Beim Anhören einer Debatte zwischen einem calvinistischen Pastor und einem Zeugen Jehovas über die Gottheit Jesu und die Dreieinigkeit ist mir wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, biblische Wahrheit systematisch zu erfassen und (z.B. in einem Bekenntnis) zu dokumentieren.
Uns Calvinisten wird immer wieder vorgeworfen, wir würden der Bibel ein theologisches System überstülpen, resp. die biblischen Aussagen in ein theologisches Gerüst einzwängen.
Sie – unsere Kritiker – würden dagegen die Bibel einfach so nehmen, wie sie ist, resp. das was dasteht, so verstehen, wie es dasteht.
Dahinter steht die Prämisse, es brauche überhaupt keine systematische Theologie, die Bibel würde genügen, so wie sie ist.
So fromm das klingen mag, diese Grundhaltung ist sehr problematisch. Leute mit dieser Einstellung verfallen der eigenen Willkür und praktizieren meist eine völlig haltlose und am Ende eine unbiblische Art, die Bibel zu lesen und auszulegen.
Wenn sie mit ihrer Haltung konsistent sind, werden sie zu einem Thema mal diese Ansicht aus der Bibel ableiten, ein anderes Mal eine völlig andere.
Das Ziel reformierter Schriftausleger war es immer, die Schrift mit der Schrift auszulegen. Das ist der Grund, warum es biblische (systematische) Theologie gibt.
Es geht nicht darum, die Bibel in ein Gerüst zu zwängen, sondern die Aussagen der Bibel in Lehren zusammenzufassen, die der Bibel entsprechen.
Systematische Theologie sammelt z.B. alle Aussagen der Bibel über den Charakter Gottes, über das Wesen des Menschen vor und nach dem Sündenfall, über Christus, über den Weg des Heils, usw. und ordnet sie so, dass man spezifische Fragen an die Bibel klar beantworten kann.
Weil das getan wurde, muss heute nicht jeder einzelne Christ alle Fragen wieder neu beantworten. Schon dass er überhaupt Christ geworden ist, verdankt er klaren Aussagen über Gott, seine Beziehung zu Ihm, seine Erlösungsbedürftigkeit, usw.
Er wird besser im Glauben wachsen, weil es ein System gibt, durch das er in die Wahrheit der Bibel eingeführt werden kann.
Es versteht sich von selbst, dass ein 'theologisches System' kein unbewegliches, starres Korsett sein darf. Obwohl es Punkte gibt, hinter die wir nicht zurückgehen dürfen, an denen wir nicht rütteln lassen dürfen.
Z.B. dass wir allein aus Gnade, allein durch den Glauben, ohne Werde des Gesetzes gerechtfertigt werden, ist eine unumstössliche Tatsache, die wir starrsinnig festhalten dürfen.
Es gibt aber andere Punkte, die wir nicht in der gleichen Weise festhalten. Wir lesen die Bibel fortwährend und nehmen jede Aussage der Bibel ernst, die unserem 'System' zu widersprechen scheint. Wir lesen sie im Kontext ihres Abschnittes, des betreffenden Buches, der Heilsgeschichte und der ganzen Bibel und sehen dann, ob wir einen Punkt unserer bisherigen Theologie anders formulieren, resp. widerrufen müssen.
Solange aber keine biblische Aussage unsere Theologie in Frage stellt, halten wir fröhlich daran fest als an einer Zusammenfassung der biblischen Lehre, die uns in unserer Beziehung zu Gott hält und leitet.
Ich kann es nicht unterlassen, zum Abschluss noch darauf hinzuweisen, dass die reformierte/calvinistische Zusammenfassung der biblischen Lehre das theologische System ist, das sich über die Jahrhunderte darin bewährt hat, die Erkenntnis Gottes und seines Heils zu bewahren und sie am Wirksamsten gegen alle Irrlehren und Sekten zu verteidigen.
Freitag, 29. Juni 2007
Samstag, 16. Juni 2007
Ein Atheist im Gottesdienst
Matt Slick ist ein cleverer Bursche. Er unterhält ein apologetisches Radio-Programm. Die Sendungen beinhalten Gespräche und Debatten mit Atheisten, Mormonen, Zeugen Jehovas, aber auch Diskussionen und Frage-Runden mit Christen.
In einem Interview befragte er den Atheisten Hemant Mehta, der durch sein Buch "I sold my soul on e-bay" bekannt wurde, über seine Eindrücke, die er über Christen und Gemeinden gesammelt hat.
