Freitag, 3. April 2009

Atheisten als neutrale Wissenschaftler?

In seinem Artikel der aktuellen Ausgabe der Weltwoche fliegt der Atheist Beda Stadler unter dem Thema Universitäre Theologie, wozu? einen etwas kümmerlichen Angriff gegen den christlichen Glauben.
Ich habe ein einem Leserbrief folgende Antwort darauf geschrieben:

"Ich bin mit Beda Stadler einverstanden: eine theologische Fakultät an einer staatlichen Universität muss nicht sein. Die theologische Ausbildung ist Sache und Aufgabe der Kirche(n). Auch ist es nicht recht, wenn Leute Kirchensteuern zahlen müssen, die mit der Kirche gar nichts zu tun haben wollen. Und dass öffentliche Gelder für die Arbeit und Anliegen der Kirche verwendet werden, ist auch hinterfragbar. Ebenso hat Stadler recht, wenn er feststellt (meint er das so?), dass die Theologie nicht eine Wissenschaft in dem Sinn ist, dass sie eine offene Forschung betreibt, wo bisher Unerkanntes ans Licht kommt, das die Forschenden in eine neue Richtung führt. Die christliche Theologie geht von einer abgeschlossenen Gottesoffenbarung aus, die in einem Buch, der Bibel, festgeschrieben ist und nicht mehr hinterfragt werden soll und muss.
Dennoch habe ich ein paar Anfragen an seine Ausführungen. Der Glaube ist Privatsache? Warum veröffentlicht Herr Stadler denn in solch selbstsicherer Manier in einem vielgelesenen Blatt seinen Glauben und erwartet von den Lesern offenbar, dass sie konvertieren? Ich nehme an, weil er – wie so viele atheistische "Wissen"-Schaftler – glaubt, dass seine persönliche Präsupposition nicht Glaube, sondern Faktum ist, und das einfach deshalb, weil er eben Naturwissenschaftler ist. Er nennt den grössten Makel der Theologie die fehlende Forschungsfreiheit, die durch den Chef aus Rom unterdrückt wird. Nun, den Chef aus Rom anerkennt die reformierte Theologie ohnehin nicht und die fehlende Forschungsfreiheit aufgrund von zwingenden Autoritäten kennen säkulare Naturwissenschaftler ebenso gut. Ist es nicht so, dass namhafte Naturwissenschaftler mitunter zugeben (z.B. sogar in einem Weltwoche-Artikel), dass die Evolutions-Hypothese aufgrund von vielen archäologischen Funden in den letzten Jahren ernsthaft hinterfragt werden muss, dass jedoch viel zu viele finanzielle Zuschüsse daran hängen, dass diese Theorie weiterhin angenommen und gelehrt wird?
Stadler erwähnt dann auch G.S. Paul, der aufgezeigt haben soll, dass abnormes soziales Verhalten wie Mord, Totschlag u. a. in religiösen Gesellschaften viel häufiger vorkommt als in säkularisierten. Ah, ja? Das scheint mir jetzt aber ebenso ein Glaubenssatz, den Stadler, Paul, und andere völlig ungeprüft übernehmen. Wenn ich nur ein wenig unvoreingenommen in die Geschichte zurück schaue; kommt mir da nicht ein ganz anderes Bild entgegen? Ist es nicht gerade umgekehrt, dass die grauenhaftesten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte in und von Staaten und Regierungen begangen wurden, die bewusst atheistisch waren und ihre Philosophie auf einem evolutionären Weltbild aufbauten?
Stadler folgt in seinen Ausführungen einem typischen Muster: Er stellt die Sache so dar, als ob der christliche Glaube einem voreingenommenen Denkmuster entspräche, wogegen die säkularen Wissenschaften und Philosophien auf einem neutralen Boden stehen würden. Das ist ganz sicher nicht der Fall. Jeder Mensch und jedes philosophische System hat seine Präsuppositionen, also nicht hinterfragbaren Positionen. Beim christlichen Glauben ist es einfach so, dass da die Positionen im Bekenntnis ausgedrückt werden und darüber Rechenschaft abgegeben wird, woher der Massstab stammt, den man an die Weltbilder und die Ethik ansetzt. Wenn der Atheist behauptet, dass er keine Präsuppositionen hat, dann lügt er. Ein gutes Beispiel für so eine unredliche Epistemologie sind die Ausführungen von Richard Dawkins in 'The God Delusion'. Dort ereifert er sich darüber, was der Gott des Alten Testaments für ein grausamer und blutrünstiger sei. Die ethischen Massstäbe, mit denen er diesen Gott beurteilt, stammen aus der christlichen Bibel."

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