Montag, 30. November 2009

Debatte zum Dienst der Frau in der Gemeinde VIII

Antwort #4 von Christian Haslebacher

Du schreibst: „Paulus verlangt, dass sich die Frauen ihren Männern unterordnen. Und deshalb dürfen sie ihnen nicht lehrmässig Anweisungen geben, ihnen sagen, wie sie sich zu verhalten haben.“

Ich antworte darauf: Wird in Epheser 5,22 die Frau zur Unterordnung unter ihren Ehemann angehalten, wird in Epheser 5,25 mit allem Nachdruck die Liebe des Mannes zur Frau gefordert, die alle Herrschaftsallüren aufhebt. So, wie es selbstverständlich nicht nur für die Männer, sondern auch für die Frauen gilt, dass sie ihre Ehepartner lieben sollen (Röm 13,8-9; Mt 22,37-40; 1Joh 4,7-8), gehört die Unterordnung ebenfalls auch zur Rolle des Mannes. Epheser 5,21 spricht vor der Unterordnung der Frau von der gegenseitigen Unterordnung. Wie für die Gemeindeglieder gilt auch für Ehepartner inklusive Ehemänner: Tut nichts aus Eigennutz ..., sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Phil 2,3-4). Im Weiteren hat sich der Mann Christus unterzuordnen (1Kor 11,3).Es geht in Epheser 5,21-33 also um die spezifische Unterordnung der Ehefrau im Lichte gegenseitiger Unterordnung. Ein herausragendes Beispiel solcher gegenseitiger Unterordnung der Ehepartner beschreibt Paulus in 1. Korinther 7,4, gemäß dessen die Frauen im Bereich der Sexualität dieselbe Autorität (exousiazo; vgl. Lk 22,25) über ihre Männer ausüben wie die Männer über ihre Frauen. Worin besteht die Hauptstruktur und die Unterordnung der Frau positiv ausgedrückt? Was heisst Unterordnung konkret? In der Regel werden Ehepartner auf partnerschaftliche und einmütige Entscheidungen zum Wohl der Ehegemeinschaft bedacht sein. Wo jedoch eine Entscheidung gefällt werden muss, bevor sich die Ehepartner darin einig werden können, oder wenn eine nicht auflösbare Pattsituation entsteht, die man nicht einfach stehen lassen oder später noch lösen kann, muss ein Mitglied der Ehegemeinschaft einen Stichentscheid treffen. Ein Aspekt der Unterordnung der Frau liegt darin, sich in Gehorsam diesem Entscheid des Mannes anzuschliessen (1Pet 3,6) und den Mann weiterhin zu ehren (Eph 5,33). Paulus folgend kommt im „Team“ der Ehe die Rolle des „Teamleiters“ grundsätzlich dem Manne zu. (Ausnahmen kann es dann geben, wenn der Mann seine Verantwortung als Haupt und „Teamleiter“ zum Beispiel aufgrund psychischer oder körperlicher Leiden nicht wahrnehmen kann.) Eine solche (paulusgemässe) Unterordnung der Ehefrau unter die Entscheidung ihres Mannes bezieht sich auch auf das Engagement und Auftreten der Ehepartner in der Öffentlichkeit und der Gemeinde. Auch die Mitarbeit der Frau in der Gemeinde geschieht in Absprache mit ihrem Ehemann, wobei zu sagen ist, dass in einer gesunden Ehe auch die Mitarbeit des Mannes in der Gemeinde in Absprache mit seiner Ehefrau geschieht. Nach meinem Empfinden kann in unserer Kultur eine Frau in der Gemeinde Lehre weitergeben, ohne dabei aus der Unterordnung unter ihren Mann auszubrechen.

Du schreibst: „Der Gehorsam gegenüber diesem Verbot kann nicht geübt werden, indem Frauen doch lehren und sich dabei 'kulturell' irgendwie anders verhalten.“

Ich antworte: Der Gehorsam gegenüber den „Anweisungen“, einander die Füsse zu waschen, beim Beten ein Kopftuch zu tragen, einander mit dem Bruderkuss zu grüssen und beim Beten die Hände aufzuheben, kann deinem Argument folgend ebenfalls nicht geübt werden, indem man all diese Dinge nicht tut und sich 'kulturell' irgendwie anders verhält. Wie gesagt: Ich verstehe das Schweigen der Frau als kulturbedingtes Zeichen der Unterordnung, wie ich Füsse wachen, Kopftuch, Bruderkuss und aufheben der Hände als kulturbedingt betrachte.