Hemant Mehta ist auch ein cleverer Bursche. Nicht so clever wie Matt Slick, sonst wäre er ja auch kein Atheist, sondern ein Calvinist wie Matt.
Er nennt sich "Friendly Atheist" (=freundlicher Gottloser), was meines Erachtens ein Oxymoron ist. Er widerspricht damit seiner eigenen Weltanschauung. Sobald er das erkennt, wird er kein Atheist mehr sein.
Dies weiter auszuführen und zu begründen, betrachte ich aber hier nicht als meine Aufgabe. Dafür gibt es andere Instanzen wie das Verax Institut oder eben Matt Slicks CARM, die ich beide wärmstens empfehle.
Worum es mir jetzt geht, sind einige Eindrücke, die Mehta in dem Interview wiedergibt. Er hat eine Reihe von Gottesdiensten christlicher Gemeinden besucht - kleine, konservativere, liberalere, grössere, Megachurches, usw. - um sich ein Bild zu machen von den Christen (er selbst hat keinerlei christlichen Hintergrund, sondern ist im Jainismus aufgewachsen und hat sich mit 14 Jahren davon gelöst und ein materialistisches Weltbild angenommen).
Einige der Dinge, die ihm aufgefallen sind bei diesen Besuchen, haben mir zu denken gegeben.
Z.B. hat es ihn verwirrt, dass viele der Christen während den Predigten oft so umherschauten oder auf die Uhr guckten oder sich sonst so verhielten, als ob sie gezwungen wären, da zu sein und zuzuhören. Dabei würde es doch in den Predigten darum gehen, weswegen sie hergekommen waren...
Weiter kam es ihm eigenartig vor, dass die Leute, die ja hier mit Gleichgesinnten zusammen seien, sozusagen als Einzelne und Familien in ihrer Gross-Familie, sich so plazierten, als wollten sie überhaupt nicht nahe zusammen sein, sondern eher Abstand voneinander haben.
Ein Weiteres, das er nannte, kann ich nur mit Vorsicht wiedergeben, weil ich dadurch sicher einem gewissen Klischee-Denken Vorschub leiste und ein Stück weit meine eigenen Vorurteile bestätige: Er war auch in Bill Hybels Willow Creek Community Church. Da seien ihm die Predigten so angenehm gewesen, es sei ihm richtig wohl gewesen (als Atheist).
Seine grundsätzliche Kritik an den christlichen Gottesdiensten und Predigten ist, dass die Leute nicht richtig denken würden. Dass sie sich nicht qualifiziert mit ihrem Glauben und den Gegenpositionen auseinandersetzen würden.
Es ginge in den Gottesdiensten und Predigten immer nur darum, dass es behaglich sei, dass es den Leuten wohl ist oder dass sie herausfänden, wie sie dieses oder jenes Problem lösen könnten.
Der Mann sagt, er hätte erwartet, dass mal jemand gegen seinen Atheismus predigen würde, dass ihm jemand sagen würde, warum seine Sicht falsch sei.
Das betrifft offenbar auch die Kommentare von Christen auf seiner Website oder per e-mail. Er bekomme gesagt: "Jesus liebt dich" oder "wir beten für dich". Aber niemand würde sich wirklich mit seiner Weltanschauung auseinandersetzen.
Das alles gibt mir ziemlich zu denken.
Da sitzt ein Atheist im Gottesdienst und es kommt ihm vor, als würden sich die Christen dort langweilen. Und als würden sie sich nicht besonders lieben. Und als würden sie nur um ihre Wellness besorgt sein.
UND: Er wird nicht durch das Evangelium herausgefordert! Obwohl der Mann ja eigentlich darauf wartet!
Das wirft Fragen auf, denen wir uns stellen müssen - auch wenn wir nicht auf Atheisten hören und nicht sie fragen sollen, wie wir unser Christenleben gestalten sollen.
Dennoch bleiben die folgenden Fragen stehen und sollten uns herausfordern:
- Haben wir selbst noch Hunger nach Gottes Wort?
- Warum besuchen wir sonst den Gottesdienst?
- Haben wir ein Klima der Liebe in unserer Gemeinde?
- Ist Christus das Zentrum unseres Gottesdienstes und ist das erkennbar?
- Können wir unseren Glauben einem Aussenstehenden verstehbar bezeugen?
