Mittwoch, 16. Dezember 2009

Debatte zum Dienst der Frau in der Gemeinde XI

Antwort #5 von Kurt Vetterli

In deinem zweiten Abschnitt willst du daran festhalten, dass Adam, entgegen der Aussage von Paulus in 1Tim 2:14, beim Sündenfall doch verführt (andere Üs. 'betrogen') wurde. Du nimmst dann andere, allgemeine Aussagen über die Verführung zur Sünde und wendest diese auf Adam an (von dem Paulus sagt, dass er beim Sündenfall nicht betrogen wurde).
Du begründest diesen hermeneutischen Spagat mit der Behauptung, dass Paulus ja des Öfteren alttestamentliche Aussagen substantiell (!!) verändert, um einen Punkt zu machen. Ich bitte dich, Christian! Meinst du das ernst? Das ist kaum zu glauben! Wenn die AT-Stellen, die Paulus zitiert und auslegt, für uns bei ihm anders klingen als wir sie im AT verstehen, liegt das Problem beim Bibelleser, nicht beim Apostel, der unter Göttlicher Führung das AT auslegt!
Es ist gar nicht so schwierig, wie es vielleicht erst aussehen mag. Wenn Paulus sagt, dass Adam nicht betrogen wurde, sondern Eva, dann meint er ja nicht, dass Adam nicht sündigte, sondern dass die Sünde auf anderem Weg zu ihm kam, als durch den Betrug der Sünde, der direkt auf ihn zielte. Sondern der Satan verführte die Frau zur Sünde und Adam folgte ihr nach (ordnete sich ihr unter in diesem Punkt). Adam sündigte nicht, weil er (durch den Satan, die Sünde) reingelegt wurde, sondern er sündigte vielleicht mit einem willentlichen Entscheid, weil er sich zur Frau stellen wollte.

Wenn im Bericht über Mose und die Decke über seinem Gesicht im AT nichts darüber steht, warum Mose das tat und Paulus in seinem Brief an die Korinther den Grund nennt, ist das auch nicht so schwierig zu verstehen, dass er diese Information von Gott bekam. Er hat nicht den Sinn der ursprünglichen Aussage im AT verändert!

In 2.Kor 8 ordnet Paulus ganz einfach an, dass die Korinther den Ausgleich nach dem Vorbild Gottes im AT schaffen sollen. Der Apostel nennt oft Dinge aus dem AT, die dort als Vorbild, typologisch als Schatten, stehen und erklärt, warum Gott diese Dinge so genannt hat. Dies geschieht zum Beispiel so bei dem Beispiel des Ochsen, dem nicht das Maul verbunden werden solle.
Auch die Sache mit den Bergen in Gal 4 muss man typologisch verstehen.
Alle die Beispiele, die Du bringst, um Deine (äxgüsi, schräge) Hermeneutik zu rechtfertigen, haben nichts damit zu tun, dass Paulus uminterpretiert, sondern dass er den von Gott beabsichtigten Sinn darlegt. Das sollte eigentlich nicht so schwierig zu sehen sein. Es stimmt auf jeden Fall nicht, dass der Apostel seine Bibel anders deutet, als sie früher verstanden werden musste, nur um sie der aktuellen Kultur anzupassen. Sorry, aber wer so argumentiert, tut der Heiligen Schrift Gewalt an und biegt sie, um sie für die eigenen Ideen nutzbar zu machen. Das tust Du hier meiner Ansicht nach fleissig und unterstellst dem Apostel dasselbe.

Weiter: Ich bin mit dir einig, dass beide, Mann und Frau, Gottes Ebenbild sind. Auch dass die Frau nicht irgendwie minderwertig ist. Das sagt meines Wissens niemand, der Frauen nicht für geistliche Leitungsämter zulassen will. Das ist jeweils nur eine Unterstellung der Feministen (womit ich nicht gesagt habe, dass du mir das unterstellst).
Aber Gleichwertigkeit (die auch in der Schöpfung begründet ist) bedeutet nicht absolute Gleichheit oder hierarchische Gleichstellung! Sicher: Gen 2 zeigt nicht direkt eine hierarchische Ordnung. Aber darum muss man eben den Zusammenhang beachten! Nach dem Sündenfall werden die beiden, Mann und Frau - neben der Bekanntmachung der Folgen des Falls - wieder auf die ursprüngliche Ordnung verwiesen.
Die Folge der Sünde wird sein, dass die Frau die Führung über den Mann begehrt (das ist die Bedeutung von "nach dir wird ihr Verlangen sein" - vgl. dazu Gen 4:7, wo genau der gleiche Wortlaut gebraucht wird, diesmal für die Sünde, die nach Kain verlangt). Es soll aber umgekehrt sein, der Mann soll 'über die Frau herrschen. Natürlich ist nicht ein tyrannisches Herrschen, sondern eine liebevolle Führung gemeint.

Der Begriff "Hilfe" ist sicher auch nicht so gemeint, dass die Frau dadurch als minderwertig verstanden werden soll, oder dass die Hilfe eine Art Sklavendienst ist. Ganz klar, es geht um Ergänzung. Aber Ergänzung bringt als logische Folge eine Rollenverteilung mit sich. Die Frau tut Dinge besser als der Mann, oder sie kann Dinge, die der Mann nicht kann und umgekehrt. Jeder ist auf eine bestimmte Weise geschaffen. Das bestätigt eigentlich auch mehr die Rollenverteilung als gültig für alle Menschen zu allen Zeiten. Männer sollen geistliche Leitung(sverantwortung) innehaben, weil sie ihrer Geschöpflichkeit entspricht. Frauen sind nicht dafür geschaffen worden, sie sollen den Männern dabei helfen, diese Verantwortung gut wahrzunehmen.

Wenn du ins Neue Testament schaust, siehst du das überall bestätigt, wo über das Verhältnis der Ehepartner etwas steht. Epheser 5, Kolosser 3, 1.Petrus 3, usw...
Wenn du jedesmal diese Stellen als nur für den momentanen Kontext gültig hineinstellst, dann betreibst du eine so willkürliche Hermeneutik, mit der du die Schrift biegen und für die Rechtfertigung aller möglichen Absurditäten gebrauchen kannst. Zum Beispiel kannst du dann auch die Aussagen der Schrift zur Homosexualität ganz einfach so verstehen, dass sie nur die Homosexualität in Korinth und bei den Römern verurteilt, weil sie dort ein besonderes Problem war und nicht im Kontext der treuen Liebe der Partner gelebt wurde. Dies wird heute tatsächlich so gemacht in den Kirchen, die schon vor zehn Jahren oder früher das Pfarramt für Frauen mit der gleichen Hermeneutik rechtfertigten.

Ich möchte dich wirklich herausfordern, deine Hermeneutik noch einmal daraufhin zu prüfen, ob du dich nicht tatsächlich von dem Wunsch leiten lässt, die dir liebgewordene Idee von der Zulassung der Frauen für geistliche Leitungs-Ämter festhalten zu können. Ich sehe nicht, wie man auf die Auslegungen, wie du sie präsentiert hast, kommen kann, wenn man vom einfachen Sinn der Abschnitte ausgeht. Mir scheint, dass du die Stellen verfremdest, um das liberal-feministische Verständnis der pastoralen Anweisungen in 1.Tim und Tit zu stützen.

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1 Kommentar:

wow gold hat gesagt…

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