Wenn du sagst, dass Ehelosigkeit und Kinderlosigkeit keine Hindernisse für ein Ältestenamt sind, widerspricht dies klar den Anweisungen des Paulus, der sagt, ein Ältester solle Mann einer Frau sein (1Tim 3,2) und gehorsame Kinder haben (1Tim 3,4). Offenbar hältst du also nicht alle Anweisungen in 1Tim 3 für allgemein verbindlich. Dass es ein Mann sein soll, hältst du aber für allgemein verbindlich. In der einfachen Aussage „Mann einer Frau“ ist also das „Mann“ verbindlich, nicht aber „einer Frau“. Woher weisst du, dass das mit dem Mann verbindlich ist? Du verweist auf 1. Timotheus 2,11ff. Das ist ein Zirkelschluss. In deinem Eröffnungs-Statement hast du erklärt, die Aussagen von Paulus in 1. Timotheus 2,12-14 seien allgemeinverbindlich und hast als Begründung dafür drei Argumente aufgezählt, unter anderem 1. Timotheus 3. Nun begründest du 1. Timotheus 3 wieder mit 1. Timotheus 2.


Nochmals kurz zu Phöbe und der Frage, welche Art von Diakon sie war. Der Begriff Diakonos kommt in den Paulusbriefen 19mal vor (Es lebe BibleWorks!). Die Obrigkeit sowie Paulus und seine Gefährten werden als Diener Gottes bezeichnet (Röm 13,3-4; 1Kor 3,5-7; 2Kor 6,4), falsche Apostel, Paulus, Epaphras und Timotheus als Diener Christi (2Kor 11,23; Kol 1,7; 1Tim 4,6), Paulus und seine Begleiter als Diener des neuen Bundes bzw. des Evangeliums (2Kor 3,6; Eph 3,6-7; Kol 1,23), Christus als Diener der Juden (Röm 15,8) und als Diener der Sünde (Gal 2,17 in einer rhetorischen Frage), die falschen Apostel als Diener des Satans und falsche Diener der Gerechtigkeit (2Kor 11,14-15) und Tychikus als Diener und Bruder des Paulus (Eph 6,21; Kol 4,7). In Philipper 1,1 und 1Timotheus 3 wird der Begriff Diakon als Amtsbezeichnung gebraucht. Ein Diakon hat unter anderem die Aufgabe, das „Geheimnis des Glaubens“ zu bewahren (1Tim 3,9 vgl. Anweisung an Timotheus in 1,19). Paulus bezieht „Geheimnis“ inhaltlich vorwiegend (mind. 18 von 21 Stellen) auf Gottes Heilshandeln in Christus, das Evangelium. Diakon als Amtsbezeichnung ist ein Diakon der Gemeinde (vgl. 1Tim 3,15). Paulus nennt Phöbe „Diakon der Gemeinde“ (Röm 16,1). Neben Phöbe wird nur eine andere Person als „Diakon der Gemeinde“ bezeichnet: Paulus selbst (Kol 1,24-25). Er ist es „durch das Amt, das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll, nämlich das Geheimnis…“ – schon wieder dieses Geheimnis. Es scheint irgendwie mit dem „Diakon der Gemeinde“ verbunden zu sein. Wenn Paulus Phöbe also „Diakon der Gemeinde“ nennt, sollte man das nicht unterschätzen.


Aber wenden wir uns nun dem Hauptargument zu, dem Verweis des Paulus auf die Schöpfungsreihenfolge und den Fall Evas. Da ich für heute glaub schon genug geschrieben habe, erlaube ich mir, wieder einmal mit einer Frage zu schliessen. Gemäss Römer 5,12 und 1. Korinther 15,21-22 kamen Sünde und Tod durch Adam in die Welt. In 1. Timotheus 2,14 schreibt Paulus jedoch, dass sich Eva verführen ließ und in Übertretung fiel (vgl. 2Kor 11,3), Adam aber nicht verführt wurde (und in Übertretung fiel). Meine Frage an dich lautet: Stimmt diese Aussage des Paulus in 1. Timotheus 2,14. Wurde Adam nicht verführt? Fiel er nicht in Übertretung? Calvin korrigierte die Aussage in 1. Timotheus 2,14 in seinem Kommentar jedenfalls unter Verweis auf Römer 5 und wies eine besondere Schuld der Frau beim Sündenfall zurück.

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1 Kommentar:

wow gold hat gesagt…

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