- Sind wir in der Lage, unseren Glauben gegen falsche Weltanschauungen zu verteidigen? Oder verstecken wir uns nur in unserer "christlichen" Tradition?
In einem Interview befragte er den Atheisten Hemant Mehta, der durch sein Buch "I sold my soul on e-bay" bekannt wurde, über seine Eindrücke, die er über Christen und Gemeinden gesammelt hat.
Hemant Mehta ist auch ein cleverer Bursche. Nicht so clever wie Matt Slick, sonst wäre er ja auch kein Atheist, sondern ein Calvinist wie Matt.
Er nennt sich "Friendly Atheist" (=freundlicher Gottloser), was meines Erachtens ein Oxymoron ist. Er widerspricht damit seiner eigenen Weltanschauung. Sobald er das erkennt, wird er kein Atheist mehr sein.
Dies weiter auszuführen und zu begründen, betrachte ich aber hier nicht als meine Aufgabe. Dafür gibt es andere Instanzen wie das Verax Institut oder eben Matt Slicks CARM, die ich beide wärmstens empfehle.
Worum es mir jetzt geht, sind einige Eindrücke, die Mehta in dem Interview wiedergibt. Er hat eine Reihe von Gottesdiensten christlicher Gemeinden besucht - kleine, konservativere, liberalere, grössere, Megachurches, usw. - um sich ein Bild zu machen von den Christen (er selbst hat keinerlei christlichen Hintergrund, sondern ist im Jainismus aufgewachsen und hat sich mit 14 Jahren davon gelöst und ein materialistisches Weltbild angenommen).
Einige der Dinge, die ihm aufgefallen sind bei diesen Besuchen, haben mir zu denken gegeben.
Z.B. hat es ihn verwirrt, dass viele der Christen während den Predigten oft so umherschauten oder auf die Uhr guckten oder sich sonst so verhielten, als ob sie gezwungen wären, da zu sein und zuzuhören. Dabei würde es doch in den Predigten darum gehen, weswegen sie hergekommen waren...
Weiter kam es ihm eigenartig vor, dass die Leute, die ja hier mit Gleichgesinnten zusammen seien, sozusagen als Einzelne und Familien in ihrer Gross-Familie, sich so plazierten, als wollten sie überhaupt nicht nahe zusammen sein, sondern eher Abstand voneinander haben.
Ein Weiteres, das er nannte, kann ich nur mit Vorsicht wiedergeben, weil ich dadurch sicher einem gewissen Klischee-Denken Vorschub leiste und ein Stück weit meine eigenen Vorurteile bestätige: Er war auch in Bill Hybels Willow Creek Community Church. Da seien ihm die Predigten so angenehm gewesen, es sei ihm richtig wohl gewesen (als Atheist).
Seine grundsätzliche Kritik an den christlichen Gottesdiensten und Predigten ist, dass die Leute nicht richtig denken würden. Dass sie sich nicht qualifiziert mit ihrem Glauben und den Gegenpositionen auseinandersetzen würden.
Es ginge in den Gottesdiensten und Predigten immer nur darum, dass es behaglich sei, dass es den Leuten wohl ist oder dass sie herausfänden, wie sie dieses oder jenes Problem lösen könnten.
Der Mann sagt, er hätte erwartet, dass mal jemand gegen seinen Atheismus predigen würde, dass ihm jemand sagen würde, warum seine Sicht falsch sei.
Das betrifft offenbar auch die Kommentare von Christen auf seiner Website oder per e-mail. Er bekomme gesagt: "Jesus liebt dich" oder "wir beten für dich". Aber niemand würde sich wirklich mit seiner Weltanschauung auseinandersetzen.
Das alles gibt mir ziemlich zu denken.
Da sitzt ein Atheist im Gottesdienst und es kommt ihm vor, als würden sich die Christen dort langweilen. Und als würden sie sich nicht besonders lieben. Und als würden sie nur um ihre Wellness besorgt sein.
UND: Er wird nicht durch das Evangelium herausgefordert! Obwohl der Mann ja eigentlich darauf wartet!
Das wirft Fragen auf, denen wir uns stellen müssen - auch wenn wir nicht auf Atheisten hören und nicht sie fragen sollen, wie wir unser Christenleben gestalten sollen.
Dennoch bleiben die folgenden Fragen stehen und sollten uns herausfordern:
- Haben wir selbst noch Hunger nach Gottes Wort?
