Ich finde diese Darstellung sehr ausgewogen und gut begründet und möchte sie deshalb hier zitieren:
Gott im Mittelpunkt
In unseren Gottesdiensten soll sich alles um Gott drehen. Im Mittelpunkt steht Gott und nicht unsere Freude, unsere Not, unsere Gefühle, unsere Bedürfnisse oder unser Geschmack. Diese Dinge haben selbstverständlich auch ihren Platz. Doch am Sonntag kommen wir in erster Linie zusammen, um Gott gemeinsam anzubeten, ihn zu feiern, auf ihn zu hören, seinen Charakter und sein Erlösungswerk zu bestaunen. Gott ist der „Hauptdarsteller“, um den sich alles dreht.
Mit Gott im Gespräch
Es ist unerlässlich und zugleich hilfreich, den Gottesdienst als Zwiegespräch zwischen Gott und seinem Volk zu begreifen. Gott ruft uns zusammen und spricht zu uns durch sein Wort in der Schriftlesung, durch Wortbeiträge, durch Zeugnisse, durch die Predigt und nicht zuletzt durch Taufe und Abendmahl in unsere jeweiligen Lebenssituationen hinein. Wir antworten auf sein Reden in unseren Liedern und Gebeten.
Vom Bund geprägt
Gott hat seine Treue und seine Liebe zu uns durch einen Bund bewiesen. Wie der Ehebund ein ewiger Bund ist, so ist auch Gottes Bund ewig. Doch wie sich Mann und Frau innerhalb des an sich intakten Ehebundes voneinander distanzieren können, so steht auch Gottes Bundesvolk in der Gefahr, sich von seinem Gott zu distanzieren. Der Gottesdienst ist deshalb die Zeit der Bundeserneuerung: Gott bekundet erneut seine Herrschaft über und seine Liebe zu uns; wir, sein Volk, geniessen die Zeit mit ihm und lassen die Liebe zu Gott neu entfachen. Diese Bundeserneuerung wirkt sich unter anderem auch in der wöchentlichen Feier des Abendmahls aus.
Evangelisch und reformiert
Der reformierte Heidelberger Katechismus und die vier „Solas“ der Reformation bilden die inhaltliche Richtlinie und die Grundlage unsere Gottesdienste: Wir werden von Gott allein aus Gnade vor seinem göttlichen Gericht frei gesprochen (Sola Gratia) . Allein das Erlösungswerk von Jesus Christus ist die Grundlage unserer Rettung aus der ewigen Verdammnis (Solus Christus). Allein der Glaube an Jesus Christus rettet uns davor (Sola Fide). Diese Wahrheit lernen wir allein im unfehlbaren und irrtumslosen Wort Gottes, der Bibel, kennen (Sola Scriptura). Darum sind unsere Gottesdienste geprägt von der Verkündigung des Gesetzes und der Gnade Gottes in Jesus Christus.
Ehrfürchtig und formell
Gott ist der Heilige Israels, der Herr der Heerscharen, der dreieinige Gott, der allmächtige, souveräne König, der allen Menschen seine erstaunliche Gnade anbietet und diejenigen begnadigt, die sich ihm mit ihrem ganzen Leben zuwenden. Er wirbt mit seiner unbegreiflichen Liebe um uns Sünder, die wir alle seinen gerechten Zorn verdient hätten. Einst wird er wiederkommen, um alle Menschen zum grossen Gericht zu versammeln. Wir glauben, dass eine solche Sicht von Gott am besten durch einen Gottesdienst unterstützt wird, der geprägt ist von Natürlichkeit, Schlichtheit, sichtbarer Freude und Fröhlichkeit, Ernsthaftigkeit, tiefer Dankbarkeit, aufrichtiger Anteilnahme und durchdachter Ordnung.
