Freitag, 18. Dezember 2009

Debatte zum Dienst der Frau in der Gemeinde XII

Abschluss-Statement von Christian Haslebacher


Du hast mich nach meinem letzten Statement gebeten, zu meinem Abschlussstatement zu kommen. Du wirfst mir in deiner Antwort #5 eine schräge Hermeneutik vor, die der Heiligen Schrift Gewalt antue und sie umbiege, um die Heilige Schrift für die eigenen Ideen nutzbar zu machen. Richtig an dieser Aussage ist, dass sich die sogenannte Frauenfrage auf dem Gebiet der Hermeneutik entscheidet. Der Umgang des Paulus mit der Heiligen Schrift ist dabei ein sehr entscheidender Punkt. Mein Fehler in meiner Antwort #5 war wahrscheinlich, dass ich nur auf Stellen hingewiesen habe, in denen Paulus meiner Ansicht nach relativ „frei“ umgeht mit dem Alten Testament. Das hat wahrscheinlich ein einseitiges Bild meines Verständnisses abgegeben. Ich habe in diesem Zusammenhang zweimal davon gesprochen, dass Paulus den Sinn des AT-Textes „verändert“ habe. Ich hätte wohl korrekter „ergänzt“ sagen sollen. Nichts desto trotz glaube ich aber, dass der Umgang des Paulus mit historischen Ereignissen im Alten Testament etwas komplexer ist, als dass er einfach immer den von Gott universell beabsichtigten Sinn darlegt. Dies zeigen auch die sogenannten Reflexionszitate aus dem Matthäusevangelium. Hier würde ich dir empfehlen, dich nochmals sachlich in diese Thematik Umgang mit dem AT im NT zu vertiefen.

Ich möchte klarstellen, dass ich in meinen Ausführungen keinerlei Aussagen zur Homosexualität gemacht habe und dass ich diese Thematik auch nicht so sehe, wie du dies vielleicht befürchtest. Ich bin der Überzeugung, dass man eine liberale Sicht in der Homosexualität nicht mit „meiner“ Hermeneutik rechtfertigen kann. Wenn du das glaubst, hast du „meine“ Hermeneutik nicht wirklich verstanden.

Kurz einige Bemerkungen zur sogenannten Metaebene: Ich habe dir in der Debatte nie vorgeworfen, du seist der Heiligen Schrift ungehorsam, du wolltest mit deiner Auslegung lediglich deine eigene Praxis rechtfertigen und würdest die Aussagen der Heiligen Schrift umbiegen, um sie für deine Überzeugungen nutzbar zu machen. Du dagegen hast mir diese Dinge wiederholt implizit und explizit vorgeworfen und mich schon vor der Debatte als evangelikalen Feministen betitelt, der die Bibel voreingenommen feministisch lese. Somit hast du mich von Anfang an in einer Schublade verstaut und wirst jetzt wahrscheinlich deine Erwartung (oder dein Vorurteil) bestätigt sehen und argumentieren, die Debatte habe ja bestätigt, dass ich in diese Schublade gehöre. Die Frage ist einfach, ob du unter diesen Voraussetzungen überhaupt die innere Bereitschaft gehabt hättest, etwas Substantielles zu lernen. Zu einer lernenden Haltung gehören ja bekanntlich Stille und zeitweise Unterordnung sowie die Frage: „Was spricht dafür, dass der Andere recht hat und ich falsch liege?“. Im Übrigen hätte ich dir die oben genannten Dinge auch vorwerfen können, was ich aber bewusst nicht wollte, weil ich sie erstens weder sachlich noch förderlich finde und zweitens von dir lernen wollte.

Falls es dich interessiert: Meine Frau ist keine Feministin, sie predigt nicht und sie ist nicht in der Gemeindeleitung. Churchill sagte einmal: „Some people change their principles to suit their party and some people change their party to suit their principles.“ In diesem Sinne ist mein arbeitgebender Gemeindeverband für mich in dieser Frage nicht entscheidend. Ich gehe davon aus, dass letzteres auch für dich gilt.

Auch wenn mich deine Argumentation in dieser Frage, die man ja schlussendlich nur mit ja oder nein beantworten kann, nicht umstimmen konnte, habe ich einiges von dir gelernt, wofür ich dir dankbar bin.

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