- Warum besuchen wir sonst den Gottesdienst?
- Haben wir ein Klima der Liebe in unserer Gemeinde?
- Ist Christus das Zentrum unseres Gottesdienstes und ist das erkennbar?
- Können wir unseren Glauben einem Aussenstehenden verstehbar bezeugen?
- Sind wir in der Lage, unseren Glauben gegen falsche Weltanschauungen zu verteidigen? Oder verstecken wir uns nur in unserer "christlichen" Tradition?
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Donnerstag, 14. Juni 2007
Prophetie und Sola Scriptura
Ich bin kürzlich auf ein Video aufmerksam gemacht worden (keine Ahnung mehr, wo ich das gesehen habe - soviel zur Quellenangabe), das mich an die Relevanz des Prinzips "Sola Scriptura" erinnerte.
Es ging im Zusammenhang um die Frage der Prophetie in der heutigen Zeit.
Was mir beim Zuhören und im weiteren Nachdenken bewusst wurde, ist, dass die Proponenten für prophetisches Reden als neue Offenbarung oder neues Reden Gottes in eine aktuelle Situation durch menschliche Offenbarungsträger das Prinzip "Sola Scriptura" nicht oder mangelhaft beachten.
Sie gehen davon aus (müssen sie, wenn sie mit ihrer Position konsistent sein wollen!), dass Gott auch neben der Schrift spricht.
Sie bekennen damit nicht "Allein die Schrift als Gottes Offenbarungsquelle", sondern "Die Schrift plus menschliche Medien".
Damit sind sie eigentlich in diesem Punkt wieder hinter die Reformation zurück gegangen und haben sich zu den katholischen Mystikern gesellt, die in subjektiven Eindrücken das Reden Gottes sehen.
Wenn wir sagen, dass die Schrift allgenugsam ist für das Reden und Wirken Gottes zu und an den Menschen, dann müssen und dürfen wir keine zusätzlichen Offenbarungen annehmen.
Das einzige prophetische Reden, das noch geduldet werden kann, ist das Reden der Heiligen Schrift des AT und NT und ihre schriftgemässe Auslegung (d.i. Auslegung der Schrift durch die Schrift - also exegetische Verkündigung).
Der einzige Weg, auf dem die Charismatiker diese Position angreifen könnten, wäre der, dass sie plausibel bestreiten, dass das Prinzip "Sola Scriptura" (=Allgenugsamkeit der Schrift) nicht biblisch ist.
Das haben sie meines Wissens bisher noch nicht explizit getan...
Es ging im Zusammenhang um die Frage der Prophetie in der heutigen Zeit.
Was mir beim Zuhören und im weiteren Nachdenken bewusst wurde, ist, dass die Proponenten für prophetisches Reden als neue Offenbarung oder neues Reden Gottes in eine aktuelle Situation durch menschliche Offenbarungsträger das Prinzip "Sola Scriptura" nicht oder mangelhaft beachten.
Sie gehen davon aus (müssen sie, wenn sie mit ihrer Position konsistent sein wollen!), dass Gott auch neben der Schrift spricht.
Sie bekennen damit nicht "Allein die Schrift als Gottes Offenbarungsquelle", sondern "Die Schrift plus menschliche Medien".
Damit sind sie eigentlich in diesem Punkt wieder hinter die Reformation zurück gegangen und haben sich zu den katholischen Mystikern gesellt, die in subjektiven Eindrücken das Reden Gottes sehen.
Wenn wir sagen, dass die Schrift allgenugsam ist für das Reden und Wirken Gottes zu und an den Menschen, dann müssen und dürfen wir keine zusätzlichen Offenbarungen annehmen.
Das einzige prophetische Reden, das noch geduldet werden kann, ist das Reden der Heiligen Schrift des AT und NT und ihre schriftgemässe Auslegung (d.i. Auslegung der Schrift durch die Schrift - also exegetische Verkündigung).
Der einzige Weg, auf dem die Charismatiker diese Position angreifen könnten, wäre der, dass sie plausibel bestreiten, dass das Prinzip "Sola Scriptura" (=Allgenugsamkeit der Schrift) nicht biblisch ist.
Das haben sie meines Wissens bisher noch nicht explizit getan...