Gemeinschaftlich und beteiligend
Wir verstehen den Gottesdienst als Anlass, an dem sich die Gemeinde aktiv beteiligt. Im Rahmen unseres Gottesdienstes gibt es Raum für persönliche Wortbeiträge, Zeugnisse, Schriftworte, usw. Die Lieder und die Gebete bringen wir gemeinsam - als Bundesvolk - und mit innerer Beteiligung zum Ausdruck. Aus diesem Grund verwenden wir auch Bekenntnisse und Psalmen, die wir gemeinsam sprechen. Wir freuen uns an der geschwisterlichen Gemeinschaft aller Generationen, drücken diese Einheit durch die wöchentliche Abendmahlsfeier aus, stärken und ermutigen einander beim gemütlichen Zusammensein nach dem Gottesdienst und geniessen die regelmässigen gemeinsamen Mittagessen.
„Besucherfreundlich“
Dem Apostel Paulus war es nicht unwichtig, welchen Eindruck die Gottesdienste der ersten Christen bei den Heiden hinterliessen (1.Kor 14,23ff). Darum bemühen auch wir uns, verständlich zu reden, nachvollziehbar zu handeln und uns so zu benehmen, dass wir Nichtchristen nicht vor den Kopf stossen. Doch nach unserem biblischen Verständnis ist der Gottesdienst eine von Gott einberufene Versammlung seines Bundesvolkes. Die Frage, „für wen ist der Gottesdienst?“ beantworten wir darum so: „Für Gottes Volk“. Dieses Verständnis prägt die Inhalte und in gewisser Weise auch die Form unserer Gottesdienste. Weil Gott gegenwärtig ist, sein Charakter im Zentrum steht, er in unser Leben redet und auch sein Bundesvolk jede Woche das Evangelium nötig hat, ermutigen wir einander, Nichtchristen in unsere Gottesdienste einzuladen. Regelmässige evangelistische Predigten gehören deshalb zu unserem Sonntagsgottesdienst.
„Modern“ und „altmodisch“
Wir sind immer Kinder unserer Zeit. Weil sich unsere Gottesdienste aber um Gott drehen, sind wir nicht peinlich darum bemüht, uns möglichst nach dem Geschmack einer bestimmten Zielgruppe zu richten. Wir ermutigen die Jugendlichen nicht weniger als die Erwachsenen, sich in der Gemeinde und im Gottesdienst entsprechend ihrer Gaben einzusetzen. Wir verschliessen uns auch nicht grundsätzlich gegen Neues. Darum sind wir manchmal „modern“ und manchmal „altmodisch“. Unsere erste Frage ist jedoch stets, macht diese Form, dieses Lied, eine wahre und verständliche Aussage über Gott und seine Beziehung zu uns? Darum wird die Kanzel nicht durch einen Bistrotisch ersetzt und darum steht neben dem Klavier auch ein Schlagzeug.
2 Kommentare:
hallo kurt,
könntest du noch die quelle des zitats angeben?
das zitat bekennt sich zu einer gottesdienstform die "Evangelisch und reformiert" ist. unter diesem punkt wird dann allerdings nur dargestellt, wie sich dies lehrmäßig äußert.
inwiefern hältst du es für sinnvoll dem "regulativen prinzip" zu folgen, das historisch gesehen den ausgangspunkt der reformierten gottesdienstgestaltung bildet?
Ja, natürlich! Die Quelle ist: http://www.chrischona-thalwil.ch/gottesdienst.php
Das 'Regulative Prinzip', das besagt, dass nichts Bestandteil des Gottesdienstes sein darf, das nicht mit Gottes Wort im Einklang steht und das nicht durch das Wort Gottes angeordnet ist, halte ich für äusserst sinnvoll und ich folge ihm.
Allerdings wird dieses Prinzip sehr verschieden eng oder weit ausgelegt, was dann wieder zu weiteren Diskussionen Anlass gibt (z.B. berufem sich manche auf das Regulative Prinzip, wenn sie sagen, dass im Gottesdienst nur Psalmen gesungen werden dürften - das lässt sich meines Erachtens durch die Schrift nicht begründen).
Vielleicht könnte man hier eine Dikussion darüber einschalten, wie das RP verstanden und angewandt werden soll...
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