immer wieder, wenn ich im Gespräch auf Fragen der Eschatologie komme, höre ich von jemandem (meistesns von jemandem, der mit mir nicht einverstanden ist) die Aussage: "Diese Dinge sind ja nicht so wichtig, streiten wir nicht darüber."

Ich bin anderer Meinung. Eschatologie ist wichtig.
Wenn wir uns nicht bemühen, die Fragen der letzten Dinge, der Endzeit, der Zukunft der Gemeinde, usw. gründlich anhand der Bibel zu beantworten, dann wird der Grossteil der Gemeinde Jesu weiterhin von ein paar selbsternannten Endzeit-, resp. Nahost-Spezialisten an der Nase herum geführt werden und dann mantra-artig die eisegetischen Produkte des Dispensationalismus nachplappern.

Mit den Fragen der Auslegung der biblischen Prophetie hängt unsere Methode der Schriftauslegung direkt zusammen.
daran, wie jemand prophetische Texte auslegt, erkennen wir, wie er überhaupt die Bibel versteht und auslegt. Das Verständnis der Eschatologie lässt oft ein bedenkliches Verständnis von biblischen Texten überhaupt erkennen.

Mit der Eschatologie hängt auch unsere Sicht des Reiches Gottes zusammen.
Unser Verständnis von dem Begriff 'Israel' lässt auf unser Verständnis der Gemeinde schliessen.
Ist es nicht wichtig, wie wir die Gemeinde sehen?
Wenn z.B. wir bestimmte Texte als 'nur an Israel' (als die ethnische Einheit) geschrieben verstehen, können wir grosse Teile der Bibel überhaupt nicht für uns nehmen.

Wenn ich manche Dispensationalisten beobachte, wie sie mit prophetischen Texten umgehen, dann wird mir immer wieder bewusst, dass sie zum Teil völlig gegensätzliche Kriterien der Auslegung an ein und demselben biblischen Buch anwenden.
Ist das nicht wichtig?
Was hat das für Konsequenzen für unser Glaubensleben, wenn wir - je nach dem, wie es in unser System passt - die einen Aussagen eines Buches bildhaft und andere strikt wörtlich nehmen?

Ich denke, dass wir die Zeit und den Aufwand nicht scheuen sollten, uns gründlich mit den Fragen der Eschatologie auseinander zu setzen. Eben deshalb, weil es ein gutes Übungsfeld für die Hermeneutik ist.
Und auch deshalb, weil wir es nicht den Scharlatanen überlassen dürfen, unsere Gemeinden auf einem relativ grossen Gebiet der Lehre zu prägen!

Freitag, 2. November 2007

Gedanken zur Reformation















In diesen Tagen um den Reformationstag taucht oft die Frage auf, was wir denn heute noch der Reformation gedenken sollen, oder warum die Reformation heute wichtig ist.
Ich möchte nicht mehr dazu sagen, als dass ich denke, dass niemand, der Jesus Christus liebt und der die Wahrheit liebt, sagen kann, dass er nicht auch die Reformation liebt.
Denn in diesem grössten der historischen Ereignisse wurde Jesus Christus wieder annähernd die Ehre gegeben, die Er verdient, wurde der Wahrheit der Bibel wieder der Platz gegeben, den sie haben sollte.

Was mich an der Reformation sonst noch begeistert, ist die Stellng und Haltung der Männer, die in dieses Ereignis involviert waren.
Luther, Calvin, Zwingli, Tyndale, Knox und ihre Mitstreiter waren Männer, die bereit waren, nicht nur ihre gute Stellung, ihren Komfort, ihren Besitz, usw., sondern ihr ganzes Leben in den Dienst der Wahrheit zu stellen und es wenn nötig zu verlieren.

In diesen Tagen hiess 'zu seiner Überzeugung stehen' mehr, als wenn wir heute im wohlständigen Westen bestimmte Wahrheiten der Bibel festhalten und dafür nicht das ganze Einverständnis der übrigen Christenheit erhalten.
Wenn Luther schrieb: "Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr’, Kind und Weib: Lass fahren dahin...", dann meinte er das wörtlich.

Wenn wir heute das Lied im 'Reformationsgottesdienst' und vielleicht ein weiteres mal im Jahr singen, dann merken wir vielleicht oft nicht einmal, was wir da gerade gesagt haben.

Natürlich meine ich nicht, dass wir heute die Verfolgung suchen sollen, die die Reformatoren erlebt haben.
Was uns aber sicher gut tun wird, ist wenn wir (nicht nur um den Reformationstag) die Geschichten dieser Männer studieren. Wenn wir uns bewusst machen, wie sie gedacht haben, wie und was sie gelehrt haben.
Indem wir neben ihren Leben ihre Werke studieren, werden wir lernen, was es heisst, um die rechte Erkenntnis und die rechte Anbetung Gottes zu ringen.
Wir werden lernen, was es heisst, Erkenntnis Gottes, Christi, des Menschen, der Gemeinde, usw. unabhängig vom Einfluss der Kultur allein in der Schrift zu suchen.

Das würde unserem Christentum, unserem Glaubensleben, unserem Gemeindeleben eine gesunde Erneuerung bescheren. Es würde unserer anthropozentrischen "Spiritualität" einen Stoss versetzen und unsere Liebe zu unserem Herrn und Retter Jesus Christus neu erwecken und stärken.
Damit meine ich nicht das feminisierte, romantische Gesülze, das man heute Liebe zu Jesus nennt und es gegen die Treue zur Biblischen Wahrheit stellt.

(War ich jetzt wieder unfair?)