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Samstag, 9. Juni 2007
I'm a Narrow Mind addict
I exceptionally place a post in English, because I'm afraid that Gene Cook doesn't understand Luthers language, German. So, this is for you, Gene:
When I began to listen to The Narrow Mind Radio Program, I would never have thought that it could hit me. As a former drug addict, I should have known better… Now I have to confess, that I am fully addicted to The Narrow Mind and I even don't hesitate to recommend it to you!
Why? Not just because I want to become the Narrow Mind – Addict of the Week, but because I really love this radio show. It is saturated with sound biblical insight blended with a humorous way to approach the issues of real live.
I particularly love the presuppositional approach of Apologetics from which you can learn at the Atheistic Wednesday - Program and the really good discussions between Gene and his friends Jason Robertson and Scott Hill at Covenant Theology Thursdays.
But I also love all the rest on the other days. But what did I say? I don't just love it, I AM ADDICTED.
So check it out, if you don't fear to loose your free will!
Just follow these links: Unchained Radio or The Narrow Mind Aftermath
When I began to listen to The Narrow Mind Radio Program, I would never have thought that it could hit me. As a former drug addict, I should have known better… Now I have to confess, that I am fully addicted to The Narrow Mind and I even don't hesitate to recommend it to you!
Why? Not just because I want to become the Narrow Mind – Addict of the Week, but because I really love this radio show. It is saturated with sound biblical insight blended with a humorous way to approach the issues of real live.
I particularly love the presuppositional approach of Apologetics from which you can learn at the Atheistic Wednesday - Program and the really good discussions between Gene and his friends Jason Robertson and Scott Hill at Covenant Theology Thursdays.
But I also love all the rest on the other days. But what did I say? I don't just love it, I AM ADDICTED.
So check it out, if you don't fear to loose your free will!
Just follow these links: Unchained Radio or The Narrow Mind Aftermath
Freitag, 8. Juni 2007
"Zurück"(?) nach Rom # 2
Die Entscheidung Frank Beckwith's, in die römisch-katholische Kirche zurückzukehren, hat einige Entrüstung bei evangelikalen Christen ausgelöst. Warum?
Wohl vor allem deshalb, weil er einer der führenden "evangelikalen Theologen" war, bis im März sogar der amtierende Präsident der ETS (Evangelical Theological Society).
Man fragt sich: "Wie kann so etwas passieren? Wie kann ein Mann in dieser Position einen solchen Schritt machen?"
Die Antwort auf diese Frage scheint mir nicht so schwierig zu sein.
Beckwith verkörpert etwas, das im breiten Evangelikalismus gang und gäbe ist.
Er ist ziemlich sicher nie weit entfernt gewesen von der Theologie der Kirche, in die er zurück kehrte (er ist in der römischen Kirche aufgewachsen und später "evangelisch" geworden).
Was in der Evangelikalen Szene als "evangelisch" gilt, ist in Wirklichkeit gar nicht so evangelisch im Sinne des Erfinders, d.h. auf der Grundlage der geistlichen Erneuerung der Reformation.
Was im evangelikalen Lager z.B. unter Gnade verstanden wird, ist näher an der römischen Lehre als am reformatorischen Sola Gratia.
Das Schriftverständnis der meisten Evangelikalen ist in Wirklichkeit nicht mehr das Sola Scriptura der Reformation, sondern näher am römischen "Schrift plus Tradition" (wobei die Tradition nicht unbedingt dieselbe wie die der römischen Kirche ist - aber auf jeden Fall hat Pelagius ein grosses Wort mitzureden).
Auch das Christus-Verständnis ist nicht mehr das Solus Christus der Reformation, sondern es ist näher am römischen "Christus und..."
Beckwith hat in seinen Studien (die er als "Evangelikaler" betrieben hat), offenbar festgestellt, dass die Artikel des Tridentinischen Konzils grundsätzlich mit der evangelikalen Auffassung überseinstimmen und dass sie von einem Grossteil der Protestanten missrepresentiert worden seien. Dies sagt er jedenfalls in einem Interview, das hier nachzulesen ist.
Dass die Tridentinischen Artikel vom Protestantismus missrepresentiert wurden, ist einfach lächerlich. Man nehme sich nur einmal die Artikel 830ff (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, S. 515f) vor. Hier wird die evangelische Lehre der Rechtfertigung frontal angegriffen und verflucht.
Dass aber die evangelikale Welt in Wirklichkeit näher am Tridentinum ist, als sie weiss, und dass die genannten Artikel der evangelikalen Auffassung nicht sehr stark widersprechen, damit hat Beckwith wohl nicht Unrecht.
