Antwort #2 von Kurt Vetterli
OK, Christian, ich versuche, der Reihe nach auf Deine Voten einzugehen:
Mit den Ausführungen zu dem "jeweiligen geistlichen Prinzip und dessen kulturbezogener Anwendung" bin ich grösstenteils einverstanden. Es entspricht dem, was ich zuvor schon sagte. Einzig das "allgemeingültige Prinzip" hinter dem Kopftuchtragen würde ich etwas etwas präziser wiedergeben, nämlich damit, dass die Frau sich unter die Autorität des Mannes unterordnen soll - dass sie damit ihre schöpfungsgemässe Stellung richtig lebt und so dem Mann Ehre macht. Das Kopftuch (oder die Verschleierung) ist das Zeichen der Unterordnung.
Du schreibst:
"In 1Tim 2,8 bekundet Paulus einige wenige Sätze vor der umstrittenen Aussage in 1Tim 2,12, er wolle, dass die Männer an allen Orten beten und dabei die Hände aufheben. Kaum ein Ausleger, der Paulus' Aufforderung „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre“ allgemeingültig versteht, vertritt auch diese Aufforderung mit derselben Dringlichkeit."
Hier lässt Du beim Zitat von 1Tim 2:8 etwas wichtiges weg. Tust Du das bewusst? Paulus schreibt nicht, er wolle, dass die Männer an allen Orten beten und dabei die Hände aufheben. Sondern er schreibt, die Männer sollen an allen Orten beten indem sie heilige Hände aufheben. Das ist als Gegensatz dazu gemeint, dass sie unheilige Hände aufheben könnten. Das könnte ersetzt werden mit "ich will, dass sie in heiliger Haltung beten" oder "ich will, dass sie heilige Hände falten."
Du vergleichst die äussere (meinetwegen kulturbedingte) Haltung der Hände beim Beten der Männer mit dem "Lehren der Frau". Das ist aber ein ziemlicher Quantensprung. Wenn Du etwas vergleichen willst, dann vergleiche die äussere Haltung der Männer beim Beten mit der Bekleidung der Frauen in Vers 9 gleich danach.
Im folgenden Vers, V. 10, fährt Paulus weiter mit Anweisungen betreffend geistlicher Haltung der Frauen, ebenso in Vers 11. Dort wird explizit die Unterordnung erwähnt. Die Unterordnung wird von der Frau praktiziert, indem sie nicht lehrt, sondern sich still verhält (V.12).
Du fragst nun am Schluss Deines Votums, ob die Frau die Unterordnung unter ihren Mann nicht anders praktizieren kann, als durch nicht-lehren (schweigen). Ich denke nicht. Erstens entspricht das Lehren der Gemeinde nicht einer äusseren, kulturbezogenen Haltung. Das Lehren der Gemeinde als Unterricht im Wort Gottes und als autoritative Anleitung zum Ausleben des gelerten ist eine geistliche Sache an sich. Zweitens dürfen wir nicht übersehen, dass Paulus ja gerade in dem Zusammenhang die Geschichte mit Adam und Eva erwähnt. Eigentlich sagt er hier, dass beim Sündenfall etwas eingetreten ist, das sich in der Gemeinde nicht wiederholen darf. Nämlich, dass die Frau den Mann anleitete, ihn quasi lehrte, auf das falsche Wort (das des Teufels anstatt Gottes) zu hören. Der Mann gehorchte der (Lehre der) Frau. Die geistliche Ordnung (Hierarchie) wurde auf den Kopf gestellt, dadurch kam es zur Sünde. Die Gemeinde soll nun die Ordnung Gottes für Mann (Haupt und geistlicher Leiter) und Frau (von Gott gegebene Hilfe, untergeordnet) einhalten und darum den Frauen keine geistliche Autorität in der Gemeinde geben.
Es ist interessant, dass Du in dem Zusammenhang auch 1.Korinther 14 erwähnst. Dort führt Paulus das Schweigegebot für Frauen mit dem folgenden Satz ein: "Wie es in allen Gemeinden der Heiligen ist, sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen..." (1Kor 14:33-34).
Allgemeingültiger könnte er das nicht sagen: "Wie es in allen Gemeinden ist." - kurz darauf schreibt er auch noch: "Wie auch das Gesetz sagt" - auch hier eine Autorität, die weit über die korinthische (griechische) Kultur hinausgeht; es ist biblisches Gebot!
Also noch einmal zusammenfassend: Was Paulus mit der Schöpfungsordnung (die beim Sündenfall missachtet wurde) und mit dem Gesetz begründet, kann nicht einfach als kulturbedingt abgetan und in unserer Zeit ignoriert werden.
Mir scheint einfach, hier wird nicht Gottes Wort in einer Haltung der Bereitschaft zum Gehorsam gelesen, sondern es werden Schlupflöcher für Interpretationen gesucht, durch die man die eigene Praxis rechtfertigen kann.
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1 Kommentar:
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