Deshalb konnte er es so lange aushalten als katholizistischer Evangelikaler, bevor er in den Schoss seiner Alma Mater zurückkehrte.
Deshalb konnte er am Ende seiner Stellungnahme auf dem Blog "Right Reason" (hier) auch sagen: "ETS’s tenacious defense and practice of Christian orthodoxy is what has sustained and nourished so many of us who have found our way back to the Church of our youth."
[Übersetzung: Die beharrliche Verteidigung und Praxis Christlicher Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) ist es, was so viele von uns erhielt und nährte, die wir unseren Weg zurück in die Kirche unserer Jugend gefunden haben.]
So wurde also seine eigentlich katholische Theologie im evangelikalen Lager gepflegt und genährt. Das soll uns herausfordern, genau nachzuprüfen, worauf wir unser "evanglisch" aufbauen. Und hatnäckig immer wieder die reformatorischen Grundlagen der Schriftauslegung zu betonen.
Wohl vor allem deshalb, weil er einer der führenden "evangelikalen Theologen" war, bis im März sogar der amtierende Präsident der ETS (Evangelical Theological Society).
Man fragt sich: "Wie kann so etwas passieren? Wie kann ein Mann in dieser Position einen solchen Schritt machen?"
Die Antwort auf diese Frage scheint mir nicht so schwierig zu sein.
Beckwith verkörpert etwas, das im breiten Evangelikalismus gang und gäbe ist.
Er ist ziemlich sicher nie weit entfernt gewesen von der Theologie der Kirche, in die er zurück kehrte (er ist in der römischen Kirche aufgewachsen und später "evangelisch" geworden).
Was in der Evangelikalen Szene als "evangelisch" gilt, ist in Wirklichkeit gar nicht so evangelisch im Sinne des Erfinders, d.h. auf der Grundlage der geistlichen Erneuerung der Reformation.
Was im evangelikalen Lager z.B. unter Gnade verstanden wird, ist näher an der römischen Lehre als am reformatorischen Sola Gratia.
Das Schriftverständnis der meisten Evangelikalen ist in Wirklichkeit nicht mehr das Sola Scriptura der Reformation, sondern näher am römischen "Schrift plus Tradition" (wobei die Tradition nicht unbedingt dieselbe wie die der römischen Kirche ist - aber auf jeden Fall hat Pelagius ein grosses Wort mitzureden).
Auch das Christus-Verständnis ist nicht mehr das Solus Christus der Reformation, sondern es ist näher am römischen "Christus und..."
Beckwith hat in seinen Studien (die er als "Evangelikaler" betrieben hat), offenbar festgestellt, dass die Artikel des Tridentinischen Konzils grundsätzlich mit der evangelikalen Auffassung überseinstimmen und dass sie von einem Grossteil der Protestanten missrepresentiert worden seien. Dies sagt er jedenfalls in einem Interview, das hier nachzulesen ist.
Dass die Tridentinischen Artikel vom Protestantismus missrepresentiert wurden, ist einfach lächerlich. Man nehme sich nur einmal die Artikel 830ff (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, S. 515f) vor. Hier wird die evangelische Lehre der Rechtfertigung frontal angegriffen und verflucht.
Dass aber die evangelikale Welt in Wirklichkeit näher am Tridentinum ist, als sie weiss, und dass die genannten Artikel der evangelikalen Auffassung nicht sehr stark widersprechen, damit hat Beckwith wohl nicht Unrecht.
Deshalb konnte er es so lange aushalten als katholizistischer Evangelikaler, bevor er in den Schoss seiner Alma Mater zurückkehrte.
Deshalb konnte er am Ende seiner Stellungnahme auf dem Blog "Right Reason" (hier) auch sagen: "ETS’s tenacious defense and practice of Christian orthodoxy is what has sustained and nourished so many of us who have found our way back to the Church of our youth."
[Übersetzung: Die beharrliche Verteidigung und Praxis Christlicher Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) ist es, was so viele von uns erhielt und nährte, die wir unseren Weg zurück in die Kirche unserer Jugend gefunden haben.]
So wurde also seine eigentlich katholische Theologie im evangelikalen Lager gepflegt und genährt. Das soll uns herausfordern, genau nachzuprüfen, worauf wir unser "evanglisch" aufbauen. Und hatnäckig immer wieder die reformatorischen Grundlagen der Schriftauslegung zu betonen.
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